Aktives Zuhören Kindergarten

Man kann nicht nicht kommunizieren“-

Aber wie gelingt es Kinder und Eltern im stressigen Alltag besser zu verstehen und ihren Anliegen mit dem nötigen Respekt zu begegnen?

 

Wer in einem sozialen Beruf arbeitet kommuniziert fast ununterbrochen mit anderen Menschen und ist mit deren Wünschen, Forderungen und Problemen konfrontiert. Nicht immer ist es leicht herauszufinden, was den Gesprächspartner eigentlich bewegt und worauf er hinaus möchte.

Wenn du mit Kindern sprichst, so hast du sicher schon bemerkt, dass es viele Faktoren gibt, welche die Kommunikation erschweren oder sogar ganz unmöglich machen. Diese hemmenden Faktoren könnten beispielsweise sein:

 

  • Das Kind kann seine Bedürfnisse nicht verbal ausdrücken, weil es Lautbildungsfehler macht oder einfach noch nicht in der Lage ist, Mehrwortsätze zu bilden,
  • Das Kind reagiert nicht auf Fragen, weil es die Antwort nicht weiß oder sie aus welchem Grund auch immer nicht nennen möchte,
  • Das Kind antwortet nur mit „ja“ oder „nein“, weil du anstatt offener geschlossene Fragen stellst,
  • Das Kind ist emotional zu sehr aufgewühlt um zu kommunizieren, beispielsweise, weil es in einen Konflikt verwickelt war, weil es Angst hat, traurig ist oder sich schämt.
  • Das Kind bricht die Kommunikation ab, weil es sich von dir nicht verstanden fühlt oder du ihm signalisierst, dass du nicht mit ihm reden möchtest.

 

Sicher fallen dir noch weitere Beispielsweise aus dem pädagogischen Alltag ein, die zeigen, dass eine Kommunikation aus irgendeinem Grund misslingt, Missverständnisse auftreten oder sich einer bzw. beide Gesprächspartner unverstanden fühlen.

 

Abhilfe schaffen kann die Technik des „Aktiven Zuhörens“. Dabei geht es darum, möglichst emphatisch auf den Gesprächspartner, in deinem Fall die Kinder, einzugehen und mithilfe bestimmter Gesprächstechniken Wertschätzung und Probelmlösungsbeteitschaft zu signalisieren.

Das aktive Zuhören kann nur dann gelingen, wenn deine innere Haltung stimmt. Folgende Einstellungen und Voraussetzungen solltest du mitbringen:

 

  • die Bereitschaft, dich in deinen Gesprächspartner hineinzuversetzen,
  • das Bemühen, dich auch körperlich deinem Gesprächspartner hinzuwenden, z.B. durch Mimik und Gestik bzw. indem du in die Hocke gehst um dem Kind auf Augenhöhe zu begegnen,
  • die Bereitschaft, dich und deine eigenen Bedürfnisse während der Kommunikation zurückzustellen,
  • das Bemühen, dich voll und ganz auf das Gespräch und deinen Gesprächspartner zu konzentrieren und Störungen zu minimieren (zum Beispiel, indem du mit dem Kind kurz den Gruppenraum verlässt),
  • ehrliches Interesse am Anliegen des Kindes und die Bereitschaft, dessen Gefühle und Intentionen zu ergründen,
  • eine positive, offene und wertschätzende Grundhaltung, Respekt und das Bestreben, eine Lösung zu finden

 

Beispiele
 

Davon abgesehen werden beim aktiven Zuhören bestimmte Techniken angewandt, durch welche sich die Kommunikation effektiver und zielführender gestalten lässt:

  1. Nachfragen und Paraphrasieren

 

Beispiel:

Habe ich die richtig verstanden, Tim: Du möchtest nicht mit Leon spielen, weil der immer der Bestimmer sein will und andere Kinder herumkommandiert?“

 

  1. Gefühle spiegeln

 

Beispiel:

Du warst also sehr traurig als deine Mama mit dir geschimpft hat?“

 

  1. Weiterführende, offene Fragen stellen

 

Beispiel:

Was hast du gemacht, nachdem Anna dir deine Puppe weggenommen hat?“

 

  1. Das Gehörte kurz zusammenfassen

 

Beispiel:

Du hattest also heute morgen Streit mit deiner Mama, weil du dich nicht anziehen wolltest. Und deshalb hast du geweint, als du in die Gruppe kamst und warst sehr traurig.“

 

  1. Das Kind in die Lösungsfindung einbeziehen

 

Beispiel:

Was könntest du tun, damit es dir besser geht?“

oder:

Wie kann ich dir helfen das Problem zu lösen?“

 

 

Es kommt also bei einem Gespräch darauf an so zu reagieren, dass sich der Gesprächspartner ernst genommen fühlt und das Gefühl hat, dass ihm wirklich zugehört wird.

Das gilt natürlich auch für Gespräche mit Eltern. Sätze wie: „Ich kann Ihre Sorge gut verstehen“ oder „Da bin ich ganz Ihrer Meinung“ signalisieren Gesprächsbereitschaft und Interesse am Anliegen des Gegenübers. Häufig kommen Eltern allerdings gerade dann mit ihren Wünschen und Forderungen, wenn die Situation ein aktives Zuhören gar nicht ermöglicht. Während du 20 Kindern die Matschhosen anziehst und die bereits angezogenen Kinder ungeduldig im Flur darauf warten in den Garten gehen zu können kannst du dich unmöglich auf das Anliegen einer besorgten Mutter einlassen. In diesen Situationen solltest du anbieten, zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe über das Problem zu reden. Das hat viele Vorteile: Die Mutter fühlt sich ernst genommen, weil du dafür sorgst, dass sie ihr Anliegen in einem angemessenen Rahmen vortragen kann. Gleichzeitig bekommst du die Gelegenheit dich besser auf das Gespräch vorzubereiten und kannst dementsprechend souveräner und lösungsorientierter reagieren.

 

Fazit:

Mithilfe des aktiven Zuhörens können Gespräche mit Kindern, Eltern und auch mit Kollegen konstruktiver verlaufen, weil sich der Gesprächspartner wertgeschätzt und ernst genommen fühlt. Wichtig ist, dass wirklich ein Dialog entsteht der dazu dient, eine konstruktive Lösung zu finden. Bei Kindern dienen solche Gespräche gleichzeitig der Sprachförderung, denn sie müssen versuchen Gefühle und Erlebnisse in Worte zu fassen, wenn sie Hilfe und Anregungen erhalten wollen.

Der Kita-Alltag bietet täglich viele Gelegenheiten für dich, dich im aktiven Zuhören zu üben – probier’s einfach mal aus!
 

Bild: shutterstock_760999171

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