Noreen Naranjos Velazquez
Das Begrüßungslied - ob mit oder
ohne Stuhlkreis - spielt eine zentrale Rolle im Kindergarten. Erfahre hier,
welche Dinge wichtig sind und wie du das passende Kinderlied für deine Gruppe gestaltest.
Brückenfunktion
Welche Funktion übernimmt das
Begrüßungslied im Kindergarten? Ein Blick aus kindlicher Perspektive verrät
mehr über die Magie des musikalischen Starts in den Kita-Tag. Gesungen wird das
Begrüßungslied nach dem Eintreffen der Kinder oder nach dem gemeinsamen
Frühstück in der Kita. Damit übernimmt das Lied eine gewisse Brückenfunktion.
Das bedeutet, die Kinder werden durch das gemeinsame Singen auf den Tag und die
jeweiligen Projekte eingestimmt. Dies gleicht einer musikalischen Brücke
zwischen Familie und Kita. Gleichzeitig
– und das darf an dieser Stelle auch gern betont werden – macht Singen
natürlich auch glücklich und es stärkt den Zusammenhalt in der Gruppe. Damit
ein Begrüßungslied im Kindergarten diese Brückenfunktion einnehmen kann, kannst
du dir ausgewählte Merkmale deines Begrüßungsliedes anschauen.
Melodie und Text für das Begrüßungslied in Krippe und Kindergarten
Die Melodie des Begrüßungsliedes
sollte die Kindergruppe dazu einladen, mitzumachen und den neuen Tag zu
begrüßen. Dabei gibt es kein Richtig und kein Falsch. In erster Linie ist es
wichtig, dass dir selbst die Melodie gefällt. Die überträgt sich direkt auf die
Kinder. Anders verhält sich das mit dem Text des Begrüßungsliedes. Diese ist
bewusst auszuwählen. „Guten Morgen“, „Hallo, hallo, schön, dass du da bist“ und
Ähnliches eignet sich beispielsweise hervorragend zur Einstimmung. Bei zuletzt
genanntem Beispiel ist neben der Begrüßung noch die direkte Ansprache mit
eingebaut. Für das Guten Morgen Lied im Kindergarten kannst du zudem auch jene
Versionen auswählen, welche die Namen der Kinder benennen. Auf diese Weise
fühlt sich jedes Kind noch einmal direkt angesprochen. Zudem darf es für einen
Augenblick des gemeinsamen Singens im Mittelpunkt stehen und die Aufmerksamkeit
aller genießen. Um den Ablauf beim Begrüßungslied fließend zu gestalten,
empfiehlt es sich, die Namen der Kinder genau in jener Reihenfolge einzubauen,
wie sie im Kreis sitzen. Auf diese Weise können sich etwas schüchterne Kinder
darauf einstimmen, dass ihr Name als nächstes besungen wird. Gleichzeitig vermeidest
du mithilfe dieses methodischen Vorgehens, dass Unruhe beim Singen des
Begrüßungsliedes im Kindergarten entsteht, weil einzelne Kinder zum Beispiel zwischendurch
immer wieder einen Wunsch äußern: „Ich möchte als Nächstes dran sein. Darf
ich nach Max dran sein?“
Wiederholung für Struktur und Sicherheit
Gerade bei Liedern für den Morgenkreis im Kindergarten haben sich jene bewährt, die einer einfachen Melodie- und Textstruktur folgen. Das bedeutet, vielleicht gibt es lediglich einen Vers beziehungsweise das Lied folgt einer klaren Abfolge: Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, usw. Auf diese Weise wird eine musikalische Grundstruktur vorgegeben, welche den Kindern Sicherheit gibt. Zudem kannst du diesen Effekt nutzten, wenn du in der Gruppe beispielsweise gerade mit vielen neuen Kindern arbeitest. Vielleicht klingt diese Empfehlung auf den ersten Blick etwas langweilig, tatsächlich sieht dies aus kindlicher Perspektive jedoch anders aus. So gibt es beispielsweise Begrüßungslieder für den Morgenkreis im Kindergarten, bei denen zwar lediglich ein Vers mehrmals gesungen wird, aber innerhalb dieser Zeilen ausgewählte Worte immer wieder ausgetauscht werden: Vornamen, Aktivitäten, Farben, Zahlen, Wochentage, Monate, Jahreszeiten, Tiere oder Bewegungen. Dadurch kommt Abwechslung für die Kinder auf und die sichere Struktur wird beibehalten.
Begrüßungslieder mit Bewegung bringt Schwung in den Morgen
Immer wieder beobachten
Fachkräfte in der Krippe und im Kindergarten, dass die Kinder nicht in die Kita
laufen, sondern entweder per Auto oder Kinderwagen gebracht werden. Oft hängt
dies mit logistischen Aspekten seitens der Familie zusammen. Als Fazit für die
eigene Praxis können wir jedoch gezielt mehr Bewegungsmöglichkeiten im
Kita-Alltag einbauen. Warum beginnen wir damit nicht gleich beim Guten Morgen
Lied im Morgenkreis? Anstatt das Begrüßungslied im Stuhlkreis oder im Sitzkreis
am Boden zu gestalten, können Bewegungselemente eingebaut werden. Im
Krippenalter eignet sich hierfür beispielsweise der geschlossene Kreis. Alle
Kinder fassen sich an den Händen und bewegen sich zum Begrüßungslied.
Alternativ dazu können kleine Chiffontücher (ca. 30 x 30 Zentimeter) zwischen
jeweils zwei Kindern als Verbindungselemente dienen. Dies ist vor allem dann
von Vorteil, wenn die Gruppe sehr klein ist (vier bis sechs Kinder) oder die
Kinder sich noch nicht so gut kennen. Wenn Du mit älteren Kindern arbeitest,
kann natürlich auch der geschlossene Kreis genutzt werden. Hierbei stehen
weitere Variationen zur Verfügung. Beim Bewegungslied im Kindergarten, kann
neben dem Richtungswechsel beispielsweise auch das gemeinsame Schreiten in die
Kreismitte und wieder nach außen gezielt genutzt werden. Gleichzeitig stehen dir
für die Arbeit mit Kindern in diesem Alter auch weitere Tanzkreisformen zur
Verfügung. Infrage kommt beispielsweise die gemeinsame Bewegung in Tanzrichtung
oder bei größeren Kindergruppen das Tanzen in zwei Kreisen. Hierzu wird ein
kleinerer innerhalb eines größeren Kreises gebildet. Diese Variante eignet sich
beispielsweise auch zur Gestaltung eines gemeinsamen Begrüßungsliedes aller
Kinder einer Kita. Einige Einrichtungen bieten zum Beispiel einmal oder
mehrmals monatlich einen gemeinsamen, großen Morgenkreis an.
Begrüßungslied im Stuhlkreis mit Orff Instrumenten
Nicht immer ist Bewegung beim Morgenkreis möglich beziehungsweise erwünscht. Dennoch kann Abwechslung mit ins Spiel kommen. Hierzu eigenen sich Orff Instrumente wie beispielsweise Handtrommeln, Rasseln oder Klanghölzer wunderbar. Sollten diese nicht in ausreichender Menge, das heißt für jedes Kind ein Instrument, zur Verfügung stehen, so können verschiedene Exemplare zeitgleich zum Einsatz kommen. Begleitest du beispielsweise eine Gruppe mit 16 Kindern, könntest du vier verschiedene Instrumente, welche je viermal vorhanden sind, nutzen. Im Anschluss an jede Strophe oder immer nach dem Refrain wird das Instrument zum rechten Nachbarn im Sitzkreis weitergegeben. Nach vier Durchgängen hat schließlich jedes Kind alle vier Instrumente ausprobiert. Das Wechseln der Instrumente funktioniert auch bei Kindern im Krippenalter gut. Achte allerdings darauf, dass zwischen den Strophen für die Übergabe der Instrumente etwas mehr Zeit eingeplant wird.
Autorin
Noreen Naranjos Velazquez (Diplom Pädagogin, elementare Musikpädagogin) leitete neben ihrer Tätigkeit als freie Fachautorin auch Inhouse-Schulungen und Workshops für pädagogische Fachkräfte in Kitas. In der universitären Fernlehre ist sie zu Themen der allgemeinen Pädagogik und frühen Kindheit tätig.