Soziogramm Kita

 

Sicher hast du das auch selbst schon so erlebt: Man beobachtet Kinder, die miteinander spielen und denkt: Ach, die verstehen sich prima – da entwickelt sich eine tolle Freundschaft. Oder es gibt zwei Gruppen von Kindern, die sich immer wieder rivalisierend gegenüberstehen und man ist davon überzeugt, dass die jeweiligen Anführer sich überhaupt nicht leiden können. Schon wenn du das liest, wirst du vielleicht auf die Idee kommen, dass dies lediglich die Wahrnehmungen eines Außenstehenden sind und sich nicht immer mit dem decken, was die Betroffenen selbst denken und fühlen. Um die Gruppenstrukturen einer Kita-Gruppe zu hinterfragen, Freundschaften zu erkennen und gegenseitige Wertschätzung aufzubauen, lohnt es sich, regelmäßig Soziogramme anzufertigen. Denn so erkennst du auch frühzeitig, wenn ein Kind in der Außenseiterrolle steckt und kannst Hilfestellung geben, um es aus eben dieser Position herauszuholen.

 

Was musst du vorbereiten und wie kannst du die Befragung kindlich gestalten?

 

Suche dir einen ruhigen Raum, in dem du die Fotos aller Kinder auf einem Tisch oder auf dem Boden verteilst. Je nachdem, welche Befragungsmethode du auswählst, zeichne einen Bus, einen langen Tisch, ein Flugzeug mit entsprechender Anzahl von Sitzplätzen auf. Die Fotos sollten dann in der Größe der Sitzplätze vorliegen. Entscheidest du dich für die Glückssteinmethode, lege genügend Steine bereit und ordne die Fotos der Kinder bestenfalls in Kreisform an.

Rufe immer nur ein Kind zu dir und erkläre ihm, was du mit ihm spielen möchtest. Es ist wichtig, dass die Kinder das Ganze als Spiel betrachten. Und besonders wichtig ist: Die Kinder müssen die Personen benennen. Es reicht nicht, dass du deinen eigenen Eindruck aus Spielsituationen für bare Münze nimmst. Kinder sind nämlich wahre Meister im „sich-anpassen“ und wenn das Kind, mit dem sie am liebsten spielen würden, nicht verfügbar ist, wählen sie sich ein anderes. Das kann durchaus auch ein Kind sein, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben will. Um nun mit Kindern über ihre Beziehungen ins Gespräch zu kommen, visualisierst du am besten alle verfügbaren Gruppenmitglieder, indem du Fotos aller Kinder bereit legst.

 

Nun gibt es unzählige Möglichkeiten:

 

  • Welche Kinder sollen bei dir am Tisch sitzen? Und welche Kinder würdest du lieber am Nachbartisch hinsetzen?
  • Du bestimmst, wer mit dir im Bus fahren darf und wer an der Haltestelle stehenbleiben soll
  • Ihr macht eine Reise mit dem Flugzeug. Welche Kinder dürfen mit deinem Flugzeug fliegen und wer muss am Flughafen auf den nächsten Flieger warten?

 

Du kannst auch

 

  • Glückssteine verteilen lassen. Hierfür bekommt das Kind eine Handvoll Steine (Abgezählt, genau in der Anzahl der Gruppenmitglieder) und legt jedem Kind, das es mag, einen Stein hin. Kinder, die man besonders gern mag, können auch mehr als einen Stein bekommen. Das bedeutet aber zugleich, dass ein anderes Kind gar keinen bekommt. Achte darauf, wie das Kind reagiert, wenn es am Ende bemerkt, es fehlt etwas. Verschiebt es die Steine noch einmal? Lässt es alles so und findet es in Ordnung? Äußert es sich vielleicht so, dass jetzt für das Kind X noch ein Stein fehlt? Um die Ergebnisse zu dokumentieren, solltest du ein Diktiergerät dabei haben, mit dem du die Aussagen des jeweiligen Kindes festhältst. Zugleich notierst du, welches Kind als erstes und welches als letztes ausgesucht wurde, denn auch diese Situationen sind sehr aufschlussreich.

 Aus allen Erkenntnissen erstellst du am Ende ein Soziogramm. Kopiere dir dafür das beigefügte PDF Formular und fülle es folgendermaßen aus:

 

 

  •  Ein Kind, das von einem anderen Kind positiv benannt wurde, wird mit einer grünen Linie (zwischen dem Nennenden und dem Benannten) verbunden. Der Pfeil zeigt in die Richtung des Benannten.
  • Ein Kind, das von einem anderen Kind negativ benannt wurde, wird mit einer roten Linie (zwischen dem Nennenden und Benannten) verbunden. Der Pfeil zeigt in die Richtung des Benannten.
  • Kinder, die sich nicht gegenseitig wählen, werden nicht mit einer Linie verbunden.

 

Du wirst schnell feststellen, dass es Kinder gibt, die von vielen anderen positiv benannt werden, selbst aber nur wenige andere Kinder auswählen. Dann gibt es diejenigen, die viele andere Kinder wählen, selbst aber nur selten oder gar nicht ausgesucht werden. All diese Erkenntnisse wertest du aus und findest so:

 

Den Star der Gruppe = Das Kind, das von den meisten anderen Kindern ausgesucht wurde

Freundschaften = Kinder, die sich gegenseitig positiv benennen

Ablehnung = Kinder, die sich gegenseitig negativ benennen

Außenseiter = Kinder, die von vielen anderen negativ benannt wurden

Vergessene = Kinder, die weder positiv noch negativ benannt wurden

 

Die Auswertung gibt dir schließlich Aufschluss darüber, welche Kinder gut in der Gruppe integriert sind und wo du dem Kind eventuell noch ein wenig Hilfestellung geben musst. Achte besonders bei Gemeinschaftsaktivitäten darauf, abgelehnte oder vergessene Kinder einzubeziehen. Die Vergessenen sind oft die Kinder, die sich zurückziehen, eher ruhig wirken und daher auch den Kindern nicht „auffallen“.

 

Wichtig:

 

Sorge dafür, diese Befragungen regelmäßig, mindestens zweimal pro Jahr, durchzuführen. Bestenfalls nutzt du einen Termin kurz vor den Sommerferien und einen im Spätherbst oder Frühwinter. Auch direkt nach den Weihnachtsferien ist ein guter Zeitpunkt, wenn die Kinder etwa 1-2 Wochen wieder in der Kita sind.

Vergleiche die Ergebnisse der einzelnen Kinder. Wenn du öfter die gleichen (oder ähnliche) Ergebnisse erhältst, sich beispielsweise zwei Kinder mehrfach gegenseitig positiv wählen, kann man von einer Freundschaft sprechen. War es eine einmalige Wahl, kann das auch mit einer besonderen Begebenheit an diesem Tag zu tun gehabt haben. Daher ist es enorm wichtig, nicht einem Einzelergebnis zu viel Bedeutung beizumessen und doch immer die Ergebnisse im Auge zu behalten.

Wenn du die Soziogramme erstellst, wähle immer eine andere Methode, um die Beziehungen der Kinder festzustellen. Nur so bleibt es für die Kinder spannend und sie gehen konzentriert an die Arbeit.

Notiere dir immer auch Aussagen der Kinder, die manchmal sogar begründen, warum sie ein anderes Kind auswählen – oder nicht. All dies sollte in die Zusammenfassung deiner Auswertung einfließen. Möchtest du jedem Kind sein individuelles Soziogramm erstellen, kannst du in kurzen Sätzen die Auswertung entsprechend erläutern.

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