Von der Kinderpflegerin zur Erzieherin

Obwohl Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger heute in der Praxis fast die gleichen Aufgaben wie ihre Kolleginnen und Kollegen mit einer Erzieherausbildung übernehmen, werden sie in pädagogischen Einrichtungen oft schlechter bezahlt. Zusätzlich dazu werden in vielen Bundesländern trotz Fachkräftemangels nur noch wenige Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger neu eingestellt, um den Beruf aufzuwerten. Daher ist es verständlich, dass immer mehr Betroffene darüber nachdenken, sich durch eine Weiterbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin oder zum staatlich anerkannten Erzieher zu qualifizieren.


Ein Problem liegt darin, dass viele Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen bereits seit langem in ihrem Beruf tätig sind, jedoch ihre Schul- und Ausbildungszeit weit zurückliegt. Für diejenigen, die zudem zu Hause eine eigene Familie haben, ist es oft zeitlich und finanziell nicht möglich, eine (unbezahlte) Vollzeitausbildung an einer Fachschule oder Fachakademie für Sozialpädagogik zu absolvieren. In diesem Artikel erfährst du, wie du den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers ergreifen und während deiner Ausbildung auch Geld verdienen kannst.

 

Von der Kinderpflegerin zur Erzieherin: so geht's


Du fragst dich, wie lange es dauert, eine Weiterbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher zu machen? Es stehen dir verschiedene Möglichkeiten offen, eine Erzieher-Ausbildung zu absolvieren.
 

  • Vollzeit
  • Teilzeit
  • Praxisintegrierte Ausbildung (z. B. PIA-Modell, OptiPrax-Modell oder auch PivA)


Wichtig: Aufgrund des akuten Fachkräftemangels führt jedes Bundesland kontinuierlich neue Modellversuche mit unterschiedlichen Namen für Weiterbildungen durch. Einige der hier aufgeführten Möglichkeiten können auch wieder eingestellt werden.
Beachte daher, dass es je nach Bundesland, Stadt oder Fachschule Unterschiede in den jeweiligen Angeboten oder Namen der Ausbildung geben kann (z. B. OptiPrax - Stadt München, PivA in Hessen)

 

Informiere dich somit vorab:

  • Ob die Weiterbildung auch in anderen Bundesländern anerkannt wird (falls du planst, auch mal in einem anderen Bundesland zu arbeiten)
  • Welchen Abschluss du nach der Weiterbildung erhältst (Fachkraft oder staatlich anerkannter Erzieher/Erzieherin). Dies ist nämlich auch abhängig davon, ob du nur in deinem Bundesland oder deutschlandweit arbeiten kannst.
  • Der Titel Fachkraft kann unter Umständen nur in dem Bundesland, in dem er erworben wurde, mit dem der staatlich anerkannten Erzieherin gleichgesetzt werden.
  • Welche Ausbildungsform in deiner Region angeboten wird

 

Wie wird man von Kinderpflegerin zur Erzieherin? 

Da es viele Ausbildungsmöglichkeiten gibt, ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, was für dich oder deine Familie realistisch ist. Überlege, ob eine klassische Weiterbildung für dich infrage kommt, und ob du Vollzeit oder Teilzeit bevorzugst. Um das beste Bildungsangebot für dich zu finden, erhältst du im Folgenden eine Übersicht über konkrete Möglichkeiten.
 

Fachakademie für Sozialpädagogik
 

  • Ausbildungsform: Vollzeit- oder Teilzeitschulische Ausbildung. Bei der teilzeitschulischen Ausbildung findet der Unterricht in den Abendstunden und/oder am Wochenende statt.
  • Dauer der Ausbildung: Die Dauer ist abhängig von der Ausbildungsform, den Zugangsvoraussetzungen, Schulabschluss sowie bisherigen Beruflichen Erfahrungen. 

    Vollzeitausbildung: in der Regel zwei bis vier Jahre
    Teilzeitausbildung: bis zu 6 Jahre
     
  •  Kosten: kostenfrei an freien sowie staatlichen Fachschulen. Jedoch fallen Kosten für Lern- und Arbeitsmittel an. Einige Fachschulen erheben Schulgeld
  • Vergütung während der Ausbildung: kein Verdienst während des schulischen Teils der Ausbildung 
    Eine Ausbildungsvergütung erhältst du erst mit Beginn deines Anerkennungsjahres. Die Höhe dieses Gehalts richtet sich nach deinem Bundesland, nach deiner Wochenarbeitszeit und nach der Institution selbst.
  • Zugangsvoraussetzungen: je nach Bundesland unterschiedlich, jedoch wird meist ein mittlerer Schulabschluss benötig sowie ein polizeiliches Führungszeugnis
     

Beachte: Je nach Bundesland können die Voraussetzungen hinsichtlich des Schulabschlusses abweichen. Es können auch zusätzliche Anforderungen gestellt werden, wie ein ärztliches Attest über die gesundheitliche Eignung, ein erweitertes Führungszeugnis oder ein bestehender Arbeitsvertrag in einer geeigneten sozial- oder heilpädagogischen Einrichtung.

Verkürzte Ausbildung 

In fast allen Bundesländern wie beispielsweise Hessen oder Berlin gibt es für Personen mit einschlägiger, pädagogischer Vorqualifikation die Möglichkeit, die Gesamtausbildungszeit der Ausbildung zum Erzieher, zur Erzieherin zu verkürzen.

Eine sogenannte Anpassungsqualifizierung oder Anpassungsleergang.  Die Voraussetzungen, Dauer sowie Kosten dafür variieren je nach Fachschule, Institut und Bundesland.

Dies gilt auch für Personen mit einem bereits vorhandenen ausländischen sozialpädagogischen Abschluss. Du solltest dich dazu bei deiner zuständigen Behörde informieren, da ein auf Antrag auf staatliche Anerkennung gestellt werden muss. Zudem werden in der Regel Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2 oder C1 vorausgesetzt. 
Wichtig: In manchen Bundesländern ist diese Anerkennung nur befristet.

 

Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen (OptiPrax)


OptiPrax wird in drei Varianten angeboten.
 

  • Ausbildungsform: 
    Variante 1: Mit Mittlerem Bildungsabschluss 4 Jahre Ausbildungsdauer, für Kinderpfleger/-innen nach dem Kinderpflegeabschluss 3 Jahre Ausbildungsdauer
    Variante 2: Mit Fach-/ Abitur und Nachweis einer 6-wöchigen Tätigkeit in einer sozialpädagogische Einrichtung 3 Jahre Ausbildungsdauer
    Variante 3: Mit fachfremder Berufsausbildung 3 Jahre Ausbildungsdauer
  • Dauer der Ausbildung: drei Jahre für Personen, mit einem fachfremden Berufsabschluss, vier Jahre für Personen ohne fachfremde abgeschlossene Berufsausbildung
  • Kosten: kostenfrei, jedoch fallen Kosten für Lern- und Arbeitsmittel an
  • Vergütung während der Ausbildung: ja
  • Zugangsvoraussetzungen: oftmals wird vor Ausbildungsbeginn neben dem (Fach-)Abitur auch eine sechswöchige Tätigkeit in einer sozialpädagogischen Einrichtung verlangt.

 

Weitere Informationen zu OptiPrax findest du hier:
http://www.erzieherin-ausbildung.de/content/optiprax-ein-modellversuch-des-kultusministeriums-bayern

 

praxisintegrierte Erzieherausbildung“ (PIA) 

Die PiA-Ausbildung wird seit 2012 angeboten. Vorreiter war das Land Baden-Württemberg. Heute ist es möglich, die PiA-Ausbildung in fast allen Bundesländern zu absolvieren. Die Praxiszeit, die bei der klassischen Erzieherausbildung und dem Berufspraktikum separat anfällt, ist bereits in der PiA-Ausbildung integriert.
 

  • Ausbildungsform: praxisintegrierte Ausbildung: Praxisteil etwa zwei Tage pro Woche in einer Kindertagesstätte. Der theoretische Teil wird in einer "Fachschule für Sozialpädagogik" vermittelt.
  • Dauer der Ausbildung: drei Jahre
  • Kosten: kostenfrei, jedoch fallen Kosten für Lern- und Arbeitsmittel usw. an
  • Vergütung während der Ausbildung: ja 
  • Zugangsvoraussetzungen: unterschiedlich je nach Bundesland, meist jedoch ein mittlerer Schulabschluss, einschlägige Erstausbildung oder (Fach-)Abitur, ein Schul- als auch ein Praxisplatz. In einigen Bundesländern gelten Sonderregelungen für Quereinsteiger.

PiVa (Praxisintegrierte vergütete Ausbildung)  

Die PivA baut auf einer beruflichen Erstausbildung und Berufserfahrungen auf.

  • Ausbildungsform: vorrangig praxisintegrierte Ausbildungsanteile. Das Berufsanerkennungsjahr ist in dieser Zeit bereits enthalten.
  • Dauer der Ausbildung: drei Jahre
  • Kosten: kostenfrei, jedoch fallen Kosten für Lern- und Arbeitsmittel usw. an
  • Vergütung während der Ausbildung: ja 
  • Zugangsvoraussetzungen: Um einen Platz zu erhalten, musst du sowohl einen Platz bei einem Träger einer sozialpädagogischen Einrichtung als auch einen Platz an einer Fachschule für Sozialpädagogik bekommen.

 

Nichtschüler- bzw. Externenprüfung


Wer weiterhin in Vollzeit arbeiten möchte und eigenständiges Lernen gut bewältigen kann, hat in allen Bundesländern unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, an der Nichtschüler- bzw. Externenprüfung teilzunehmen. Diese Prüfungen werden von ausgewählten Fachschulen und Fachakademien durchgeführt.

  •  Ausbildungsform: Kein Schulbesuch an einer Fachakademie nötig, die Prüfungsvorbereitung erfolgt in Selbststudium oder Online durch die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs
  • Dauer der Ausbildung: 6 bis 12 Monate
  • Kosten: die Nichtschüler- bzw. Externenprüfung ist kostenfrei, die Kosten für die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs variieren je nach Anbieter
  • Vergütung während der Ausbildung: ja, da du deiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit nachgehen kannst
  • Zugangsvoraussetzungen: werden von den Bundesländern bestimmt und sind unterschiedlich, meist jedoch u. a.  mittlere Schulabschluss, sozialpädagogische Berufserfahrung, schriftlicher Nachweis eines Platzes für die praktische Ausbildung in einer Einrichtung, die dem Arbeitsgebiet einer Erzieherin oder eines Erziehers entsprich

 

160 Stunden Qualifizierung

 

Diese Qualifizierungsmaßnahme ist in Modulen aufgebaut. Mit erfolgreichem Abschluss darfst du als pädagogische Fachkraft beziehungsweise „Person auf Fachkraftstunden“ in Nordrhein-Westfalen arbeiten.

  • Ausbildungsform: verschiedene Module (auch online möglich)
  • Dauer der Ausbildung: 160 Stunden (Unterricht, Hospitationen, Hausarbeiten)
  • Kosten: je nach Ausbildungsinstitut unterschiedlich (ca. 2500 Euro)
  • Vergütung während der Ausbildung: ja, da du deiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit nachgehen kannst
  • Zugangsvoraussetzungen: Ausbildung zum Kinderpfleger/Kindepflegerin mit mind. 3 Jahre Berufserfahrung

 

Kombinierte Ausbildung im Erzieherbereich an Fachakademien für Sozialpädagogik und Hochschulen mit ausbildungsintegrierendem dualen Bachelorstudiengang


Der Schulversuch in Bayern als kombinierter Bildungsgang vermittelt sowohl den Berufsabschluss als staatlich anerkannte Erzieherin und staatlich anerkannter Erzieher als auch einen Bachelorabschluss mit dem akademischen Grad „Bachelor of Arts (B.A.)“.

  • Ausbildungsform: Vollzeit: zwei Jahren Fachakademie, danach ein Praxissemester und mindestens zwei Vollzeitsemester an der Hochschule
  • Dauer der Ausbildung: mindestens 3 ½ Jahre
  • Kosten: nein
  • Vergütung während der Ausbildung: nein 
  • Zugangsvoraussetzungen: unterschiedlich aber meist ein mittlerer Schulabschluss, eine einschlägige berufliche Vorbildung durch eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem sozialpädagogischen, pädagogischen, sozialpflegerischen Beruf mit einer Regelausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren, ärztliches Attest, amtlichen Führungszeugnis

Extra Tipp: Da wie bereits erwähnt, jedes Bundesland kontinuierlich neue Modellversuche mit unterschiedlichen Namen für Weiterbildungen durchführt und es auch Unterschiede zu den jeweiligen Angeboten gibt, findest du hier eine Liste mit Anlauf- bzw. Kontaktstellen für jedes Bundesland.

Generell gibt es für viele Bundesländer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Seite im Internet als PDF- Datei mit dem Titel „Fachkräfte offensive – Erzieherinnen und Erzieher“. Hier werden für das entsprechende Bundesland Wege in den Beruf der Erzieherin, des Erziehers für die einzelnen Länder aufgezeigt.

 

Eine Übersicht zu den jeweiligen Bundesländern erhältst du hier:

 

  • Baden - Württemberg: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
  • Bayern: Bayrisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und    
                 Staatinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz
  • Berlin: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie,  
              Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) e.V.
  • Brandenburg: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS), Land  
                          Brandenburg – Kita Fachkraft in Brandenburg
  • Bremen: Freie Hansestadt Bremen, die Senatorin für Kinder und Bildung,  
                        KiTa Bremen
  • Hamburg: Hamburg.de – Behörde für Schule und Berufsbildung
  • Hessen: soziales.Hessen.de, sozialnetz Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern: Ministerium für Bildung und 
                                                              Kindertagesförderung
  • Niedersachsen: Niedersächsisches Kultusministerium 
  • Nordrhein-Westfalen: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und  
                                         Integration des Landes Nordrhein-Westfalen - KiTa  
                                         NRW
  • Rheinland-Pfalz: Ministerium für Bildung
  • Saarland: Ministerium für Bildung und Kultur
  • Sachsen: Staatsministerium für Bildung
  • Sachsen-Anhalt: Staatsministerium für Bildung
  • Schleswig-Holstein: Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, 
                                                 Integration und Gleichstellung
  • Thüringen: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport


Stand: Februar 2024
Quelle:
https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayVV_2230_1_3_K_949/true
https://www.ifp.bayern.de/imperia/md/content/stmas/ifp/bayern_wege_in_den_beruf_der_erzieherinnen_und_erzieher.pdf
https://www.berlin.de/sen/jugend/fachkraefte/quereinstieg-erzieherberuf/#gleichwertig

Bild: shutterstock_2328248077

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