Zeitarbeit im Kindergarten

Kinder, das weiß jeder, brauchen feste Bezugspersonen, zu denen sie ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Was aber passiert, wenn in Kitas tausende von pädagogischen Fachkräften fehlen und dann in den Wintermonaten noch Ausfälle aufgrund von Krankheitswellen zu verzeichnen sind? In einigen Städten und Gemeinden kann der Kita-Betrieb nur noch aufrecht erhalten werden, indem die Träger mit Zeitarbeitsfirmen zusammenarbeiten – eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Die Zeitarbeiter verfügen zwar in der Regel über eine pädagogische Ausbildung, haben aber oft jahrelang nicht mit Kindern gearbeitet. In Sachsen Anhalt scheint die Lage besonders angespannt zu sein.

 

Viele Eltern stehen den Zeitarbeitern skeptisch gegenüber


Eltern wünschen sich natürlich konstante Bezugspersonen für ihre Kinder und bekannte Gesichter als Ansprechpartner, wenn es um pädagogische Fragen geht. Das können Zeitarbeitskräfte, die nur eine kurze Zeit in den Einrichtungen arbeiten, natürlich nicht leisten. Oft kennen die kurzfristig eingestellten Personen die Kinder nicht und können dementsprechend auch nur ungenügend auf deren Bedürfnisse eingehen. Darunter leidet die Qualität der pädagogischen Arbeit. Allerdings wäre das wahrscheinlich in einem noch größeren Ausmaß der Fall, wenn die durch Krankheit und generellem Fachkräftemangel entstehende Unterbesetzung gar nicht aufgefangen werden würde. Wenn der Personalschlüssel so niedrig ist, dass rechtliche Aspekte wie die Erfüllung der Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleistet werden kann bleibt Trägern im schlimmsten Fall nichts anderes übrig als die Einrichtung vorübergehend zu schließen. Eine solche Maßnahme trifft berufstätige Eltern natürlich besonders hart, weil sie auf die Kinderbetreuung angewiesen sind. Ist es da nicht sogar legitim, dass Träger lieber mit Zeitarbeitsfirmen kooperieren, anstatt eine Kita komplett zu schließen oder die Kinder auf andere weiter entfernte Einrichtungen zu verteilen?

 

Die Kinder, das Team und die Zeitarbeiterinnen selbst tun sich schwer mit der Situation


Im Grunde ist die Situation für alle Beteiligten schwierig, nicht nur für Kinder und Eltern. Die verbleibenden Teammitglieder müssen im laufenden Betrieb plötzlich Personal anlernen, welches häufig über wenig Berufserfahrung im pädagogische Bereich verfügt. Es bleibt keine Zeit, sich in Ruhe miteinander vertraut zu machen und tägliche Abläufe ausführlich zu erklären. Alle arbeiten am Limit. Die Zeitarbeiterinnen selbst spüren wahrscheinlich den Unmut und das Misstrauen der Eltern. Sie wissen, dass ihr Einsatz zeitlich begrenzt ist und dass die Kollegen ihre Qualifikation infrage stellen. Der Verdienst ist gering, die Erwartungen an ihre Arbeitsleistung aber sind hoch. Es gilt schließlich Kinder zu betreuen - die sind an der ganzen Situation völlig unschuldig, leiden aber am meisten darunter. In einer solchen Atmosphäre die geprägt ist von Stress, Anspannung und Misstrauen ist es nahezu unmöglich, dass ein positives Arbeitsklima entstehen kann.

 

Gerade in den Wintermonaten werden Pädagogen als „Springer“ gebraucht


Was aber können Träger tun, damit eine solche Situation gar nicht erst derart eskaliert? Die Fluktuation in vielen pädagogischen Arbeitsbereichen ist hoch, denn dort sind viele junge Frauen beschäftigt, die von heute auf morgen ausfallen können, wenn beispielsweise eine Schwangerschaft vorliegt und ein nicht ausreichender Immunstatus festgestellt wird. Im Winter kommt es zudem aufgrund von Krankheitswellen oft zu massenhaften Personalausfällen. Wichtig ist, dass Eltern darüber aufgeklärt werden welche Folgen es haben kann, wenn sie ihre kranken Kinder in die Kita schicken. Natürlich ist es für berufstätige Mütter und Väter schwierig tage- oder wochenlang nicht arbeiten zu können, weil das Kind fiebert oder sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen hat. Aber: Wenn Kinder sich ständig gegenseitig anstecken, weil sie sich nicht richtig auskurieren können, ist es kein Wunder, wenn das Personal in Kitas ebenfalls häufig ausfällt. Davon abgesehen sollten Träger immer flexible Springerkräfte einstellen, die überall dort aushelfen, wo Not am Mann ist. Möglicherweise könnten sich auch mehrere Träger für diesen Zweck zusammenschließen. Da sich ausgebildete Erzieherinnen verständlicherweise nicht darum reißen, als Springer zu arbeiten, sondern lieber zu einem festen Team gehören möchten, muss in diesem Fall über finanzielle Anreize nachgedacht werden. So lange die Lage auf dem Stellenmarkt aus Sicht der Träger und Einrichtungen so angespannt ist, gibt es in diesem Zusammenhang kaum Alternativen. 

 

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