Montessori Pädagogik im Kindergarten


Es gibt viele pädagogische Bildungskonzepte wie beispielsweise Waldorf, die Reggiopädagogik oder die Montessori-Pädagogik. Besondere Bedeutung kommt jedoch dem Konzept der Montessori-Pädagogik nach Maria Montessori zu. Teile ihres Konzeptes finden sich in vielen Kinderkrippen, Kitas aber auch Schulen wieder. Auch gibt es hierzu viele Bücher sowie PDF Skripte. Aber was genau ist die Erziehung nach der Montessori-Pädagogik? Welche Bedeutung hat das wohl berühmteste Zitat von Maria Montessori „Hilf mir es selbst zu tun“? In diesem Artikel findest du alle Infos zum Thema Montessori, damit du diese Pädagogik besser verstehen und ggf. anwenden kannst.
 

Was ist Montessori-Pädagogik ?  

Die Montessori-Pädagogik ist ein reformpädagogisches Konzept, dass von der Ärztin Maria Montessori entwickelt wurde. Montessori wurde 1870 in Italien geboren. Sie war über den damaligen Umgang mit Kindern in Kinderheimen sowie mit der Bildung und Erziehung von geistig beeinträchtigten Kindern erschrocken. Somit versuchte sie, mit einem völlig neuen Ansatz, Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern. Sie fand heraus, dass Kinder zu großer Ausdauer und Konzentration fähig sind, wenn sie sich mit einem Gegenstand ihres Interesses beschäftigten dürfen. Fokus der Montessori- Pädagogik ist das einzelne Kind. Die Umgebung des Kindes wird auf die jeweiligen physischen und psychischen Bedürfnisse abgestimmt. Ziel ist es, das Kind zur Selbstständigkeit zu erziehen und ihm Selbstvertrauen zu vermitteln. Als ein wichtiger Leitgedanke der Montessori-Pädagogik gilt "Hilf mir es selbst zu tun“. Maria Montessori starb 1952.
 

Was sagt die Montessori-Pädagogik aus?  

Maria Montessori war davon überzeugt, dass alles miteinander zusammenhängt sowie voneinander abhängig und aufeinander angewiesen ist. Jedem ist eine ganz besondere Aufgabe zugewiesen. Laut ihr ist jedes Kind auf natürliche Weise bestrebt, aus eigener Motivation heraus zu lernen und seine Ziele zu verfolgen. Der Erwachsenen „dient“ nur als Beistand. Die Montessori Erziehung bzw. der Erziehungsstil der Montessori-Pädagogik verdeutlicht die Bedürfnisorientierung des jeweiligen Kindes.

 

Die bekanntesten Montessorie Zitate

 

Der wohl bekannteste Leitgedanke und Grundsatz von Montessori lautet:

„Hilf mir, es selbst zu tun. Zeig mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler zu, denn aus ihnen kann ich lernen.“

Weiter Leitsprüche die oft zitiert werden sind:

  • „Das Kind ist Baumeister seiner selbst“ (Die Entwicklung des Kindes erfolgt frei nach seinen Fähigkeiten und Interessen.)
  • Das Kind ist Akteur des eigenen Lebens (Es liegt an der Entscheidung des Kindes, wann es bereit für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten ist.)
  • Der absorbierende Geist (laut Montessori „saugen“ Kinder bis zum 6. Lebensjahr Informationen aus ihrer Umwelt wie ein Schwamm auf. Der absorbierende Geist hilft dabei, dass Kinder mühelos nebenbei lernen.)
  • Das Kind sollte nicht als Gefäß gesehen werden, das mit Wissen gefüllt werden soll. Das Kind und sein freier Wille sollte respektiert werden. Nur so kann sich das Kind entfalten.

Diese Sätze bzw. Aussagen von Montessori machen das Bild des Kindes in der Montessori-Pädagogik deutlich.

 

Was sind die Ziele der Montessori-Pädagogik?

 

Ziel der Montessori-Pädagogik ist es, Kindern die Chance zu geben, sich zu selbstständigen, mündigen und unabhängigen Persönlichkeiten zu entfalten. Dem Kind sollen auch Werte wie der Respekt des Einzelnen in seiner Einzigartigkeit und Vertrauen in die individuellen Fähigkeiten vermittelt werden. Ebenso hat ein demokratisches Miteinander in der Montessori-Pädagogik einen hohen Stellenwert. Das Kind sollte dabei den Alltag aktiv mitgestalten dürfen.

 

Welche Bereiche werden bei der Montessori-Pädagogik gefördert?

 

Der Montessori Ansatz ist ein ganzheitlicher Ansatz. Das bedeutet, dass nicht nur die kognitive und motorische Entwicklung, sondern auch die soziale und emotionale Intelligenz gefördert wird. Durch den Umgang mit den verschiedensten Montessori Materialien sollten die Sinne geschult werden. Maria Montessori geht davon aus, dass Kinder durch die Sinne ihre Umwelt wahrnehmen, bevor sie sie mit dem Geist begreifen.

 

Was ist ein Montessori Spielzeug?

 

Das Montessori Material, spielt eine zentrale Rolle in dieser Pädagogik. Der Umgang mit dem Material, wird bei Montessori als „Arbeit“ bezeichnet. Der Ansatz der Montessori-Pädagogik geht davon aus, dass das Kind selbstständig entscheiden kann, mit was es sich gerade beschäftigen bzw. „arbeiten“ möchte. Damit du dem Kind das ermöglichen kannst, müssen die Spielmaterialien im Raum frei zugänglich sein. Maria Montessori betitelte dies als „vorbereitende Umgebung“. Montessori Material sollte die Neugierde der Kinder wecken und sie zum Lernen anregen. Die Montessori Materialien sind so konzipiert, dass sie für Kinder attraktiv sind und sie selbstständig begreifen, was zu tun ist. Alle Materialien haben eine sogenannte Fehlerkontrolle. Die Kinder merken von selbst, wenn etwas nicht richtig zusammengebaut ist. Die Materialien sind robust und aus natürlichen Materialien gefertigt. Es gibt Montessori Materialien für die Bereiche:

 

  • Sinne Ziel ist es alle Sinne zu fördern z. B. Linsen für Schüttübungen, Farbtafeln, Geruchsdosen, Druckzylinder, Tablett zum Sortieren und Zuordnen
  • Mathematik Ziel ist es unterschiedliche geometrischer Formen kennen zu lernen (Geobrett), Zahlen mit Hilfe von Material begreifbar zu machen und zu visualisieren (Perlenketten, Rechenstäbchen) sowie Gewichte und die Funktion einer Waage zu verstehen (Balkenwaage)
  • Sprache Ziel ist es Buchstaben kennen lernen (Montessori Sandpapierbuchstaben) sowie den Schriftspracherwerb zu fördern (Montessori Buchstaben)
  • Übungen des täglichen Lebens Ziel ist es lebenspraktische, alltägliche Dinge zu üben (selbstständiges aus- und anziehen, Brot schmieren, Wasser in ein Glas schenken)Die Übungen werden je nach Alter des Kindes angepasst und komplexer.
  • kosmisches Material  Ziel ist es Länder und Kontinente kennen zu lernen (Puzzlekarten, Globus), Jahreszeiten kennen zu lernen (Montessori Kalender)
     

Wichtig: Achte darauf, dass nicht zu viele Gegenstände und Materialien im Raum sind. Wichtig ist auch, dass jeder Gegenstand bzw. jedes Spielzeug sich auf einen festen Platz befindet. Das Montessori Material ist zugleich auch als Methode diese Pädagogik zu sehen

 

Welche Rolle hat die Erzieherin/der Erzieher?

 

Der Fachkraft wird in der Montessori-Pädagogik eine besondere Rolle zugeschrieben. Maria Montessori beschreibt die Grundeinstellung, die ein Pädagoge haben sollte wie folgt:

„Er muss das Kind, das arbeitet, respektieren, ohne es zu unterbrechen. Er muss das Kind, das Fehler macht, respektieren, ohne es zu korrigieren.“
 

Zu den Aufgaben der Erzieherin/des Erziehers zählen:

  • Vorbereitung der Umgebung des Kindes (eine vorbereitende Umgebung bedeutet, dass die Raumgestaltung von dir als Fachkraft so gestaltet sein muss, dass Kinder sich selbstständig Aktivitäten aussuchen können)
  • umfassende Beobachtung (die aktive Beobachtung hilft dir, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und somit den Ansatz der Pädagogik besser umzusetzen)
  • Hilfestellung geben (falls von Kindern gewünscht wird)
  • Kinder ermutigen, eine Herausforderung zu lösen
  • Erwachsene sollte die Perspektive des Kindes einnehmen können
  • Erwachsene hat eine Vorbildfunktion

 

Wie sieht eine Montessori Ausbildung aus?

 

Eine Ausbildung zur Montessori-Pädagogik ist meist eine berufsbegleitende Zusatzausbildung. Eine anerkannte Montessori Ausbildung wird bei erfolgreichem Abschluss mit einem Diplom ausgezeichnet. Dabei gibt es viele verschiedene Formate wie beispielsweise

  • Grundalgen Diplomkurs (Montessori-Pädagogik in Kinderhaus und Grundschule. Vermittelt werden Grundlagen für das Verständnis dieser Pädagogik sowie die zeitgemäße Umsetzung in die Praxis)
  • Montessori Diplom Elementarstufe 0-6 Jahre (Dieser Diplomkurs eignet sich, wenn du z. B. in einer Montessori Kinderkrippe und/oder einem Kinderhaus arbeitest)
  • Montessori Diplom Basislehrgang (Curriculum für die Altersstufe 3 bis 6 Jahre und 6 – 12 Jahre. Kursprogramm ist für alle interessant, die ganzheitliche Montessori-Pädagogik praktizieren wollen)
  • Montessori Diplom für inklusive Bildung (Schwerpunkt des Diploms ist, die inklusive Bildung durch die Montessori-Pädagogik zu verwirklichen)

Die jeweiligen Diplomkurse sind vom Ausbildungszeitumfang sehr unterschiedlich. Informiere dich somit vorab, welches Diplom für dich und deine tägliche Arbeit Sinn macht.

Die detaillierten Lerninhalte einer Montessori Ausbildung sind nicht standardisiert und variieren von Institut zu Institut. Somit können auch die Schwerpunkte, die Dauer sowie die Inhalte der Aus- und Weiterbildung variieren.

Viele Ausbildungskurskonzepte sind QR anerkannte Ausbildungen und mit der Montessori Deutschland Qualitätsmarke gekennzeichnet.

Auch gibt es die Möglichkeit Fort- und Weiterbildungen zu absolvieren, die einen Einblick, aber auch ein vertiefendes Arbeiten in der Montessori-Pädagogik ermöglichen.

 

Für welche Kinder eignet sich die Montessori-Pädagogik?

 

Maria Montessori ging davon aus, dass Kinder von sich aus Lernen und sich die Lernmaterialien hierfür selbstständig aussuchen. Dies setzt allerdings eine Eigenständigkeit sowie eine gewisse Selbstmotivation und Zielstrebigkeit voraus. Somit ist dieses Konzept für Kinder ideal, die gerne von sich aus Lernen und gut mit festen Strukturen zurechtkommen.

Kinder, die Hilfe benötigen um motiviert zu werden, tun sich in bei diesem Konzept womöglich schwer.

 

Welche Kritik gibt es an der Montessori-Pädagogik?  

Es gibt verschiedene Meinungen zur Montessori-Pädagogik. Somit lassen sich Pro und Contras aufzeigen. In diesem Artikel wurden bereits viele Pros geschildert.  Einige Stimmen kritisieren jedoch die unflexible Nutzung der Lernmaterialien. Es steht die Befürchtung im Raum, dass durch die konkreten Vorgaben, wie die Materialien verwendet werden sollen, die Kreativität des Kindes gehemmt wird. Als ein weiteres Contra wird des Öfteren genannt, dass jedes Kind für sich „arbeitet“. Gemeinsame Morgenkreise, Gruppenarbeiten oder Gemeinschaftsprojekte haben in der Montessori-Pädagogik eine untergeordnete Bedeutung. Ebenso sind im ursprünglichen Konzept keine Funktionsräume wie Puppenecke oder Kreativecke vorgesehen. Das Konzept der Montessori-Pädagogik gilt als sehr strikt und komplex. Somit arbeiten die meisten Kitas auch nur in Anlehnung an die ursprüngliche Konzeption. Es werden häufig nur Elemente der Montessori-Pädagogik in den Kita Alltag integriert wie beispielsweise das Bereitstellen verschiedener Montessori Materialeien.

 

Bild: shutterstock_1914874186

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