Bei der Psychomotorik geht es darum, die eigene Körperwahrnehmung durch abwechslungsreiche Bewegungserfahrungen zu schulen. Grundlage ist die Erkenntnis, dass Bewegung und psychische Prozesse eng miteinander verknüpft sind.

Gerade bei Kindern werden Lernprozesse in erster Linie durch das eigene Tun in Gang gesetzt. An diesem Punkt setzt die Psychomotorik an, wenn auch psychomotorische Übungen und Spiele gezielt eingesetzt werden, haben sie im Idealfall auch einen therapeutischen Effekt. Im Kindergarten ist das natürlich nur bedingt möglich.

 

Die Psychomotorik: Welche Ziele verfolgt sie?

 

Die Psychomotorik ist ein ganzheitlicher Ansatz bei dem es darum geht, Kinder altersgerechte und möglichst individuell in ihrer Wahrnehmung, in ihren Bewegungsabläufen und in ihrer sozialen Kompetenz zu stärken. Dabei werden alle Sinne angesprochenen und aktiviert, im Mittelpunkt stehen Körpererfahrungen und das Erleben des Kindes, dass es im wahrsten Sinne des Wortes „etwas bewegen kann“, indem es sich selbst (und/oder Dinge, andere Kinder...) bewegt.

Dabei soll erreicht werden, dass das jeweilige Kind seine Handlungskompetenz erweitert, indem es seine Ich-Kompetenz, seine Sachkompetenz und seine Sozialkompetenz erweitert. Es können auch Schwerpunkte gesetzt werden, so dass der Fokus auf jeweils nur einem oder nur zwei dieser Basiskompetenzen liegt.

Wichtig ist, dass das Kind sich dabei als fähig und aktiv erlebt. Psychomotorik-Einheiten werden in der Regel in Kleingruppen durchgeführt, da der soziale und gruppendynamische Aspekt dabei eine wichtige Rolle spielt.

Sehr vielen Entwicklungsauffälligkeiten kann mithilfe der Psychomotorik entgegengewirkt werden, daher ist die potenzielle Zielgruppe in Kindergärten recht groß. Sie umfasst unter anderem

 

  •  Kinder, sich im Hinblick auf ihren Körper wenig zutrauen oder die generell ängstlich und gehemmt sind,
  • Kinder, die sehr unruhig sind und zum Beispiel unter ADHS leiden,
  • Kinder, die über wenig Körperbeherrschung verfügen, die kraftlos und ungeschickt erscheinen,
  •  Kinder, die aufgrund von Krankheiten oder Behinderungen in ihren Bewegungsabläufen beeinträchtigt sind,
  • Kinder mit Wahrnehmungs- und/oder Konzentrationsproblemen,
  • Kinder, die soziale Schwierigkeiten haben und
  • Kinder, die Lern-, Sprach- oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

 

Welche wichtigen Psychomotorik-Übungen und Psychomotorik-Spiele gibt es?

 

Im Grunde sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht eine Psychomotorik-Einheit zu planen. Wichtig ist, dass bei der Auswahl passender Spiele der Förderschwerpunkt im Fokus steht. Der hängt natürlich davon ab, welche Individuellen Auffälligkeiten die einzelnen Kinder zeigen. Wenn beispielsweise viele der kleinen Teilnehmer Schwierigkeiten mit ihrem Sozialverhalten haben, könnten kooperative Bewegungsspiele dazu beitragen dass sie lernen, auf andere Rücksicht zu nehmen, sich an Regeln zu halten und nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“ zu agieren.

Kinder, die ängstlich sind, dürfen sich in Ruhe und ohne Druck ausprobieren und ihre Grenzen austesten, indem sie hangeln, klettern und balancieren. Um das Körperbewusstsein zu stärken eignen sich hingegen Entspannungstechniken, gegenseitige Massagen oder Bewegungslieder. Die meisten Erzieherinnen verfügen also ohnehin über ein ausreichend großes Repertoire an Spielen und Übungen, die sich für eine Psychomotorik-Einheit eignen. Wichtig ist, ruhig hin und wieder mit verschiedenen Materialien und Geräten zu experimentierten und die individuellen Voraussetzungen der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Es gilt, individuelle Stärken zu stärken und dafür zu sorgen, dass die kleinen Teilnehmer Spaß haben und ihren Erfahrungshorizont erweitern können.

 

Psychomotorik oder einfaches „Turnen“ – wo liegt der Unterschied?

 

Beide Begriffe voneinander abzugrenzen ist nicht einfach. Zudem wird die Psychomotorik oft synonym zu den Begriffen Motopädie, Ergotherapie und Physiotherapie genutzt.

Die Psychomotorik hat im Gegensatz zu einer Turnstunde  beim Kitaturnen eher den Anspruch eines ganzheitlichen Konzeptes zur Förderung sozialer, motorischer und emotionaler Kompetenzen. Während beim Kinderturnen der Spaß im Vordergrund steht, kommt bei der Psychomotorik auch ein therapeutisch-medizinischer Aspekt zum Tragen. Davon abgesehen kann eine effektive psychomotorischen Förderung nur stattfinden, wenn die Teilnehmerzahl auf wenige Kinder begrenzt wird. Der Förderschwerpunkt (zum Beispiel Konzentration, Reaktion, Kooperation, Körperwahrnehmung, Ausdauer, Selbstbewusstsein...) sollte klar erkennbar sein, es geht in der Regel nicht allein darum, die Kinder „auszupowern“.

 

Psychomotorik-Ausbildung: Wissenswertes zu Inhalten, Kosten und Anbietern

 

Psychomotorische Fort- und Weiterbildungen werden von fast allen Trägern der pädagogischen Erwachsenenbildung  angeboten. Der Begriff ist nicht geschützt.

Dementsprechend variieren auch Dauer und Kosten der jeweiligen Qualifizierungsmaßnahme sowie die Eignung der Dozenten. Umfangreiche und intensive Zusatzqualifikationen für pädagogische und therapeutische Fachkräfte bietet unter anderem der „Aktionskreis Psychomotorik“ an.

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