Praxisanleitung in der Kita


Die Erzieherausbildung ist Ländersache und es gibt in jedem Bundesland eigene Lehrpläne und Anforderungen. Die Ausbildung wird an Fachschulen bzw. Fachakademien für Sozialpädagogik absolviert. Es sind junge Menschen, die ihre erste Ausbildung absolvieren und Quereinsteiger, die bereits über Berufs- und Lebenserfahrung verfügen. Praktika sind auf jedem Ausbildungsweg zum Erzieher unbedingt erforderlich. Der Lernort Praxis hat somit einen hohen Stellenwert. Die Praxisanleitung ist das Medium für die Vermittlung, für den Lerntransfer zwischen Theorie und Praxis. Der Praxisanleiter oder Mentor ist Berater, Moderator und Vorbild. Die Erzieherin in dieser Funktion muss über fachliche Qualität und persönliche Reife in besonderem Maß verfügen.

In unserer Kategorie Erzieher Checklisten und Gesprächsprotokolle haben wir eine kostenlose Vorlage für das Anleitergespräche für euch zur Verfügung gestellt.

 

Welche Aufgaben haben Praxisanleitungen?

Es ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, eine gute fachpraktische Ausbildung zu gewährleisten. Die wichtigste Aufgabe steckt bereits im Wort: Der Praktikant ist anzuleiten und in seiner Arbeit zu unterstützen. Die Praxisanleitung umfasst mehrere Bereiche. Dazu gehört, den Praktikanten mit der Einrichtung vertraut zu machen, ihn vorzustellen bei Stellen, die in Kontakt mit der Einrichtung stehen, bei Mitarbeitern und Eltern. Es gehören das Planen und Durchführen pädagogischer Prozesse und die Beobachtung des Praktikanten in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen dazu. Die Arbeit des Praktikanten ist zu reflektieren und zu dokumentieren, konstruktives Feedback ist zu geben und damit seine persönliche Entwicklung zu fördern. Es wird ein individueller Ausbildungsplan auf der Grundlage des Ausbildungsrahmenplanes erstellt. Lernaufgaben sind z.B. die Fähigkeiten zur Gestaltung pädagogischer Beziehungen, die Ausprägung der Fähigkeit zur Beobachtung und Analyse, die Fähigkeit zur Planung und Durchführung pädagogischer Prozesse, die Kooperationsfähigkeit im Team und mit Eltern. Zum Ende des Praktikums wird von der Praxisanleitung ein qualifiziertes Zeugnis erstellt. Nach Abschluss des Berufspraktikums sollst Du in der Lage sein, eine Gruppe selbstständig und eigenverantwortlich zu leiten.
 


Zusammengefasst ergeben sich folgende Aufgaben:

1.  Vertraut machen mit der Einrichtung

2.  Vorstellen bei Mitarbeitern und Eltern

3.  Planen und Durchführen pädagogischer Prozesse

4.  Beobachtung, Dokumentation und Reflexion der pädagogischen Arbeit

 

Welche Voraussetzungen sollte eine Praxisanleitung erfüllen?

Die Ausbildung von Praktikanten ist für die Einrichtungen eine zusätzliche und verantwortungsvolle Aufgabe. Künftige Fachkräfte können hier die alltäglichen Aufgaben  des Erziehers zunächst beobachten und später selbst gestalten. Die Praxisanleiterin ist Vorbild in der pädagogischen Arbeit. Die Tätigkeit als Mentor ist für die anleitende Erzieherin ein Rollenwechsel. Neben der persönlichen Eignung ist eine mindestens zweijährige Berufserfahrung erforderlich. Als Mentorin soll sie sich in den Praktikanten einfühlen, ein Verhältnis von Anerkennung, Achtung und Vertrauen aufbauen. Sie vermag es, zu motivieren und mit Begeisterung die Freude an der Arbeit zu vermitteln. Dabei ist ein freundlich forderndes also förderliches Verhältnis von Nutzen. Das heißt für Dich als Praktikant Dich zunächst beobachtend, dann zunehmend aktiv in das Team einzufügen. Dabei wachsen die Dir übertragenen Aufgaben und Deine Fähigkeit, Aufgaben auch selbst zu erkennen. In jedem Fall ist bei der Praxisanleitung eine hohe soziale Kompetenz gefordert.

 

Wie sieht es mit Fort- und Weiterbildungen aus?

Das Praktikum ist ein wesentlicher Punkt der Ausbildung und soll Theorie und Praxis in geeigneter und qualifizierter Weise miteinander verknüpfen. In der Vergangenheit war die Praxisanleitung oft eine Aufgabe, die von Erzieherinnen zusätzlich zu ihren Aufgaben, meist ohne besondere Vorbereitung darauf, übernommen wurde. Die Fachkräfte können so beispielsweise Kenntnis über die aktuellen Ausbildungsinhalte erhalten, die eigene Arbeit reflektieren und aktiv an der Gewinnung neuer Fachkräfte mitwirken. Inzwischen werden von vielen Instituten Lehrgänge angeboten, die es ermöglichen, dem Anleitungsprozess eine Struktur zu geben, die rechtliche Fragen behandeln und Methoden der Anleitung vorstellen bzw. vertiefen. Themenpunkte sind beispielsweise
 

-    das Führen von Anleitungsgesprächen

-    Feedback und Konfliktbearbeitung

-    Kooperation mit den Schulen

-    gesetzliche Grundlagen
 


Für die Fort- und Weiterbildung wird Zeit benötigt, die bei den derzeitigen Belastungen des Personals oft unter Schwierigkeiten bereitgestellt werden muss. Sieht sich der Träger der Einrichtung als Ausbildungsbetrieb, wird das gesamte Team in die Betreuung der Praktikanten einbezogen.

 

Was können Praktikanten tun, wenn es Konflikte mit der Praxisanleitung gibt?   

Als Praktikant findest Du Dich auf fremden Territorium mit mehreren Unbekannten   wieder:

- die Einrichtung mit ihren Räumlichkeiten

- das Personal und die Zuständigkeiten

- die Eltern und Kinder

- Konzeption und Qualität der pädagogischen Arbeit

 

Frisch von der Schule liegt die Stärke der Praktikanten in der Kenntnis der Theorie,  verschiedener pädagogischer Modelle, der gängigen Rechtslage usw. Die Praxisanleiterin steht mit beiden Beinen fest im pädagogischen Alltag, kennt ihre Möglichkeiten und Grenzen. Und die Kinder kennen ihre Erzieher. In solch einem Feld sind Konflikte nicht immer vermeidbar. Manchmal hilft ein Gespräch mit den Beteiligten und es können Unstimmigkeiten geklärt und ausgeräumt werden. In einzelnen Fällen ist eine Konfliktbeseitigung auf diesem Weg nicht erfolgreich. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst kann die Schule einbezogen werden. Sie ist für die gesamte Ausbildung verantwortlich und das Berufspraktikum ist ein Teil der Ausbildung. Die Auswahl der Praktikumseinrichtung wird durch die Schule genehmigt, damit wird die Einrichtung als Ausbildungsort in die Ausbildung integriert. Für das Praktikum gibt es Durchführungsbestimmungen, die verbindlich einzuhalten sind. Das betrifft den Einsatz in einer Gruppe, das Heranführen an eigenverantwortliches Arbeiten, die Kenntnis und das Einhalten von Regeln. Von Seiten der Schule gibt es einen verantwortlichen Lehrer, der das Praktikum betreut und die Einrichtung durch die Besuche ebenfalls kennt. Bei Problemen ist er für Dich ebenso wie für die Praxisanleiter ein Ansprechpartner. Im Idealfall hört er beide Meinungen und kann vermittelnd wirken. Manchem hilft es, mit anderen Praktikanten in Kontakt zu treten. Erfahrungen können ausgetauscht und verglichen werden. Der eigene Standpunkt kann so objektiver betrachtet werden. Konflikte sind auch eine Chance zur Entwicklung!

 

Wie lassen sich Gespräche mit der Praxisanleitung professionell und effektiv gestalten und nutzen?

Das Gespräch ist die wichtigste Methode im Anleitungsprozess. Einerseits ist es notwendig, um die Aufgaben zu vermitteln, Verständnis für die die Abläufe in der Einrichtung zu entwickeln und unbedingt erforderlich, um ablaufende, unter Umständen unerwartete Prozesse zu reflektieren. Eine Strukturierung ist für die Anleitungsgespräche von Nutzen, eine Protokollierung wird als Nachweis erforderlich. Die Praxisanleiter lernen in ihrer Ausbildung Methoden dafür kennen. Für Dich ist eine Vorbereitung auf das Gespräch von  großem Nutzen. Notiere Dir am besten Fragen und Probleme vorher. Die Auswertungen sollten zeitnah, aber möglichst nicht im Gruppenraum erfolgen. Es sollte Raum und Zeit für ein ungestörtes, strukturiertes Gespräch sein. Das pädagogische Handeln begründen zu können, ist im Berufsleben ein wichtiges Instrument, um gegenüber Eltern oder Institutionen Verständnis, Vertrauen und Klarheit zu erreichen. Im Rahmen der Anleitungsgespräche kann das geübt und gefestigt werden. Die Vor- und Nachbereitung von Projekten trägt zum effektiven Verlauf des Praktikums bei. Die erfahrenen Praktiker können Schwierigkeiten bei der späteren Durchführung erkennen und Hinweise geben. Im Nachhinein ist die Beobachtung des eigenen Handelns mit dem Blickwinkel des Mentors zu vergleichen. Im Gespräch verdeutlichen sich rückblickend Abläufe und Situationen. Ursachen und Folgen können im Zusammenhang betrachtet werden.  Die Selbstbeobachtung ist am Anfang, wenn die gesamte Konzentration für die Bewältigung der pädagogischen Aufgabe benötigt wird oder Prüfungsstress erlebt wird,  oft nicht ausreichend möglich. Die Praxisanleiterin kann bei der Auswertung die persönlichen Stärken und Schwächen der Praktikantin verdeutlichen. Das alles in möglichst förderndem, motivierendem Ton.

 

Das Praktikum ist Teil der Ausbildung. Fehler gehören dazu und an großen Aufgaben kann man wachsen! Während des Praktikums kannst Du mit Unterstützung die eigene erzieherische Wirkung erproben und verbessern, lernst Möglichkeiten für das Meistern kritischer Situationen und erlebst die Freuden des Kindergartenalltags hautnah!

 

Anmerkung:

In diesem Text wird meist die weibliche Form verwendet. Es gibt zunehmend mehr Männer, die die Ausbildung zum Erzieher antreten und erfolgreich in den Beruf starten. Sie werden ebenfalls angesprochen und lesen bitte mit Nachsicht. Erzieher, die in den Beruf starten, sind zum Teil so erfolgreich, dass sie  schnell in Leitungsfunktionen tätig werden. Auch wenn in der Mehrzahl momentan noch Praxisanleiterinnen zur Verfügung stehen, sind Praxisanleiter und Mentoren gleichfalls angesprochen.

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