Information zum Beruf Krippenpädagogin


Die Gebäude stehen, die Nachfrage nach Krippenplätzen ist hoch, doch wo sind die qualifizierten Kleinkindpädagogen/innen bzw. Krippenpädagogen/innen? Seit 2013 hat jedes Kind in Deutschland ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen rechtlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Daher wurden in den letzten fünf Jahren zahlreiche Krippen gebaut, um den Bedarf decken zu können. Trotzdem herrscht in vielen Regionen ein regelrechter Mangel. Obwohl aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen, dass in keiner anderen Phase des Lebens ein Mensch so schnell lernt wie in den ersten Jahren und die Krippe mittlerweile als Bildungseinrichtung gesehen wird, ist die Krippenpädagogik in vielen Lehrplänen von Ausbildungsinstituten nicht verankert.
Doch was bedeutet dies alles für dich als Fachkraft? Im Folgenden erhältst du einen umfassenden Einblick zum Thema Krippenpädagogik.


Was ist die Krippenpädagogik?
 

Die Arbeit in der Krippenpädagogik stellt Fachkräfte vor eine große Herausforderung, da Kinder in den ersten drei Lebensjahren schnell wachsen und extrem viel lernen. Als Fachkraft legst du die Grundlagen dafür, ob ein Kind seine Neugier bewahrt und seine Umwelt eigenständig erkundet. Dafür ist eine spezielle Pädagogik erforderlich, bei der Bildungsangebote gezielt für Kleinkinder gestaltet werden.

Die Krippenpädagogik umfasst pädagogische Prinzipien, Methoden und Ansätze, die in der Betreuung und Bildung von Kleinkindern im Krippenalter angewendet werden. Diese Pädagogik sollte die ganzheitliche Entwicklung sowie die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessen der Kinder berücksichtigen. Dabei kann der Ansatz der Krippenpädagogik je nach pädagogischem Ansatz wie beispielsweise Montessori oder Pikler variieren. Auch kulturelle Kontexte sowie die Richtlinien und Standards des jeweiligen Bundeslandes spielen eine Rolle.
 

Was sind die Grundlagen der Krippenpädagogik?
 

Um die Grundlagen darstellen zu können, ist es essenziell, auf die Frage einzugehen, was Kinder im Krippenalter brauchen bzw. welche Bedürfnisse sie haben. Dabei steht die Interaktion im Vordergrund. Die Kontaktaufnahme zu anderen Kindern, aber auch zu dir als Fachkraft, ist besonders wichtig.
 

Folgende Grundlagen bilden das Fundament für eine ganzheitliche und entwicklungsfördernde Betreuung und Bildung in der Kinderkrippe:

  • Sichere Bindung und Beziehung: Eine sichere Bindung zwischen den Kindern und dir als Fachkraft ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Kinder. 
  • Fokus liegt auf dem einzelnen Kind: In diesem Alter ist das Spielverhalten noch nicht so wie im Kindergarten. Vieles spielt sich auch zwischen dir als Fachkraft und dem Kind ab. 
  • Feste Strukturen und Rituale: Vertraute Dinge sind für Krippenkinder sehr wichtig. Sie geben Ihnen Sicherheit. Dies kann zum Beispiel ein geregelter Tagesablauf sein oder das mitgebrachte Kuscheltier, dass das Kind beim Schlafen begleitet.
  • Ganzheitliches Lernen: Die Krippenpädagogik fördert ein ganzheitliches Lernumfeld, das alle Aspekte der kindlichen Entwicklung berücksichtig.
  • Aktivitäten am Boden: Das aktive Tun finden vermehrt am Boden statt. So werden beispielsweise Puzzles auf dem Boden gebaut.
  • Übergänge: In der Krippe finden viele Übergänge statt, von der Familie zur Kinderkrippe und von der Kinderkrippe in den Kindergarten. Daher wird viel Wert auf eine kontinuierliche Betreuung und Bildung gelegt, die die individuellen Bedürfnisse der Kinder während verschiedener Lebensphasen berücksichtigt. Die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten ist dabei sehr wichtig
  • Partizipation und Mitbestimmung: Kinder werden als aktive Teilnehmer ihres Lernprozesses angesehen. Krippenpädagogen ermutigen sie dazu, Entscheidungen zu treffen, ihre Interessen zu verfolgen und an Aktivitäten teilzunehmen.

 

Wie wird man Krippenpädagoge/in und welche Ausbildung brauche ich?
 

Es gibt keine speziell gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung, um in einer Krippe zu arbeiten. Sowohl gelernte Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen als auch staatlich anerkannte Erzieher und Erzieherinnen können im Bereich der U3-Betreuung tätig sein. Allerdings ist die Krippenpädagogik in den regulären Ausbildungen nur begrenzt im Lehrplan enthalten. Es stehen jedoch verschiedene Fort- und Weiterbildungen zum Thema Krippenpädagogik zur Verfügung, die jedoch oft mit hohen Kosten verbunden sind. Daher solltest du im Voraus überlegen, ob eine weitere Ausbildung für dich sinnvoll ist oder ob du durch praktische Erfahrungen nach dem Prinzip „Learning by Doing“ oder durch eine einfache Fortbildung die Grundlagen der Krippenpädagogik erwerben kannst.

 

Was macht man als Erzieher/in in der Krippe?
 

Zu den vielfältigen Aufgaben einer Fachkraft gehören:

 

  • Entwicklungsförderung: Durch pädagogische Angebote und eine anregende Umgebung förderst du als Fachkraft die körperliche, emotionale, soziale und kognitive Entwicklung der Kinder.
  • Betreuung und Pflege: Neben der reinen Versorgung wie dem Wickeln und Waschen entsteht dabei auch eine enge Bindung. Das Wickeln bietet Gelegenheit für intensiven Blickkontakt und stärkt die Bindung zwischen dir und dem Kind.
  • Beobachtung und Dokumentation: Durch deine kontinuierliche Beobachtung kannst du die Fortschritte und Verhaltensweisen der Kinder erfassen und darauf angemessen reagieren, um die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes zu verstehen, zu unterstützen und zu fördern.
  • Bildungs- und Erziehungspartnerschaft: Deine Aufgabe als Fachkraft ist es, dich mit den Eltern regelmäßig auszutauschen, um Informationen über den Entwicklungsstand des Kindes auszutauschen, Eltern zu beraten und sie bei Bedarf zu unterstützen
  • Gesundheitsförderung: Auf die Gesundheit der Kinder zu achten gehört zu deinen Aufgaben. Dabei sollten gesunde Gewohnheiten wie eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Hygienepraktiken wie das gemeinsame Händewaschen gefördert werden.
  • Sicherheit geben: Du als Fachkraft solltest dafür sorgen, dass die Umgebung sicher ist. Dabei ist es deine Aufgabe, die Kinder stets zu beobachten, um Unfälle zu vermeiden und im Notfall angemessen zu reagieren.


Wichtig: Diese Aufgaben können je nach den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Einrichtung, des Konzepts und den Bedürfnissen der betreuten Kinder variieren. Die aufgeführten Aufgaben sind nicht vollständig, da es je nach Kindern und der Einrichtung weiter Aufgaben geben kann.


Was lernt ein Kind in der Krippe?
 

Laut aktuellen Erkenntnissen der Lernforschung lernt ein Kind im Krippenalter ganzheitlich und kontinuierlich, auch während des Krippenalltags. Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan betont dabei die zentrale Rolle der Sinne, Emotionen, geistigen Fähigkeiten und Ausdrucksweisen. Kinder in diesem Alter nehmen alles intensiv auf, was sie gerade interessiert und emotional bewegt.

Es ist daher wichtig, die Basiskompetenzen der Kinder im Krippenalter gezielt zu fördern:

  • Emotionale und soziale Kompetenz
  • Kommunikative Kompetenz
  • Personalie Kompetenz 
  • Körperbezogenen Kompetenz 
  • Kognitive und lernmethodische Kompetenz
  • Kinder in ihrem positiven Selbstkonzept stärken
  • Resilienz


Wichtig: Gemäß der Handreichung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder in den ersten drei Lebensjahren gilt es, zu beobachten, was ein Kind bereits eigenständig tun kann. Basierend darauf solltest du das Kind unterstützen, damit es weiterhin Dinge erkunden kann ohne es dabei zu über- oder unterfordern. Eine vertrauensvolle Beziehung zu dir als Fachkraft ist dabei die Voraussetzung für alle Lernprozesse.


Häufig gestellte Fragen zum Thema Krippenpädagogik
 
Gibt es ein Zertifikat Fachkraft für Krippenpädagogik in Bayern?

Es gibt viele Träger, die nach erfolgreichem Abschluss einer Weiterbildung ein Zertifikat ausstellen. Achte bei deiner Weiterbildung darauf, inwieweit dieses Zertifikat anerkannt ist. In Bayern gibt es beispielsweise Weiterbildungen, die nur innerhalb Bayern gültig sind.
 

Welche Weiterbildungen gibt es zur Fachkraft für KrippenpädagogInn?
 

Viele private und kirchliche Träger sowie Fernakademien bieten Weiterbildungen an. Dabei können sich die Fort- und Weiterbildungen in Bezug auf die Dauer, die Inhalte sowie die Kosten unterscheiden. Beispiele hierfür sind:

 

  • Weiterbildung zur Fachkraft für Krippenpädagogik 
  • Zertifikatskurs Fachkraft für Kinder bis 3 Jahre
  • Fachkraft für Kleinkindpädagogik 
  • FacherzieherInn für Krippen- und Kleinstkindpädagogik
  • Ausbildung in Pikler®-Kleinkindpädagogik
     

Wenn du keine umfangreiche Weiterbildung absolvieren kannst oder möchtest, gibt es auch die Möglichkeit, zeit- und kostengünstigere Fortbildungen (online oder in Präsenz) zu absolvieren. Hier sind einige Beispiele:

  • Ästhetische Bildung im Krippenbereich
  • Bewegung die erste Sprache des Kinds
  • Eingewöhnung U3
  • Kognitive Entwicklung in den ersten Jahren
  • Sprachliche Bildung U3

 

Welche Inhalte umfassen die Weiterbildung zur Krippenpädagogik?
 

Welche Inhalte thematisiert und vermittelt werden ist je nach Fortbildungsträger unterschiedlich. Häufige Inhalte sind jedoch:


•    Bildung und Entwicklung in den ersten 3 Jahren
•    Entwicklungspsychologie 0 - 3 Jahre
•    Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern
•    Pädagogische Alltagsgestaltung und Beispiele für altersgeeignete päd. Angebote
•    Rechtliche Grundlage und pädagogische Konzepte
•    Beobachtung und Dokumentation 
•    Verschiedene Eingewöhnungskonzepte 
•    Bindungstheorie
•    Haltung und professionelle Rolle der pädagogischen Fachkraft 
•    Gestaltung von Übergängen (Transitionen)

 

Wie lange dauert eine Weiterbildung?

 

Der Umfang der Fortbildung variiert ebenfalls je nach Weiterbildungsinstitut. Einige Institute bieten diese Weiterbildung auch online an. In der Regel sind die Kurse in verschiedene Module unterteilt. Am Ende muss meist eine Abschlussarbeit verfasst werden. Es ist auch üblich, dass ein Kolloquium über die Inhalte der Abschlussarbeit abgehalten werden muss.

 

Wie sieht die Raumgestaltung in der Krippe aus?
 

Die Raumgestaltung in einer Kinderkrippe kann je nach pädagogischem Konzept, den Zielen der pädagogischen Arbeit, den Bedürfnissen der Kinder und den verfügbaren Ressourcen variieren. Dabei sollten stets die vorgeschriebenen Sicherheitsstandards, zum Beispiel von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) eingehalten werden. 
Hier sind einige Tipps, die du bei der Gestaltung von Krippenräumen beachten kannst.

 

  • Sicherheit: Die Raumgestaltung muss sicher sein und den Bedürfnissen sowie Fähigkeiten der Kinder entsprechen. Dazu gehören abgerundete Kanten, gesicherte Steckdosen und stabile, kindersichere Möbel.
  • Funktionalität: Die Räume sollten den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden. Dazu gehören Rückzugsmöglichkeiten, Spielbereiche, Essbereiche usw. 
    WICHTIG: Es sollte keine Situation entstehen, in denen ein „Nein“ notwendig ist, wie beispielsweise „Nein, du darfst dort nicht hinauf“. Es sollte kein Nein notwendig werden im Gruppenraum: " Achte darauf, dass alles altersgerecht eingerichtet ist und der Entwicklung der Kinder entspricht.
  • Anregende Umgebung: Die Räume sollten eine anregende Umgebung bieten, die die Neugier und das Lernen der Kinder fördert. Dazu gehört altersgerechtes Spielzeug, Büchern und kreativen Materialien.
  • Flexibilität: Die Raumgestaltung sollte flexibel sein, um den sich verändernden Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Das bedeutet, dass Möbel leicht umgestellt werden können, um verschiedene Aktivitäten zu ermöglichen, und dass Bereiche für unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden können.

 

Was sind Herausforderungen in der Krippenpädagogik?
 

 

Die Arbeit in einer Krippe stellt pädagogische Fachkräfte vor diverse Herausforderungen.

 

  •  Hoher Zeitaufwand aufgrund individueller Betreuung der Kinder sowie pflegerischen Aufgaben wie Wickeln
  • Körperliche Belastungen durch stetiges Heben von Kindern, ergonomische Herausforderungen wie das Sitzen auf kleinen Stühlen
  • Vermehrte Bildungs- und Erziehungspartnerschaft aufgrund des stetigen Austausches über Entwicklungsschritte des Kindes oder individuelle Vorlieben oder Rituale beispielsweise beim Schlafen
  • Verlängerte Eingewöhnungen, da sich die Erziehungsberechtigten wo möglich nicht von ihren „Kleinen“ trennen können.

In Zeiten des Fachkräftemangels kann dies sehr anstrengend sein, da der empfohlene Personalschlüssel in Kinderkrippen nicht immer eingehalten werden kann. Das bedeutet oft, dass du diese Aufgaben alleine bewältigen musst.

 

Quellen:
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
Staatsinstitut für Frühpädagogik München (2010): Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren. Handreichung zum Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung, Verlag das Netz.
 

Bild: shutterstock_1347582623

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