Elterngespräche in Kita und Kindergarten professionell führen



Elterngespräche zu führen ist ein wichtiger Bestandteil einer vertrauensvollen Bildungs- und Erziehungspartnerschaft.

In der Praxis ist das aber gar nicht so leicht – insbesondere, wenn dir Berufserfahrung fehlt, du noch ungeübt bist im Hinblick auf Gesprächsführung oder wenn Sprachbarrieren die Verständigung schwierig machen. Erweiterte Öffnungszeiten können einen regelmäßigen Austausch zwischen Eltern und pädagogischer Fachkraft ebenso erschweren wie ständiger Personalmangel – häufig bleibt einfach zu wenig Zeit um zum Wohle des Kindes in ausreichendem Maße miteinander im Kontakt zu bleiben.

 

Fallbeispiel Elterngespräch Kindergarten – diese Gesprächsformen solltest du kennen

 

Anamnese- bzw. Erstgespräch:

 

Dauer:
ca. 30 Minuten

Ort:
ruhiger, separater Raum

Inhalt:
gegenseitiges Kennenlernen, Klärung offener Fragen bezüglich der Eingewöhnung, Abgleich von Daten, Abfrage relevanter Informationen rund um das Kind und die Familie

Situation/ Anlass:
Aufnahme des Kindes in die Einrichtung

Zeitpunkt:
zwei bis vier Wochen vor Start der Eingewöhnung

 

Beispiele:

  • Die Familie ist in der Kita noch nicht bekannt. Die Bezugsfachkraft stellt sich vor und beantwortet offene Fragen der Eltern.
  • Eltern und Fachkraft gehen gemeinsam einen Fragebogen durch, der zuvor ausgefüllt wurde. Darin geht es um Krankheiten, Allergien bzw. Unverträglichkeiten, Gewohnheiten und Rituale des Kindes, Ess- und Schlafverhalten usw.
  • Der erste Tag der Eingewöhnung wird festgelegt und das Vorgehen im Hinblick auf die Eingewöhnung zumindest grob besprochen

 

Tür- und Angelgespräch:

 

Dauer:
Höchstens zwei bis drei Minuten

Ort:
Gruppenraum

Inhalt:
relevante Informationen das Kind betreffend, die sofort weitergegeben werden müssen

Situation/Anlass:
Bringen und Abholen

Zeitpunkt:
täglich möglich

 

Beispiele:

  • Das Kind hat schlecht geschlafen und ist deshalb sehr anhänglich
  • Heute kommt die Oma das Kind abholen
  • Das Kind beschwert sich zu Hause darüber, dass ein anderes Kind es häufig schlägt und die Eltern bitten darum, das im Auge zu behalten
  • Beim Abholen: Das Kind ist hingefallen und hat sich das Knie aufgeschlagen

 

Eingewöhnungsgespräch:

 

Dauer:
30 bis 45 Minuten

Ort:
ruhiger, seperater Raum

Inhalt:
Entwicklung des Kindes während der Eingewöhnung, erste Einschätzungen und Beobachtungen der Fachkraft, offene Fragen der Eltern

Situation/Anlass:
Abschluss des Eingewöhnungsprozesses

Zeitpunkt:
sechs bis acht Wochen nach Start der Eingewöhnung

 

Beispiele:

  • Das Kind hat nach wie vor Trennungsschwierigkeiten: Wie erleben die Eltern die morgendliche Bringsituation? Welche Maßnahmen können getroffen werden um den Kind die Trennung von der Bezugsperson zu erleichtern?
  • Die Eltern haben noch Fragen bezüglich des Tagesablaufs in der Kita: Bis wann müssen die Kinder gebracht werden? Wie lange haben die Kinder die Möglichkeit zu frühstücken?
  • Eltern haben Fragen zur Entwicklung des Kindes: Warum spielt es nur für sich alleine? Warum mag es nichts frühstücken in der Kita?

 

Allgemeines Entwicklungsgespräch

 

Dauer:
30 bis 35 Minuten

Ort:
ruhiger, seperater Raum

Inhalt:
Allgemeine Entwicklung des Kindes, Beobachtungen der Fachkraft, Lern- und Entwicklungsfortschritte

Situation/Anlass:
kein Anlass notwendig

Zeitpunkt:
halbjährig, mindestens einmal im Jahr oder wenn von der Eltern/der Kita Gesprächsbedarf besteht

 

Beispiele:

  • Das Kind ist seit einem Jahr in der Kita und hat sich gut eingelebt. Es kennt die Abläufe, Regeln und Strukturen
  • Das Kind ist nun Vorschulkind, hat aber noch Schwierigkeiten sich länger als 10 Minuten zu konzentrieren. Zudem hat die Fachschule Probleme bei der Lautbildung beobachtet und möchte den Eltern raten logopädische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Die Eltern machen sich Sorgen um ihr Kind, weil es in letzter Zeit nicht gerne in die Kita geht und möchten die Einschätzung der Fachkraft zu diesem Thema einholen.

 

Konfliktgespräch

 

Dauer:
maximal 60 Minuten, wird keine Einigung erzielt besser einen Folgetermin vereinbaren

Ort:
ruhiger, seperater Raum; evtl. Büro der Leitung

Inhalt:
Herausforderndes Verhalten des Kindes, Beobachtungen der Fachkräfte, die eine Gefährdung des Kindeswohls vermuten lassen, Kritik der Eltern

Zeitpunkt:
nach Bedarf

 

Beispiele:

  • Ein Kind kommt kaum noch in die Kita und die Eltern reagieren nicht auf Nachfragen/Versuche der Kontaktaufnahme.
  • Das Kind verhält sich seit einiger Zeit auffallend aggressiv gegenüber anderen Kindern, so dass die sich ernsthaft bedroht fühlen und Angst haben in die Kita zu kommen.
  • Die Eltern werfen einer Fachkraft grobes Fehlverhalten/Verletzung des Aufsichtspflicht vor


 

Vorlagen für das Elterngespräch im Kindergarten  

Hier kannst Du Dir unsere kostenlosen Checkliste zur Planung, eine Protokollvorlage und einen Fragebogen für das Entwicklungsgespräch herunterladen
Gesprächsprotokoll für das Elterngespräch im Kindergarten
Fragebogen für das Entwicklungsgespräch im Kindergarten
Checkliste für die Vorbereitung eines Elterngespräches im Kindergarten

 

Elterngespräche vorbereiten- das solltest du beachten

 

Grundsätzlich gilt: Je gründlicher du ein Elterngespräch vorbereitest, desto professioneller und konstruktiver wird das Ergebnis ausfallen. Die folgenden Tipps können dir dabei helfen:

 

  • Erfahrenen Kolleg*innen über die Schulter schauen:Wenn du noch nie ein Elterngespräch geführt hast, hospitiere zunächst bei einer erfahrenen Fachkraft. Beobachte, welche Methoden diese anwendet, um das Gespräch in Gang zu halten, Probleme anzusprechen usw.

 

  • Zeit gewinnen:Häufig möchten Eltern ihr Anliegen sofort klären und sprechen dich vielleicht morgens im größten Chaos an. Erkläre, dass du ihren Gesprächsbedarf wahrnimmst, aber gerade keine Zeit hast um das Problem zu klären. Vereinbare stattdessen einen Gespächstermin der es dir zeitlich erlaubt dich gezielt auf das Gespräch vorzubereiten.

 

  • Entwicklungsprozesse dokumentieren:Notiere dir regelmäßig Beobachtungen zu deinem Bezugskind. Auch Beobachtungsbögen, Fotos, Portfolios oder vom Kind gemalte Bilder können dazu dienen deine Ausführungen anschaulich zu untermauern. Genauso kannst du Spielzeug, mit dem sich das Kind gerne beschäftigt, zur Veranschaulichung mit ins Gespräch nehmen.

 

  • Dolmetscher anfordern:Wenn du Zweifel hast, dass die Erziehungsberechtigten deinen Ausführungen folgen können, bitte sie rechtzeitig darum jemanden zum Übersetzen mit zum Gesprächstermin zunehmen.

 

  • Schwierige Gespräche nicht alleine führen:Wenn du weißt, dass ein Gespräch problematisch verlaufen könnte, etwa weil sich die Eltern bisher wenig kooperativ gezeigt haben oder weil zu erwarten ist, dass sie dich persönlich angreifen, bitte deine Leitung um Unterstützung. Das ist auch im Hinblick auf die Protokollführung leichter.

 

  • Eine positive Atmosphäre schaffen:Schaffe eine gute Gesprächsatmosphäre, indem du vor dem Gespräch den Raum lüftest, alles was du brauchst bereit legst und vielleicht auch Getränke anbietest.

 

Gespräche mit Eltern führen – Gesprächsführung in Kita und Krippe

 

Neben einer guten Vorbereitung ist eine professionelle Gesprächsführung wichtig, wenn du mit Eltern vertrauensvoll zusammenarbeiten möchtest. Elterngespräche zu führen ist nicht immer leicht und eine gewisse Routine kann dir helfen, dich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

Folgende Tipps in Sachen Gesprächsführung möchten wir dir daher ans Herz legen:

 

  • mit einer Begrüßung starten
  • zu Beginn des Gesprächs die Möglichkeit geben, dringende Fragen zu stellen
  • Zeitrahmen festlegen
  • Freundlich und sachlich bleiben
  • Beispiele für deine Aussagen nennen
  • Offene Fragen stellen und echtes Interesse an den Aussagen der Eltern zeigen
  • Verständnis für negative Reaktionen signalisieren, aber deinen Standpunkt begründen
  • Immer auf Augenhöhe kommunizieren und Eltern als „Experten“ für ihr Kind wertschätzen
  • Konkrete Maßnahmen verainbaren
  • Stichpunkte protokollieren und später ein ausführliches Protokoll anfertigen, welches die Eltern unterschreiben
  • Keine Diagnosen stellen, sondern lediglich Vermutungen äußern, die auf fundierten Beobachtungen basieren
  • an Experten verweisen: Kinderärzte, Therapeuten, SPZ
  • Zeitrahmen einhalten, Ausblick geben, eventuell Folgetermin vereinbaren

 

Das erste Elterngespräch führen – die wichtigsten Tipps  

  • Bevor du das erste Mal die Moderation in einem Elterngespräch übernimmst, solltest du einige Male bei verschiedenen Kolleginnen oder Kollegen hospitieren, wenn diese ein Elterngespräch führen. Reflektiert hinterher gemeinsam das Gespräch, indem ihr über die Art und Weise der Gesprächsführung sprecht, die Gesprächsatmosphäre analysiert und die Ergebnisse schriftlich festhaltet.
     
  • Wenn möglich sollte das erste Elterngespräch mit Eltern stattfinden, zu denen du einen „guten Draht“ hast. In Zukunft wirst du sicherlich auch unangenehme Gespräche mit Müttern und Vätern führen müssen, die dir weniger sympathisch sind, aber es geht schließlich um das Wohl eines Kindes. Um Sicherheit zu gewinnen und Routine zu bekommen eignen sich aber auch Entwicklungsgespräche, die voraussichtlich problemlos verlaufen. Schwierige Elterngespräche solltest du ohnehin nicht alleine führen, sondern dir Unterstützung von einer Kollegin holen.
     
  • Für jedes Gespräch mit Elstern gibt es einen Gesprächsanlass. Die Initiative kann sowohl von dir als pädagogische Fachkraft als auch von den Eltern ausgehen. In beiden Fällen musst du die Möglichkeit haben dich auf das Gespräch vorzubereiten. Kommen Eltern daher auf dich zu und bitten um ein Gespräch, so solltest du dich auf jeden Fall nach dem Anlass erkundigen.
     
  • Die Grundlage für ein Elterngespräch können gesammelte Beobachtungen von einem Kind sein, die Ergebnisse eines Beobachtungsbogens, ein bevorstehender Wechsel in eine andere Einrichtung oder die Einschulung. Auch andere Gründe sind vorstellbar, beispielsweise einfach der Wunsch, die Eltern näher kennenlernen und eine vertrauensvolle Basis zu schaffen auf deren Grundlage eine Erziehungspartnerschaft erst funktionieren kann.
     
  • Wenn es sich um ein Entwicklungsgespräch handelt, solltest du alle Punkte, die du ansprechen möchtest, schriftlich festhalten und für die Eltern kopieren (Transparenz!). Werden Maßnahmen festgelegt oder Vereinbarungen getroffen, sollte dies ebenfalls auch in schriftlicher Form geschehen- so haben beide Parteien etwas in der Hand.
     
  • Wähle für dein erstes Elterngespräch einen ruhigen Ort, am besten einen separaten Raum mit Tisch, Stühlen und einer Möglichkeit, frische Luft hinein zu lassen. Stelle Getränke bereit uns setze dich möglichst neben die Eltern und nicht gegenüber, damit keine „Fronten“ entstehen.
     
  • Eröffne das Gespräch mit einer Begrüßung. Um den Eltern die Anspannung zu nehmen kannst du ihnen die Möglichkeit geben wichtige Fragen oder Anliegen sofort zu äußern. Das schafft Vertrauen und du weißt sofort, was den Eltern auf der Seele brennt.
     
  • Fachbegriffe müssen immer erläutert und mit Beispielen erklärt werden. Nur so können Eltern sich ein Bild vom Entwicklungsstand ihres Kindes machen und fühlen sich ernst genommen. Auf der anderen Seite darfst du aber ruhig zugeben, wenn du etwas nicht weißt – gerade als Berufsanfängerin. Erkläre einfach, dass du im Hinblick auf diese Frage Rücksprache mit deinen Kolleginnen halten möchtest. So gewinnst du Zeit.

 

  • Versuche, nicht zu lange am Stück zu sprechen, sondern gib das Wort immer wieder an die Eltern ab, indem du beispielsweise fragst, wie das Kind sich zu Hause entwickelt und verhält. Indem du dafür sorgst, dass sich Gesprächsphasen und Phasen, in denen du zuhörst abwechseln, wird dich das Gespräch weniger anstrengen.

 

Extra-Tipp:

Viele Einrichtungen bieten neben den alltäglichen Öffnungszeiten alljährlich verschiedene Sonderveranstaltungen an. Diese Aktivitäten, wie Sommerfest, gemeinsame Gottesdienste, Ausflüge mit Familien, Bauspielaktionen, etc. bieten Gelegenheit auch einmal „einfach so“ miteinander ins Gespräch zu kommen.

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