Inhalt
- Was ist musikalische Früherziehung?
- Pädagogische Ziele für Musik: Was fördert die musikalischen Früherziehung?
- Wann ist musikalische Früherziehung sinnvoll?
- Wer bietet frühkindliche Musikerziehung an?
- Methoden der musikalischen Früherziehung
- Unsere Podcastfolge die fünf Mythen der musikalischen Früherziehung mit Marion Böller
- 10 einfache Ideen und Beispiele für die musikalische Früherziehung im Kindergarten
Schon Säuglinge profitieren nachweislich von Musik. Deshalb spielt die musikalische Bildung auch im Kindergarten eine zentrale Rolle: Aktivitäten wie Singen, Musizieren, Tanzen und rhythmische Bewegungsabläufe bereiten vielen Kindern Freude und unterstützen dabei ihre Sinneswahrnehmung, Motorik, Sprachentwicklung sowie ihre emotionalen und kognitiven Fähigkeiten. Die musikalische Früherziehung richtet sich speziell an Kinder im Vorschulalter und vermittelt auf spielerische Weise erste Grundlagen der Musik.
Bei uns erfährst du, welche Vorteile die Musik im Kindergarten mit sich bringt und wie sie in den Alltag des Kindergartens integriert werden kann.
Was ist musikalische Früherziehung?
Musikalische Früherziehung, oft abgekürzt als MFE, ist ein grundlegender Musikunterricht für Vorschulkinder. Der Fokus liegt auf der spielerischen Einführung in die Bereiche Bewegung und Tanz in Kombination mit Musik. Diese Form der musikalischen Grundausbildung geht auf den Komponisten und Musikpädagogen Carl Orff zurück, der mit Gunhild Kneetman das „Orff-Schulwerk“ entwickelte – ein Konzept, das Kindern den Zugang zur Welt der Musik und zur rhythmischen Bewegung eröffnet. Dahinter steht die Überzeugung, dass Kinder ihre Ausdrucksmöglichkeiten erst noch entdecken und entwickeln. Mit Musik, Tanz, Sprache und Gesang wird die ganzheitliche Entwicklung der Kinder gefördert.
Das Ziel der musikalischen Früherziehung ist es, Kindern Freude an Musik und Bewegung zu vermitteln und ihnen auf spielerische Weise Zugang zur Musik zu bieten. Der Spaß steht dabei immer im Vordergrund. Wenn ein Kind nach dieser Einführung den Wunsch entwickelt, sich intensiver mit Musik auseinanderzusetzen oder ein Instrument zu erlernen, schafft die musikalische Früherziehung eine solide Basis für späteren Instrumentalunterricht.
Pädagogische Ziele für Musik: Was fördert die musikalischen Früherziehung?
Die Bedeutung der musikalische Bildung im Kindergarten für die kindliche Entwicklung ist enorm. Sie kann den Grundstein für eine lebenslange Begeisterung für Musik legen und bietet zahlreiche Vorteile:
- Förderung der Sinne: Musik spricht alle Sinne an und fördert so die kindliche Wahrnehmung, indem Hören, Fühlen und aktives Mitmachen angeregt werden.
- Stillen der kindlichen Neugier: Kinder sind von Natur aus neugierig und entdecken gerne Neues. Unterschiedliche Klänge und Rhythmen zu hören und selbst auszuprobieren, unterstützt diesen Entdeckerdrang.
- Förderung kognitiver Fähigkeiten: Musik fördert die Konzentrationsfähigkeit und das logische Denken bei Kindern, was sich positiv auf mathematische und sprachliche Kompetenzen auswirkt.
- Förderung der emotionalen Entwicklung: Musik spricht die Emotionen an und hilft Kindern, mit ihren Gefühlen umzugehen. Musik kann beruhigen, Freude wecken und bietet Kindern eine kreative Ausdrucksmöglichkeit.
- Förderung sozialer Kompetenzen: Gemeinsames Musizieren und Singen stärkt das Gemeinschaftsgefühl und lehrt Kinder, aufeinander einzugehen und zuzuhören.
- Förderung der motorischen Entwicklung: Durch Tanz und Bewegung werden sowohl die Fein- als auch die Grobmotorik verbessert. Die ersten Erfahrungen mit Instrumenten fördern die Fingerfertigkeit und stärken das Bewusstsein für Selbstwirksamkeit.
Wann ist musikalische Früherziehung sinnvoll?
Die Musikalische Förderung richtet sich in erster Linie an Kinder im Vorschulalter, meist im Alter von 5 bis 6 Jahren. In der Regel beginnen die Kurse etwa zwei Jahre vor der Einschulung und enden mit dem Übergang zur Grundschule. Nach dieser Einführung können Kinder dann ein Instrument wählen, das sie weiter erlernen möchten, beispielsweise Blockflöte oder Klavier.
Grundlegende Elemente der musikalischen Früherziehung lassen sich aber auch auf die Arbeit mit Kleinkindern übertragen. Auch sie sind bereits fasziniert von Musik, von Rhythmen und Tanz.
Wer bietet frühkindliche Musikerziehung an?
Musikschulen sind häufig die Hauptanbieter von Kursen für frühe musikalische Bildung. Eine Kursgruppe besteht typischerweise aus 5 bis maximal 10 Kindern – eine ideale Größe, um auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Die Dauer einer Einheit beträgt in der Regel 45 bis 60 Minuten, was der Konzentrationsfähigkeit von Kindern ab 4 Jahren entspricht.
Natürlich kannst du als pädagogische Fachkraft ebenfalls Angebote im Bildungsbereich „Musik“ in den Kita-Alltag einbauen. Vielleicht ist es dir gar nicht bewusst, aber mit jedem Lied, dass du gemeinsam mit den Kindern singst, leistest du schon einen wichtigen Beitrag zur musikalischen Frühförderung.
Methoden der musikalischen Früherziehung
Die frühe musikalische Bildung eröffnet Kindern eine vielfältige Erlebniswelt. Die Inhalte der Kurse und angewandten Methoden passen sich den individuellen Bedürfnissen und Altersstufen an:
- Singen und Musizieren: Eingängige Melodien und Texte fördern das Gedächtnis und erweitern den Wortschatz. Kinder entdecken ihre Stimme und entwickeln durch einfache Instrumente ihr Rhythmusgefühl.
- Instrumente kennenlernen: Kinder dürfen in der musikalischen Früherziehung verschiedene Instrumente ausprobieren und lernen dabei die Grundlagen des Instrumentenspiels. Besondere Bedeutung haben dabei die sogenannten „Orff-Instrumente“ – einfache Instrumente wie
- Rasseln,
- Klanghölzer,
- Trommeln,
- Kastagnetten,
- Xylophone und
- Triangeln,
Diese Instrumente sind leicht zu spielen, robust sind laden zum Ausprobieren und Experimentieren ein.
Bewegung und Tanz: Orff und Kneetman sahen Musik und Bewegung als Einheit. Kinder können ihre motorischen Fähigkeiten spielerisch entwickeln, indem sie sich zur Musik bewegen und durch kreative Bewegungsspiele ihre Fantasie anregen.
Unsere Podcastfolge die fünf Mythen der musikalischen Früherziehung mit Marion Böller
In dieser Podcast-Folge sprechen wir mit der erfahrenen Musikpädagogin Marion Böller von der Musikschule Lütte Skol über weitverbreitete Irrtümer in der musikalischen Früherziehung. Wir gehen spannenden Fragen auf den Grund: Ist es wirklich sinnvoll, ein Lied hundertmal zu wiederholen? Sind altershomogene Gruppen der Schlüssel für erfolgreichen Musikunterricht? Marion teilt wertvolle Einblicke und praktische Tipps, worauf Pädagoginnen und Pädagogen beim Musizieren mit Kindern besonders achten können.
10 einfache Ideen und Beispiele für die musikalische Früherziehung im Kindergarten
Die Integration musikalischer Elemente in den Kindergartenalltag ist vielfältig umsetzbar. Hier sind zehn kreative Ideen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Einige Aktivitäten lassen sich auch schon in der Krippe durchführen:
- Lieder singen: Gemeinsames Singen mit einfachen Liedern macht den Kindern großen Spaß und fördert den Zusammenhalt. Ein Auftritt vor Eltern und Großeltern, beispielsweise beim Sommerfest, kann den Stolz der Kinder zusätzlich steigern.
- Bewegungsspiele anbieten: Bewegungsspiele wie Tüchertanz oder Stopptanz machen mit Musik noch mehr Freude und fördern das Rhythmusgefühl.
- Geräusche erraten: Kinder lernen, verschiedene Klänge und Geräusche zu erkennen und zu unterscheiden. Dieses Spiel schult das Gehör und macht neugierig. Klappt super mit Alltagsgeräuschen, aber natürlich kannst du auch Tierstimmen oder Geräusche zu einem bestimmten Oberthema erraten lassen, zum Beispiel „Fahrzeuge“, oder „Instrumente“.
- Instrumente basteln: Mit Alltagsgegenständen wie Papprollen oder Gläsern lassen sich eigene Instrumente kreieren, die den Kindern Freude bereiten und ihre Kreativität fördern.
- Musikinstrumente entdecken: Kinder können verschiedene Instrumente kennenlernen und herausfinden, welche Klänge sie besonders mögen. Ein Besuch eines Kinderkonzerts könnte eine schöne Abschlussaktivität sein.
- Klanggeschichten hören und durchspielen: Klanggeschichten bieten die perfekte Möglichkeit, gleichzeitig Sprachfördrung und musikalische Früherziehung in der Kita zu verbinden. Die Kinder hören eine Geschichte und untermalen einzelne Wörter oder Sequenzen mithilfe von Instrumenten. So wird das Gehör geschult, aber ebenso die Konzentration.
- Rhythmen klatschen: Ein Lied durch klatschen zu begleiten verbessert das Rhythmusgefühl und macht vor allem richtig viel Spaß!
- Geräusche suchen: Du möchtest herausfinden, ob die Kinder deiner Gruppe gut hören? Dann verstecke eine tickende Eieruhr und die Kinder müssen möglichst schnell herausfinden, wo sich diese befindet.
- Geräusche-Memory basteln: Die Kinder befallen jeweils zwei gut verschließbare, identisch aussende Dosen mit Sand, Reis, kleinen Steinen usw. Nun gilt es herauszufinden, welche Dosen die selben Geräusche machen – gar nicht so einfach!
Malen nach Musik: Musik kann Stimmungen transportieren und Gefühlen Ausdruck verleihen. Die Kinder versuchen, das was sie hören kreativ auszudrücken und überlegen, welche Farben zu welchem Gefühl passen.
Fazit:
Musikalische Früherziehung öffnet Kindern die Tür zur Musikwelt und fördert sie in ihrer Entwicklung. Das Experimentieren mit Klängen und Geräuschen, mit Rhythmen und Melodien fördert zudem ihre Kreativität und bietet die Möglichkeit, auch bildungsbereichübergreifend tolle Angebote und Aktivitäten anzubieten.
Besonders gut ist die musikalische Früherziehung zudem geeignet, um inklusiv zu arbeiten, denn Musik kann Brücken bauen für Kinder, die zum Beispiel Förderbedarf im Bereich Sprache oder in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung haben.