Information zu altershomogenen Gruppen im Kindergarten

Sind altershomogene Gruppen im Kindergarten sinnvoll? Die Altersdifferenz in Kita-Gruppen kann unterschiedlich ausfallen und variiert von Kita zu Kita. Die meisten Einrichtungen besuchen Kinder von drei bis sechs Jahren. Es gibt aber auch Kindertagesstätten, die eine Altersmischung von zwei bis sechs Jahren oder null bis sechs Jahren haben. Der Gedanke dahinter ist, dass Kinder unterschiedlichen Alters voneinander lernen. Eine Kita gilt als familienergänzende Einrichtung in Zeiten, in denen viele Kinder mit keinem oder nur einem Geschwisterkind aufwachsen.

 

Was ist eine altershomogene Gruppe?

 

Eeine altershomogene Gruppe aus Kindern im gleichen Alter oder mit ähnlichem Entwicklungsstand. Während die Gesamtgruppe in den meisten Kitas eine größere Altersdifferenz von dreibis fünf Jahren aufweist, ist es in vielen Einrichtungen durchaus üblich in bestimmten Phasen Kleingruppen zu bilden, um eine gezieltere pädagogische Arbeit leisten zu können.

Die Frage ist: Wie könnenpädagogische Fachkräfte allen Kindern gleichermaßen gerecht werden, wenn die Altersmischung innerhalb der Gesamtgruppe immer größer wird? Wie gelingt eine individuelle Förderung möglich, wenn sowohl Wickelkinder versorgt als auch Kinder im Vorschulalter in ihrer Entwicklung begleitet werden sollen? Und welche pädagogischen Angebote gibt es für  altershomogene Kleingruppen?

 

Was ist eine heterogene Gruppe?

 

In einer heterogenen Gruppe lernen und spielen Kinder unterschiedlichen Alters und Entwicklungsstandes gemeinsam.

Heterogene Gruppen sind in deutschen Kitas vorherrschend, die Altersmischung wird nach wie vor von den meisten Pädagogen befürwortet.  Dabei wird die Altersdifferenz zwischen den Kindern immer größer. Eine individuelle Förderung ist dann nur schwer möglich. Ein gerade zweijähriges Kind hat ganz andere Bedürfnisse als ein Siebenjähriger oder ein Kind mit besonderem Förderbedarf.

 

Warum gibt es so wenige altershomogene Gruppen in Kitas?

 

Bis weit in die 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts hinein – in ländlichen Gegenden noch später – war es die Regel, dass Kinder erst mit vier Jahren einen Kindergarten besuchten. Das bedeutet, der Altersunterschied der zu betreuenden Kinder war damals l geringer als heute.

In NRW zum Beispiel hat sich in den letzten Jahren ein Modell durchgesetzt, dass die Betreuung von Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren in Regelgruppen vorsieht. Das bedeutet aber auch, dass die Fachkräfte mehr Zeit mit pflegerische Tätigkeiten wie Wickeln und Umziehen verbringen als früher. Diese Zeit fehlt unter Umständen für pädagogische Angebote, die den älteren Kindern zu Gute kommen. Insgesamt hat sich die Altersstruktur in Kindertageseinrichtungen in den letzten 20 bis 30 Jahren stark verändert – der Altersdurchschnitt ist stark gesunken, während die Aufgabenvielfalt der pädagogischen Fachkräfte und auch die Bedeutung der vorschulischen Betreuung insgesamt stark zugenommen hat.

Kleingruppenarbeit ist im Sinne der Binnendifferenzierung ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit in Kindergärten. Vor allem aber sind und waren es die Fünf- und Sechsjährigen, die altershomogeneBildungsangebote zur Schulvorbereitung bekommen. Es gibt auch viele pädagogische Fachkräfte, die generell für altershomogenere Betreuungsmodelle plädieren. Die ungarische Ärztin und Pädagogin Emmi Pikkler war der Meinung, dass Kinder in Gruppen mit ausschließlich Gleichaltrigen besser lernen und individueller gefördert werden können. Tatsache ist, dass es in Gruppen mit großer Altersmischung schneller zu Konflikten kommen kann und dass es zunehmend schwerer wird, die Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen. Bei den „Kleinen“ sind das zum Beispiel mehr Ruhe und Geborgenheit, Zeit für liebevolle Pflege, und Kuscheleinheiten bei den „Großen“ beispielsweise Platz zum Forschen, Lernen und Toben, herausforderndes Material wie Werkzeuge, Arbeitsblätter und Bücher.

 

Chancen und Herausforderungen altershomogener Gruppen

 

Es gibt gute Gründe, warum sich fast alle Kitas in Deutschland nach wie vor für altersgemischte Gruppen entscheiden. Dennoch ist in den letzten Jahren ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Viele Einrichtungen richten beispielsweise sogenannte „Nestgruppen“ ein, in denen die Kinder im Krippenalter betreut werden.

 

Hier die Vor- und Nachteile altershomogener Gruppen im Überblick:

 

Vorteile:

 

  • Erzieher/-innen können den Entwicklungsstand der einzelnen Kinder besser einschätzen und bewerten, weil sie mehr Vergleichsmöglichkeiten haben
  • Mobiliar und Material kann besser an den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder angepasst werden
  • Projekte und Angebote lassen sich spezifischer vorbereiten und umsetzen
  • Pädagogische Fachkräfte erhalten die Möglichkeit, sich auf eine Altersgruppe zu spezialisieren und eine entsprechende Expertise zu entwickeln
  • In der Schule lernen Kinder in der Regel auch in altershomogenen Gruppen
  • Erzieher/-innen werden entlastet, weil sie weniger mit pflegerischen Tätigkeiten beschäftigt sind, wenn sie mit älteren Kindern arbeiten

 

Nachteile:

 

  • Jüngeren Kindern wird die Möglichkeit genommen von älteren zu lernen und umgekehrt
  • Ältere Kinder müssen nicht mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der jüngeren nehmen, was sich negativ auf die sozial-emotionale-Entwicklung auswirken kann
  • Pädagogische Fachkräften haben weniger Möglichkeiten Praxiserfahrungen mit Kindern unterschiedlichen Alters zu sammeln
  • Einzelkindern fehlt der Kontakt zu Kindern anderer Altersstufen

 

Praxisbeispiel: Altershomogene Kleingruppenarbeit in der offenen Arbeit

 

Kleingruppenarbeit sollte idealerweise regelmäßig für die „Kleinen“, die „Mittleren“ und die „Großen“  angeboten werden.

Realistisch ist das ein- bis zweimal wöchentlich an festgelegten Tagen. Bildungsangebote, bei denen nicht das Alter der Kinder, sondern deren Interessen oder deren Förderbedarf im Fokus steht, können darüber hinaus in Form von

 

  • Projektarbeit,
  • Ausflügen,
  • offenen Bastelangeboten,
  • Waldtagen,
  • Singkreisen,
  • Arbeitsgemeinschaften,
  • Experimenten,
  • Koch- und Backangeboten,
  • Bewegungsspielen,
  • Angeboten zur Sprachförderung
  • Psychomotorik-Einheiten usw. in den Alltag integriert werden.

 

Perspektiven für altershomogenen Gruppen in Kitas

 

Im Grunde wäre es aus pädagogischer Sicht kein Problem Pilotprojekte zu starten und nur Gleichaltrige Kinder in einer Kita-Gruppe zu betreuen. Allerdings dürfte es schwierig sein Träger, Eltern und vielleicht auch die Mitarbeiter zu überzeugen, einen derartigen Versuch zu wagen.

So lange ist es wichtig, dass innerhalb der altersgemischten Gruppen räumliche, zeitliche und personelle Ressourcen geschaffen werden, um regelmäßige Kleingruppenarbeit für Kinder im ähnlichen Alter zu ermöglichen. Das könnten zum Beispiel

 

  • Ein Vorleseangebot nur für die „Kleinen“ sein,
  • ein „Forscher-Club“, der nur aus Vier- und Fünfjährigen besteht (gerade die mittleren Kinder erhalten teils weniger Aufmerksamkeit im Gruppenalltag),
  • Kreativ-Angebote für Vorschulkinder,
  • Bewegungslandschaften für Kleinkinder und Sportspiele für die „Großen“

 

Ein positiver Nebeneffekt:Die betreffenden Altersgruppen erfahren durch diese Angeboteeine besondere Wertschätzung und entwickeln im Idealfall ein gesundes Selbstbewusstsein.

Bild: shutterstock_172261862

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