Welche Ziele werden beim kreativen Gestalten verfolgt


Kinder erkunden ihre Umwelt von Geburt an mit allen Sinnen und leben in einer Welt der Fantasie. Laut dem Staatsinstitut für Frühpädagogik sind Kinder der Gefahr ausgesetzt, dass Sinne verkümmern, wenn sie nicht frühzeitig kreatives Gestalten als Zugriff auf die Welt bewusst und selbständig erleben können. Sie bleiben in ihrem kreativen Potenzial eingeschränkt. Somit sollte den Kindern bereits in der Kinderkrippe sowie im Kindergarten Raum für kindliche Kreativität gegeben werden. Aber was bedeutet das für mich als Fachkraft? Und wie kann ich Kreativität im pädagogischen Alltag fördern?

Was wird unter Kreativität verstanden?

Laut Bayrischen Bildungs- und Erziehungsplan wird unter Kreativität die Fähigkeit verstanden, im denken neue, auch unerwartete und überraschende Wege zu gehen. Kreativität ist somit viel mehr als Basteln, Schauspiel und Malen. Auch um eine Sprache zu erlernen oder innovative Lösungswege zu entwickeln, braucht es Kreativität.

Es geht darum, selbst etwas mit seinem gesamten Sein zu gestalten. Kreatives Gestalten beansprucht somit alle kognitiven Bereiche des Denkens. Kreativität ist immer individuell, originell und authentisch und wird sich niemals bei zwei Menschen genau gleich ausdrücken.

Warum ist Kreativität für Kinder wichtig?

Das Wissen über den Wert und die Wichtigkeit von Kreativität ist nicht neu. Kreativität ist auch bei vielen bekannten Pädagogen und deren Konzepten wie beispielsweise bei Maria Montessori, Friedrich Fröbel, Loris Malaguzzi (Reggiopädagogik) verankert. Es wird davon ausgegangen, dass die gesunde und eigenständige Entwicklung der Persönlichkeit eines Kindes abhängig ist von den Möglichkeiten, die es bekommt, individuell und schöpferisch zu handeln. In unserer heutigen Wissensgesellschaft, wo Google oder künstliche Intelligenz unseren Alltag wesentlich mitbestimmen, reicht es nicht mehr aus Fakten auswendig zu lernen. Es bedarf Kreativität, Empathie, soziale Kompetenzen, Selbstvertrauen und dem Erlernen von praktischen Fähigkeiten. All diese Kompetenzen werden durch das eigenhändige Gestalten und somit durch kreatives Schaffen erreicht.

 

Dieses innovative Buch enthält für jeden Anlass und für jede Jahreszeit vielfältige Anregungen, die mit wenigen Mitteln umsetzbar sind. Alle Ideen stammen aus der Praxis und sind mit Kindern verschiedener Altersstufen erprobt worden
 

kreatives Gestalten Buch

Was wird beim kreativen Gestalten gefördert?

Die Kreativität von Kindern fördern bedeutet auch die Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen (vgl. Bayrischer Bildungs- und Erziehungsplan S. 297). Beim kreativen Gestalten werden Kinder ganzheitlich gefördert.

  • Förderung von Neugierde, Offenheit und Phantasie
  • Förderung von Exlorationsfreude und -fähigkeit
  • Förderung der Frustrationstoleranz, da aus Fehlern gelernt werden kann
  • Förderung des bildnerische Verständnisses
  • Förderung der eigenen Gestaltungs- und Ausdrucksweise
  • Förderung des Erkennens und der unterschiedlichen Ausdrucksweisen von Gefühlen und Gedanken
  • Förderung der Eigeninitiative
  • Grundverständnis von Farben und Formen
  • Kennen lernen von unterschiedlichen Materialien und deren Verarbeitungsmöglichkeiten
  • unterschiedliche Perspektivenübernahme durch verschiedene Rollenspiele
  • ganzheitliche Sinnesförderung durch Wahrnehmung der Umwelt und Kultur
  • Förderung der Sprache durch Gespräche über beispielsweise Kunstwerke oder Rollenspiele
  • Förderung der musischen Kompetenzen durch Bewegung, Rhythmik oder Ausdruckstanz
  • Kognitive Förderung durch Wissensvermittlung z. B. Kennenlernen bekannter Künstler, Erfinden einer eigenen Klanggeschichte
  • Förderung der sozialen Kompetenzen (Gemeinschaftsbild gestalten, gemeinsames Planen eines kleinen Theaterstückes, Regeln und Grenzen einhalten, Toleranz, Geduld)
  • Förderung der Grob- und Feinmotorik

Welche pädagogischen Ziele gibt es?

Unter einem pädagogischen Ziel wird das Ergebnis eines bestimmten Lernvorgangs verstanden. Ein konkretes Ziel ist es, neues Wissen aufzunehmen oder neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen. Du als Fachkraft unterstützt das Kind dabei. Hierbei kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz.

Das übergeordnete Ziel einer Kita ist es, die kindliche Entwicklung zu fördern. Grundsätzlich konzentriert sich die pädagogische Arbeit auf folgende Ziele, die die Basiskompetenzen bei Kindern von 0 - 6 Jahren fördern.


  • Förderung der Entwicklung der Persönlichkeit
  • Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit
  • Sprachförderung
  • Förderung der mathematischen Kompetenzen
  • Förderung der Lernfreude und Motivation
  • Vermittlung von Werten
  • Förderung der ästhetischen Kompetenzen
  • Praxiswissen
  • Naturwissenschaft und Technik.


Je nach Einrichtung und Bundesland können die Schwerpunkte und Zielsetzungen jedoch auch variieren. All diese pädagogischen Ziele lassen sich jedoch beim kreativen Gestalten erreichen.

Wichtig ist, dass du ästhetische Bildungsangebote in deiner Einrichtung nicht als zusätzliches Angebot definierst, sondern als ein natürliches Bedürfnis des Kindes, dem man schon mit geringen Aufwand und Materialien entgegenkommen kann.

Wie kann Kreativität in der Kinderkrippe und im Kindergarten gefördert werden?

  • Vorbild sein: Den Kindern Anregungen geben, selbst kreativ zu sein
  • Alltagsgegenstände zum Spielen und Entdecken bereitstellen: So kann z. B. eine Stoppuhr genauer untersucht werden – Wann klingelt diese? Was muss ich tun, damit sie klingelt? Der Kochlöffel in der Puppenecke kann als Zauberstab verwendet und umfunktioniert werden
  • Bereitstellen einer Bastelkiste mit verschiedenen Materialien wie Korken, Schwämme, Klebstoff, Pappe und Federn, wo Kinder eigenständig, aber auch unter Anleitung gestalten können
  • Falls du keine Antwort auf eine Frage der Kinder hast, könnt ihr gemeinsam philosophieren, wo die richtige Antwort zu finden ist
  • Ermutige die Kinder, Neues auszuprobieren
  • Bei Brett- oder Gesellschaftsspielen können neue Regeln vereinbart werden, die sich die Kinder selbst ausdenken
  • Stelle den Kindern bekannte Künstler und Künstlerinnen vor: Du kannst hier auch super ein ganzes Projekt planen: Buchtipp: Kunst - Ein Mitmachbuch für Kinder: Malen und gestalten wie ein echter Künstler
  • Lade Künstler und Künstlerinnen (beispielsweise Maler oder Bildhauer) aus der Umgebung in die Einrichtung ein oder besucht sie in deren Atelier
  • Ausstellungen und Aufführungen: Mit Freude präsentieren Kinder ihre Kunstwerke und ihr Können. Lade die Familien der Kinder ein, die kleine Ausstellung oder das eingeübte Theaterspiel zu besuchen. Es eignet sich hierfür z. B. die Verabschiedung der Vorschüler oder das Sommerfest.
  • eine Verkleidungskisten mit Hüten, Kappen, Jacken, Schuhen etc. sollte in jeder Rollenspielecke zu finden sein
  • Naturmaterialien wie Holzbauklötze bereitstellen
  • Musizieren mit Alltagsgegenständen (z. B. eine Dose mit Reis befüllen und zur Rassel umfunktionieren)
  • kreativer Spaziergang z. B. mit Lupen oder Farbbrillen, um die Umwelt anders wahrzunehmen und die Gelegenheit zum Experimentieren zu erhalten
  • aus den gemeinsam gesammelten Gegenständen vom Ausflug oder der Natur etwas basteln und gestalten
  • Rollenspielecke einrichten
  • zu unterschiedlicher Musik tanzen und sich bewegen
  • Forscherecke einrichten (z. B. mit Lupen, Küchenwaage, verschiedene Schüttübungen)
  • freies formen mit Ton, Knete, Salzteig
  • schaffe Rückzugsmöglichkeiten für „kreative Pausen“
  • Kinder Staffeleien oder Malwände für freies Malen
  • Kamishibai für freies Erzählen von Geschichten
  • versuche auf Bewertungen zu verzichten (anstatt: „Das hast du aber schön gemalt“ oder „das Bild ist ja nur blau“ - Wie zufrieden bist du mit deinem Bild?)

Grundsätzlich gilt: Jedes neue Material sollte den Kindern zuerst zum freien Experimentieren und Erforschen zur Verfügung gestellt werden. Erst dann solltest du gemeinsam mit den Kindern schauen, was man daraus machen könnte.

Was kann die Kreativität hemmen?

Die Voraussetzung für das Lernen über kreatives Gestalten ist der Freiraum zum selbstständigen und selbstbestimmten Handeln sowie Fachkräfte, die dies ermöglichen. Ein Kind kann nicht kreativ sein …. :

  • wenn es unter Druck gesetzt wird
  • wenn eine klare Forderung gesetzt wird und ein fixes Ergebnis erwartet wird
  • wenn Schablonen vorgegeben sind
  • wenn das Kind mit anderen verglichen wird
  • wenn es zu wenig Zeit für eigenständiges Experimentieren und Forschen hat
  • wenn ein Ergebnis erwartet wird. Es geht um den Prozess und das Erleben und nicht um ein Endprodukt

Bild: shutterstock_2029379030

Quellen:

Gabriele Kubitschekl: Modellieren in der Kita, Don Bosco Verlag 2020,

https://www.ifp.bayern.de/veroeffentlichungen/books/bildungs-erziehungsplan/322/

https://aixconcept.de/bildungsziele/

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