Übergang Kindergarten Grundschule

Nicht ohne Grund erinnern wir uns auch im Erwachsenenalter noch an unseren ersten Schultag und an die aufregende Zeit rund um den Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule. Einschneidende Veränderungen in der eigenen Biografie prägen aber nicht nur uns, sondern auch unser Umfeld: Sie sind mit emotionalen Herausforderungen verknüpft, es geht um neue Rollen, die gefunden und angenommen werden müssen, um Ängste, Erwartungen, Vorfreude und Verlust.

Nachfolgend erhältst du wichtige Hintergrundinformation zu der Bedeutung von Transitionen wie dem Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule. Außerdem kannst du nachlesen, wie du für den Übergang Kita-Grundschule Material professionell einsetzt und welche Möglichkeiten du hast diesen Prozess für alle Beteiligten konstruktiv zu gestalten.

 

Der Übergang Kindergarten Grundschule – eine aufregende Zeit für alle

 

„Mit der Einschulung beginnt der Ernst des Lebens“ – Diesen Satz kennst du vielleicht aus deiner eigenen Kindheit. Möglicherweise hat er dir Angst gemacht, wahrscheinlich hast du den Sinn dahinter gar nicht verstanden. Fakt ist aber, dass Übergänge für jeden Menschen eine große Herausforderung darstellen. Ein Prozess geht zu Ende, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Bisherige Routinen werden unterbrochen, Menschen, die uns bisher täglich begleitet haben stehen uns nicht länger zur Seite. Wir sind gezwungen uns neu zu orientieren und Rollen anzunehmen, die wir bisher noch nicht kannten.

Der Fachausdruck für einen Übergang in der eigenen Biografie lautet „Transition“. In der Regel ist der Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule die erste Transition, die Kinder wirklich intensiv miterleben und an die sie sich später auch noch erinnern können. Doch auch der Betreuungsbeginn im Kindergarten oder zuvor in der Krippe geht mit einer Transition einher. Später steht dann der Wechsel in die weiterführende Schule an, nach dem Schulabschluss folgt der Start ins Berufsleben. Auch private Lebensereignisse sind geprägt von Übergangsphasen und Brüchen in der Biografie, die willkommen und selbst initiiert sein können (Heirat, die Geburt eines Kindes), die ebenso oft aber schwere emotionale Krisen nach sich ziehen können (Trennung vom Partner, Verlust eines geliebten Menschen, Krankheit usw.).

 

Gut zu wissen:

Am Prozess des Übergangs zwischen Kindergarten und Grundschule sind neben den Kindern auch viele Erwachsene beteiligt: Pädagogische Fachkräfte in Kitas, Lehrer*innen, Eltern, möglicherweise Ärzte, Therapeuten und Beratungsstellen. Alle Beteiligten nehmen unterschiedliche Rollen im Transitionsprozess ein. Lehrer*innen und Erzieher*innen versuchen den Übergang zu moderieren und aktiv zu gestalten, Therapeuten und Ärzte helfen, indem sie Einschätzungen und Expertisen zu möglichen Lern- und Entwicklungsstörungen abgeben, Diagnosen erstellen und Therapien anstoßen, die im Zusammenhang mit der Schulfähigkeit stehen. Eltern hingegen sind persönlich betroffen, denn sie sind direkt mit Vorfreude und Ängste ihrer Kinder konfrontiert, während sie sich gleichzeitig selbst an ihre neue Rolle als Mutter bzw. Vater eines Schulkindes gewöhnen müssen. Auch sie fühlen sich verunsichert, fragen sich, ob das Kind wirklich schon in der Lage ist den Schulweg eigenständig zu bewältigen oder das Lernpensum zu bewältigen. Während im Kindergarten noch kein Leistungsdruck herrscht, müssen in der Schule Lernziele erreicht werden – das kann nicht nur Kinder, sondern auch Eltern unter Stress setzen.

 

Übergang Kita-Grundschule – Material und Gestaltungsmöglichkeiten

 

Den Kindergarten lediglich als Einrichtung zu sehen, in der Kinder auf die Schule vorbereitet werden, ist sicherlich zu kurz gedacht, denn es geht ja nicht darum jedes einzelne Kind so zu „formen“, dass es sich problemlos in das System Schule einfügt. Die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung sollte immer im Mittelpunkt des pädagogischen Handelns stehen.

Dennoch erwarten Eltern und Lehrer zu Recht, dass Vorschulkinder den Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule möglichst problemlos meistern, weil sie im Kindergarten auf diesen Schritt vorbereitet wurden.

Es geht also darum, insbesondere im letzen Kita-Jahr den Übergang Kita-Grundschule mit Material, gezielten Aktionen und Kooperationen so zu gestalten, dass der Neustart gelingt und im besten Fall freudig erwartet wird.

 

Möglichkeiten, den Übergang zwischen Kita und Grundschule mit Material zu gestalten:

 

  • Jedes Kind legt eine Vorschulmappe an, in die es Arbeitsblätter (z.B. Schwungübungen, Fortsetzung logischer Folgen, Ausmalbilder usw.) abheftet
  • Vorschulkinder erledigen selbstständig vorher angesprochene Wochenaufgaben
  • Durchführung von Vorschulprogrammen mit allen Vorschulkindern, idealerweise gruppenübergreifend
  • Projektarbeit zum Thema Schule

 

In den meisten Grundschulen lernen Kinder in altershomogenen Gruppen, während in Kitas eher altersübergreifendes Miteinander gelebt wird. Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile, als Vorbereitung auf den Übertritt macht es aber Sinn, wenn die Vorschulkinder einer Einrichtung häufiger zusammenkommen und gemeinsam spielen und lernen. Das stärkt die Identifikation mit der Rolle als „Fast-Schulkind“, motiviert und bereitet die Kinder darauf vor zukünftig mit Gleichaltrigen im Klassenverband ihre Zeit zu verbringen.

Aktionen/Veranstaltungen, um fünf- und sechsjährige Kita-Kinder gemeinsam auf den Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule vorzubereiten:

 

  • Basteln der Schultüten (gemeinsam mit Eltern)
  • Gezielte, regelmäßige Arbeit mit den Vorschulkindern (täglich im Vormittagsbereich oder an einem festen Nachmittag in der Woche)
  • Trainieren des Schulweges (zu Fuß oder mit dem Bus)
  • Kinder präsentieren ihre neuen Schultaschen den jüngeren Kindern
  • Nutzungserlaubnis eines exklusiven „Vorschulraumes“ innerhalb des Kindergartens
  • Stärkung sozial-emotionaler Kompetenzen (Frustrationstoleranz, Durchsetzungsvermögen, kommunikative Kompetenz usw.) durch gemeinsame (Bewegungs-)Spiele
  • Wochenaufgaben, welche die Vorschulkinder selbstständig erledigen müssen (Arbeitsblätter mit Schwungübungen, Ausmalen eines Mandalas, Beschäftigung mit Zahlen usw.)
  • Abschlussfahrt/Abschlussfest
  • Symbolischer „Rausschmiss“ der Vorschulkinder
  • Projekte von und mit Vorschulkindern
  • Vermehrte Übernahme von Pflichten im Kita-Alltag (Tisch decken, Snack vorbereiten, Streit schlichten, Deko gestalten usw.)
  • „Schulspiel“ als realistische Simulation der schulischen Lernatmosphäre

 

Übergänge erleichtern – das erwarten Eltern und Lehrer*innen konkret

 

Muss ein Kind heute wenn es in die Schule kommt schon alle Buchstaben kennen? Sollte es bereits ein wenig rechnen können? Muss es den Schulweg alleine meistern?

Eltern und Lehrer*innen haben mehr oder weniger genaue Erwartungen an den Kindergarten, wenn es um die Vorbereitung auf die Schule und die erfolgreiche Bewältigung des Übergangs geht. Die Schule setzt allerdings andere Prioritäten als Eltern vielleicht erwarten. Es geht nicht so sehr um konkrete Lerninhalte, die Kindern schon vor Schulbeginn vermittelt werden sollen, sondern eher um praktische Fertigkeiten und Kompetenzen, über die diese idealerweise bei Schulbeginn verfügen, zum Beispiel

 

  • Die Fähigkeit sich selbstständig an- und auszuziehen, einen Knoten und eine Schliefe zu binden, Knöpfe und Reißverschlüsse zu öffnen und zu schließen,
  • Die Fähigkeit einen Stift richtig zu halten, den Druck auf den Stift richtig zu dosieren,
  • Die Fähigkeit, sich ca. 30 Minuten lang zu konzentrieren und sich nicht leicht ablenken zu lassen,
  • Die Fähigkeit es auszuhalten, wenn andere Kinder manche Dinge besser können
  • Die Fähigkeit abzuwarten und anderen den Vortritt zu lassen
  • Die Fähigkeit Konflikte verbal und möglichst selbstständig zu lösen
  • Die Fähigkeit sich selbst zu organisieren (Welche Materialien brauche ich für den nächsten Schultag? Wo finde ich die Information, welche Hausaufgaben zu erledigen sind?)
  • Die Bereitschaft sich von den Eltern zu lösen, sich auf neue Erfahrungen einzulassen und neugierig zu sein
  • Die Bereitschaft sich an Regeln zu halten
  • Die Bereitschaft Verantwortung für sich selbst zu übernehmen

 

Darüber hinaus ist es sicher sinnvoll, wenn ein Vorschulkind seinen Namen schreiben kann, Zahlen bis 10 erkennt, ein Gefühl für Zeit entwickelt hat und über einen altersgerechten Wortschatz verfügt. Die oben genannten Kompetenzen aber sind Lehrer*innen in der Regel wichtiger. Hier gilt es aufzuklären und Eltern konkret aufzuzeigen, was eine Kita leisten kann und will im Hinblick auf die Schulvorbereitung und was nicht. Ein Elternabend am Anfang des letzten Kita-Jahres bietet in diesem Zusammenhang eine gute Möglichkeit und einen geeigneten Rahmen um alle Fragen im Hinblick auf den Übergang Kindergarten – Grundschule zu klären – das schafft Vertrauen, sorgt für Transparenz und verhindert, dass Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte sich unter Druck gesetzt fühlen.

 

Den Übergang zwischen Kita und Grundschule im Konzept aufgreifen – darauf kommt es an

 

Die Qualität der pädagogischen Arbeit einer Kita lässt sich schwer messen, aber wichtige pädagogische Aufgaben und Schwerpunkte sollten konzeptionell aufgegriffen und beschrieben werden. Konkret bedeutet dass, das Transparenz herrschen muss über die Gestaltung wichtiger Entwicklungsprozesse wie beispielsweise die Eingewöhnung oder eben auch die Gestaltung des Übergangs zwischen Kindergarten und Grundschule. Je konkreter dies geschieht, desto leichter fällt es allen Beteiligten ihre Rolle in diesem Prozess anzunehmen und auszufüllen.

 

Möglichkeiten der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule, um die Transition weicher zu gestalten:

 

  • Kinder besuchen gemeinsam mit ihren Erzieher*innen die Schule
  • Kita-Kinder bekommen ältere Grundschulkinder als Paten zugeteilt. Diese kommen in die Kita und lesen den jüngeren Kindern vor, im Gegenzug wird zum Beispiel ein Patenfrühstück in der Schule veranstaltet
  • „Schnupperstunde“ in der Schule
  • Ausführliches Abschlussgespräch zwischen Kita und Eltern, eventuell auch gemeinsam mit dem Kind, um dessen Entwicklung zu reflektieren
  • Lehrer*innen besuchen die Kita, beobachten die Kinder in ihrem Alltag und tauschen sich mit den Erzieher*innen umher die Entwicklung der Kinder aus
  • Lehrer*innen übernehmen stundenweise die Sprachförderung in der Kita
  • Erzieher*innen hospitieren in den ersten Monaten nach Schulstart in den ersten Klassen
  • Jährliches „Herbsttreffen“ zwischen Vertretern von Kindergarten und Schule, um sich über die Entwicklung der Kinder auszutauschen
  • Kooperationen bei Festen und Feierlichkeiten (z.B. Sankt Martin, Weihnachtsbasar usw.)

 

Der Übergang Kindergarten Grundschule – Anregungen für Bachelor-und Facharbeit

 

Transitionen und die Gestaltung des Übergangs zwischen Kindergarten und Grundschule sind beliebte Themen für Bachelor- und Facharbeiten. Der Vorteil, diese Thematik aufzugreifen, besteht in der Möglichkeit Theorie und Praxis gleichermaßen zu beleuchten und miteinander in Einklang zu bringen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, zunächst den Begriff der „Transition“  zu definieren und genauer zu erklären. Anschließend kannst du beispielsweise das Transitionsmodell vorstellen, welches vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München entwickelt wurde. Diese Theorie beschreibt die unterschiedlichen Akteure in Transitionsprozessen (Kinder, Eltern, Erzieher*innen, Lehrer*innen) und deren Rolle vor, während und nach der eigentlichen Transition, also dem Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule im Modell. Es wird deutlich, welche Aufgaben vor allem Kinder und Eltern in Zusammenhang mit diesem Übergangsprozess zu bewältigen haben. Um den Bezug zur pädagogischen Praxis herzustellen kannst du beispielsweise in deiner wissenschaftlichen Ausarbeitung Methoden und Materialien vorstellen welche dazu genutzt werden können, um den Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule professionell zu gestalten und diesen kompetent zu begleiten. Alternativ ist es möglich, Elternfragebögen zum Thema zu erstellen, zu verteilen und auszuwerten oder sich thematisch auf die Sichtweise der Pädagog*innen in Kita und Schule zu konzentrieren.
 

Bilde: shutterstock_499001065

 

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