Aktionstabletts sind schon immer ein fester Bestandteil der Montessori-Pädagogik gewesen. Neben der sprachlichen, mathematischen und kosmischen Erziehung setzte die italienische Ärztin Maria Montessori vor allem bei jüngeren Kindern auf die „Übungen des täglichen Lebens“. Der Grundgedanke in diesem Zusammenhang ist die Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten wie zum Beispiel das Binden einer Schleife, das Öffnen und Schließen verschiedener Gefäße, der Umgang mit Pinzetten, das Sortieren nach Farben usw. Mithilfe von Aktionstabletts werden Kinder befähigt sich eigenständig und in ihrem Tempo unterschiedlichen Herausforderungen zu stellen. Nach einer kurzen Einführung benötigen sie dabei in der Regel keine Hilfe und können sich ganz konzentriert ihrem Tun widmen. Nachfolgend findest du alle wichtigen Informationen, die du für den Einsatz von Aktionstabletts für U3-Kinder, für Kita-Kinder und für Vorschulkinder brauchst. Auch eine gezielte Förderung in den Bereichen Sprache und Mathematik ist möglich.
 

Arbeiten mit Aktionstabletts nach Maria Montessori – was solltest du wissen?

Aktionstabletts heißen deshalb so, weil es sich bewährt hat den Kindern die kleinen Übungen auf Tabletts zur Verfügung zu stellen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen können die Kinder so ihre Arbeiten selbstständig aus dem Regal nehmen und an den von ihnen gewählten Platz tragen. Zum anderen lassen sich die einzelnen Übungen so ordentlich verstauen – das Kind erkennt, welches Material zur jeweiligen Aktion gehört. Es hat sich bewährt, dass die Tablets in Regalen aufbewahrt werden, die den Kindern gut zugänglich sind. So sind auch jüngere Kinder in der Lage ein Tablett auszuwählen, sich damit zu beschäftigen und dieses anschließend wieder an seinen Platz zu räumen. Dieses Prinzip der Selbsttätigkeit war Montessori sehr wichtig. „Hilf mir es selbst zu tun“ – dieser Leitspruch Montessoris lässt sich auch auf die Aktionstabletts übertragen. Nach einer kurzen Einführung von dir sollte sich das Kind daher selbst mit dem Aktionstablett beschäftigen dürfen. Damit dabei kein Frust aufkommt, sollte es mer eine Möglichkeit der Selbstkontrolle geben, wie auch bei den klassischen Montessori-Materialien. Gerade bei Tabletts für Kinder unter drei Jahren musst du dir in diesem Zusammenhang wenig Gedanken machen, denn häufig kontrolliert sich das Kind bereits durch sein Tun selbst. Eine beliebte Übung für Kleinkinder ist beispielsweise das Löffeln von Reis. Dabei befördert das Kind mit Hilfe eines Teelöffels rohen Reis von einer Schüssel in eine zweite. Ist das geschafft, ohne dass der Reis daneben fällt, hat das Kind die Übung gemeistert und braucht keine weitere zur Fehlerkontrolle. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Maria Montessori ist die sogenannte „vorbereitete Umgebung“. Übertragen auf die Arbeit mit Aktionstabletts bedeutet das für dich, dass du dafür Sorge tragen musst, dass sich die Kinder jederzeit mit einem Tablett beschäftigen können. Folgendes gilt es zu beachten:

 

  • Jedes Tablett erhält einen festen Platz. Wird es benutzt, muss es genau an den Platz zurück geräumt werden an dem es vorher stand. Am Anfang brauchen Kinder dabei ein wenig Hilfe. Damit klar wird, wo welches Tablett steht, kannst du Fotos an den Regalen befestigen. Das hilft auch anderen Kollegen, die neu oder aushilfsweise in deiner Gruppe bzw. Einrichtung arbeiten.
  • Die Kinder lernen bereits bei der Einführung, dass alle Materialien auf dem Aktionstablett wieder so angeordnet und aufgeräumt werden, dass das nächste Kind sofort wieder damit arbeiten kann.
  • Wenn Material beschädigt ist oder fehlt, sollte es sofort ausgetauscht werden. Idealerweise kontrollierst du jeden Tag vor dem Feierabend, ob alle Aktionstabletts noch vollständig einsatzfähig sind.
  • Die verwendeten Materialien sollten für Kinder einen möglichst hohen Aufforderungscharakter haben, gleichzeitig aber ästhetisch sein. Holz und andere Naturmaterialien sind besser geeignet als Plastik.
  • Um herauszufinden, auf welchem Entwicklungsstand die von dir betreuten Kinder sind, musst du sie zuvor beobachten. So erkennst du, welches Kind gerade seine Feinmotorik trainiert und den Pinzettengriff übt und welches sich aktuell gerne mit Buchstaben oder Zahlen auseinandersetzt. In diesem Zusammenhang spielen die fünf Lerndispositionen eine große Rolle. Weißt du, welchen Entwicklungsschritt deine Kindergruppe gerade durchläuft und welche Interessen sie verfolgt, kannst du die Aktionstabletts erstellen. Auch Feste und Feiern im Jahreskreislauf können natürlich aufgegriffen werden.
     

Wie werden Aktionstabletts für Krippe und Kindergarten erstellt?

Zunächst solltest du dir überlegen, wie du die Aktionstabletts einsetzen möchtest. Grundsätzlich kannst du mit wenigen Mitteln und vor allem kostengünstig Materialien für alle Bildungsbereiche und auch für jede Altersgruppe erstellen. Damit die Kinder lange daran Freude haben, können die einzelnen Tablets auch mit Erweiterungen und weiterführenden Beschäftigungsideen bestückt werden. Das lässt sich gut an einem Beispiel verdeutlichen: Ein Aktionstablett, welches sich dem Thema „Farben“ widmet, wird natürlich in erster Linie Kinder zwischen zwei und drei Jahren ansprechen. Diese können beispielsweise Farbwürfel in entsprechend gekennzeichnete Dosen einsortieren. Um den Reiz zu steigen und den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen führen motorisch fitte Kinder die Aktion mit einer großen Pinzette aus anstatt die Hände zu benutzen. Noch ältere Kinder haben Spaß daran auf einem Foto vorgegebene Muster zu legen. Wenn du dir einmal einen Grundstock an Material für die Aktionstabletts zugelegt hast, kannst du die angebotenen Übungen ohne großen Aufwand ergänzen oder austauschen. Hier eine natürlich nicht abschließende Materialliste für Aktionstabletts:
 

  • Holztabletts in unterschiedlichen Größen, am besten mit Aussparungen zum Tragen
  • Körbchen aus Bast, Stroh, …
  • Kleine Kisten, „Schatztruhen“,
  • Holzperlen in unterschiedlichen Farben und Größen,
  • Deko-Sand oder Vogelsand
  • Deko-Muscheln
  • Murmeln, Deko-Glassterne, …
  • Pinzetten und Zangen in unterschiedlichen Größen
  • Bunte Pompons und/oder Wäscheklammern
  • Pipetten, Spritzen, …
  • Bunte Knöpfe

 

Wie lernen Kinder den Umgang mit Aktionstabletts?

Jedes Kind erhält eine Einführung zu dem jeweiligen Aktionstablett, es sei denn, das Kind hat bereits anderen Kindern zugeschaut und weiß, wie eine Übung durchgeführt wird. Suche gemeinsam mit dem Kind ein Tablett aus. Das Kind trägt es zu seinem Platz. Setze dich so neben das Kind, dass dieses deine Handlungsschritte gut nachvollziehen kann. Zeige dem Kind nun die Übung mehrmals langsam und möglichst ohne verbale Erklärung – das Tun soll im Vordergrund stehen. Anschließend kann das Kind die Übung eigenständig wiederholen. Möchte es seine Arbeit beenden zeigst du ihm, wie die einzelnen Materialien wieder aufgeräumt werden. Gemeinsam wird das Tablett wieder zu seinem ursprünglichen Platz im Regal getragen und dort abgestellt. Achtung: Gerade jüngere Kinder müssen den Umgang mit dem angebotenen Material noch üben. Reis auf dem Boden und in der ganzen Gruppe verteilte Murmeln können vorkommen und sollten dich nicht aus der Ruhe bringen. Wenn du das Gefühl hast, dass die Kinder die Übungen und das Material zunehmend zweckentfremden kannst du zum Beispiel im Stuhlkreis noch einmal genau zeigen, wie man das Material der einzelnen Tabletts richtig nutzt.
 

Ideensammlung und Materialliste für Aktionstabletts mit unterschiedlichen Lernschwerpunkten

Nachfolgend findest du eine Ideenliste für Aktionstabletts zu verschiedenen Bildungsbereichen. Die Altersangaben sollen nur als Orientierung dienen, ausschlaggebend für die Eignung einer Übung ist immer der tatsächliche Entwicklungsstand eines Kindes. Die Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit- deiner Fantasie sie sind keine Grenzen gesetzt, was die Gestaltung der Tabletts angeht. So kannst du problemlos Montessori-Aktionstabletts für den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter erstellen, in dem du beispielsweise Knöpfe durch Kastanien ersetzt oder in der Ferienzeit ein Tablett anbietest, auf dem die Kinder mit Sand und Muscheln experimentieren dürfen.

 

Bildungsbereich/

Förderschwerpunkte

Alter

Material

Beschreibung der Übung

Mögliche Erweiterung/Varianten

Feinmotorik/

Pinzettengriff

Ab ca. 4  Jahre

Kleine, bunte Perlen ,

Stecknadeln,

Prickelunterlagen,

je eine Dose für Stecknadeln und Perlen

Das Kind wählt bunte Perlen aus und befestigt diese von oben mit einer Stecknadel auf drei zusammengebundenen Prickelunterlagen

Figuren, Zahlen, Buchstaben stecken

Feinmotorik/

Pinzettengriff

 

Ab ca. 2 Jahre

Murmeln, Steine, …

Pinzette/Zange,

Brett mit Kuhlen oder Seifenablage aus Gummi, Korb für Steine/Murmeln

Murmeln oder kleine Steine mit Pinzette/Zange sortieren

Naturmaterialien wie Nüsse, Steine, Kastanien sortieren

Farben entdecken

Ab ca. 1,5 Jahre

 

Federn, Knöpfe, Bausteine, … farbigen Flächen zuordnen

Wäscheklammern oder Büroklammern seitlich anheften

Feinmotorik

Ab ca. 4 Jahre

Vorhängeschlösser,

Holzleiste mit versetzen Löchern für die Schlösser

Die Kinder öffnen unterschiedlich große Schlösser mit dem passenden Schlüssel

Zusätzliche Holzleisten, die mithilfe der Schlösser verbunden werden können

Feinmotorik

Ab ca. 2 Jahre

Schöne Kiste oder kleiner Koffer,

Gefäße/Gegenstände mit verschiedenen Verschlüssen, z.B. Portemonnaie mit Knöpfen und Reißverschluss, Dosen mit Schraubdeckel usw.

Die Kinder versuchen verschiedene Verschlüsse selbstständig zu öffnen

 

Feinmotorik

Ab ca. 3 Jahre

Perlen,

dicke Schnur oder Wolle, Korb

Größere und kleinere Perlen auf eine dicke Schnur auffädeln

 

Mathematik

Ab ca. 5 Jahre

Laminierte Ziffernkarten von 0 bis 10,

Laminiertes, von einem Strich in zwei Hälften geteiltes Blatt, zwei Körbchen

Die Kinder wählen eine Zahl aus und zerlegen diese mit den Steinen (7 = 5 Steine links, drei rechts, oder sechs Steine rechts und ein Stein links usw.

 

Sprache/Literacy

Ab ca. 5 Jahre

Einlaminierte Großbuchstaben,

flache Schale,

Dekosand

Die Kinder malen die Buchstaben mit den Fingern in den Sand

Geht auch mit Zahlen

Taktile Wahrnehmung

Ab ca. 3 Jahre

größere Schüssel,

Reis,

Augenbinde,

Holztiere oder kleine Tiere aus Gummi, Kärtchen mit Bildern der Tiere

Die Kinder erfühlen die Tiere

Andere Gegenstände erfühlen

Feinmototik

Ab ca. 3 Jahre

Kleister,

Pinsel,

Klebeunterlage,

größere Pappreste,

kleine Papp- bzw. Papierschnipsel

Das Kind betupft Schnipsel für Schnipsel mit Kleister und klebt diese auf die Pappe

Vorgegebene Muster kleben

Feinmotorik

Ab ca. 4 Jahre

Schrauben und Muttern,

Korb

Die Kinder drehen die Muttern von den Schrauben ab und wieder drauf

 

Feinmotorik

Ab ca. 4 Jahre

Pipetten und Spritzen,

kleines Handtuch,

verschließbares Glas mit gefärbten Wasser,

zweites Glas

Wasser mithilfe von Spritze und Pipette von einem Glas in andere füllen

 

 

 

 

 

 

 

 

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