Vorschularbeit im Kindergarten

 

Das letze Jahr im Kindergarten ist sowohl für die Kleinen als auch für Eltern und Erzieher eine aufregende, aber oft auch anstrengende Zeit. Die Vorschulkinder freuen sich in der Regel über ihre neue Rolle, genießen es, nun zu den „Großen“ zu gehören und blicken mit Spannung auf die baldige Einschulung. Aus pädagogischer Sicht warten im letzten Jahr vor dem Schulbesuch aber auch viele Herausforderungen auf die Kinder, wenn es darum geht den Übergang zwischen Kindergarten und Schule möglichst problemlos zu meistern. In vielen Einrichtungen findet ein spezielles „Vorschulprogramm“ statt, um die betreffenden Kinder altersgerecht zu fördern und um wichtige Kompetenzen zu stärken, die in der Grundschule benötigt werden.

 

Gibt es gesetzliche Grundlagen im Hinblick auf die Vorschule?


Bildung ist in Deutschland Ländersache und im Hinblick auf die Vorschularbeit existieren noch nicht einmal interne Gesetze oder Regelungen für die einzelnen Bundesländer. Das bedeutet: Jede Einrichtung entscheidet selbst, wie sie ihre Vorschulkinder fördern möchte – von einigen verpflichtenden Fördermaßnahmen wie zum Beispiel in Bezug auf die Sprache einmal abgesehen.  Das ist einerseits gut, denn so kann die Vorschularbeit an das individuelle pädagogische Konzept angepasst werden. Andererseits bedeutet das für Eltern und Kinder, dass die Qualität der Angebote und die Konsequenz bei der Umsetzung pädagogischer Prinzipien im Jahr vor der Einschulung je nach Einrichtung extrem unterschiedlich ausfällt. Zudem ist es noch nicht einmal Pflicht, dass Kinder überhaupt eine pädagogische Betreuungseinrichtung besuchen, bevor sie in die Schule gehen. Das sind in den meisten europäischen Ländern anders aus: In Österreich sind Eltern gesetzlich verpflichtet, ihr Kind zumindest im letzten Jahr vor der Einschulung im Kindergarten anzumelden. In der Schweiz existiert sogar eine Kindergartenpflicht ab dem vollendeten vierten Lebensjahr. In Deutschland wird von einigen Parteien zwar ebenfalls eine Kita-Pflicht für das letzte Jahr vor der Einschulung gefordert, bisher wurden entsprechende Gesetzesänderungen aber noch nicht auf den Weg gebracht. Einige Bundesländer, darunter NRW, versuchen Anreize für Eltern von Vorschulkindern zu schaffen, indem sie ihnen die Kosten für den Kindergartenbesuch im letzen Jahr vor der Einschulung erlassen. Trotzdem gehen Experten davon aus, dass es vor allem Kinder aus bildungsfernen Schichten sowie Kinder mit Migrationshintergrund sind, die nie einen Kindergarten besuchen bevor sie schulpflichtig werden. Das kann im Hinblick auf viele Lernbereiche ein Nachteil sein, besonders aber wenn es um Selbst- und Sozialkompetenz sowie um die Beherrschung der deutschen Sprache  geht.

 

Was beinhaltet eine gute Vorschularbeit? 

Ein Kindergarten ist und bleibt in Deutschland eine nichtschulische Institution. Das bedeutet, die Kinder sollen nicht unterrichtet, sondern auf andere Art und Weise gefördert werden. Es geht darum die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule gelingt. Wie eine Vorbereitung auf die Schule gelingt, kann ganz unterschiedlich aussehen. Und natürlich sind diesbezüglich auch die Eltern gefordert – kein Vorschulprogramm allein kann dafür sorgen, dass ein Kind die Herausforderungen, welche die Einschulung mit sich bringt, problemlos meistert. 
 

Folgende Entwicklungsbereiche sind wichtig, wenn es um die sogenannte „Schulfähigkeit“ geht:

  • Feinmotorik (die richtige Stifthaltung, die Fähigkeit, sich eigenständig an- und auszuziehen, eine Schleife binden zu können, das Vermögen, Buchstaben und zahlen zu schreiben usw.)
  • soziale und emotionale Kompetenz (Frustrationstoleranz, die Fähigkeit zu planen und sich selbst zu organisieren, Regelverständnis, Empathie, Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein, Problemlösungskompetenz usw.)
  • Kognitive Kompetenz (Zahlenverständnis, simultanes Erfassen von Mengen, Konzentrations- und Merkfähigkeit, die Fähigkeit, sich Sachwissen anzueignen, das Verständnis für sachliche Zusammenhänge, Interesse an Sachthemen usw.)
  • Sprachkompetenz (altersgerechter passiver und aktiver Wortschatz, die Fähigkeit, komplexe, grammatikalisch richtige Sätze zu bilden, die Fähigkeit, Gehörtes und Gesehenes in eigenen Worten wiederzugeben usw.)

 Auf Kindergartenpaedagogik.de findest Du weitere wissenschaftlich fundierte Überlegungen zu dem Thema, die auch entwicklungspsychologische Grundlagen aufgreifen:

 

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Wie können Kinder bestmöglich auf ihre zukünftige Rolle als Schulkind vorbereitet werden?


Die meisten Kompetenzen, die Kinder brauchen um für die Anforderungen in der Schule geröstet zu sein, lernen sie ganz nebenbei im Alltag in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen und der Umwelt. Trotzdem macht es Sinn, im letzten Kindergartenjahr ganz gezielte Angebote für die „Großen“ zu schaffen. Das hilft den Kindern, sich mit ihrer neuen Rolle und den baldigen Veränderungen in ihrem Leben auseinanderzusetzen. Früher arbeiteten viele Einrichtungen mit Arbeitsblättern, die von den Kindern gelöst werden mussten. Heute werden andere Ansätze verfolgt. Bestandteil der Vorschularbeit sind beispielsweise

  • Projektarbeit,
  • Ausflüge,
  • Arbeitsgemeinschaften,
  • gezielte Angebote zur Sprachförderung
  • die Übernahme besonderer Aufgaben (z.B. als Paten für jüngere Kinder)

Sinnvoll scheint es, dass Vorschulkinder besondere Rechte, aber auch Pflichten haben. So bietet es sich an, ihnen einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen oder, falls das aus Platzgründen nicht möglich ist, einen eigenen Bereich innerhalb des Gruppenraumes. Weitere Privilegien der „Großen“ könnten sein, zu dritt alleine auf dem Außengelände zu spielen, beim Kochen zu helfen, sich mit speziellem Material  zu beschäftigen usw.Gleichzeitig sind die Kinder in vielen Einrichtungen angehalten, sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit Aufgaben zu beschäftigen, die auf den ersten Blick nicht so leicht zu bewältigen sind, zum Beispiel einen Teppich zu weben oder ein Mandala auszugestalten. So lernen sie Durchhaltevermögen und erfahren, dass hin und wieder auch eine Anstrengung nötig ist, um etwas zu erreichen.Grundsätzlich aber gilt es, Selbstlernprozesse der Kinder anzuregen, ihre Interessen zu berücksichtigen und Kompetenzen zu stärken sowie ihnen mich Wertschätzung zu begegnen. Lernen soll Freude machen und die natürliche Neugier der Kinder gilt es zu nutzen.

 

 

Wer muss zusammenarbeiten, damit Vorschularbeit gelingen kann?


Um einem Kind einen guten Start in der Schule zu ermöglichen, müssen relativ viele Instanzen zusammenarbeiten. Wichtig ist grundsätzlich, aber besonders im Vorschuljahr, eine intensive und kooperative Zusammenarbeit zwischen den Eltern und den pädagogischen Fachkräften. Aber auch die Grundschulen sollten den Kontakt zu den vorschulischen Betreuungseinrichtungen suchen bzw. umgekehrt. In den meisten Bundesländern ist zudem das Gesundheitsamt involviert, wenn es um vorschulische Untersuchungen sowie um die Feststellung der Schulfähigkeit geht, weil eine ärztliche Schuleingangsuntersuchung erfolgen muss. Idealerweise finden zu Beginn und gegen Ende des Vorschuljahres Elterngespräche statt, in denen die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Kindes thematisiert wird. Viele Eltern ergreifen die Initiative und bitten von sich aus um ein entsprechendes Gespräch, aber einige Mütter und Väter müssen die Einrichtungen auch gezielt darauf ansprechen.

 

Folgende Fragen können in einem ersten Elterngespräch am Anfang des Vorschuljahres aufgegriffen werden:

  • Wie hat sich das betreffende Kind entwickelt, seit es die Einrichtung besucht?
  • Welche Interessen hat es? Wie sieht es mit Freundschaften aus?
  • Wie findet es sich mit seiner Rolle als Vorschulkind zurecht? Freut es sich grundsätzlich auf die Schule oder hat es Ängste? Worauf freut es sich im Vorschuljahr?
  • Nimmt das Kind an internen oder externen Fördermaßnahmen teil (z.B. Sprachförderung, Logopädie, Ergotherapie, Psychotherapie usw.)?
  • Welche Erwartungen und Wünsche haben die Eltern im Hinblick auf die Vorschularbeit?
  • Geben die Eltern ihre Erlaubnis, dass die Einrichtung sich mit der Grundschule über ihr Kind austauschen darf?
  • Wo sehen die Fachkräfte noch Entwicklungspotenzial bei dem Kind? Wie schätzen die Eltern die Schulfähigkeit ihres Sohnes/ihrer Tochter ein?
  • Steht eine vorzeitige Einschulung oder eine Rückstellung des Kindes im Raum?
  • Was können Eltern zu Hause tun, um ihr Kind im Alltag zu fördern und zu unterstützen? Welche Maßnahmen und Angebote plant die Einrichtung?

Gegen Ende der Kindergartenzeit sollte dann ein zweites Gespräch stattfinden, eine Art Abschlussgespräch. Eine Überlegung könnte sein, ob das Kind an diesem Gespräch teilnimmt – so erfährt es Wertschätzung und fühlt sich ernst genommen, weil die Erwachsenen nicht über- sondern mit ihm reden.

 

Wie werden Kinder mit besonderem Förderbedarf auf die Schule vorbereitet?


Grundsätzlich arbeiten heute fast alle Kindergärten integrativ. Das bedeutet, auch Kinder mit besonderem Förderbedarf müssen von den Fachkräften so gut wie möglich auf die Schule vorbereitet werden. In Bayern arbeiten die Einrichtungen besonders im Hinblick auf die Sprachförderung eng mit den Grundschulen zusammen. Neben den von den Erziehern ausgearbeiteten und durchgeführten Angeboten zur Förderung der (deutschen) Sprache kommen regelmässig Lehrkräfte aus den Grundschulen innerhalb des Einzugsgebietes, um in Kleingruppen Einheiten zur Sprachförderung durchzuführen.Kinder, die im Bundesland Bayern im Jahr bevor sie schulpflichtig werden neben der Sprache noch in anderen Bereichen Förderbedarf haben, können eine schulvorbereitende Einrichtung (SVE) besuchen. Dort werden sie gezielt gefördert, um nach einem Jahr an einer Regelschule aufgenommen zu werden.In Hamburg existieren im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern noch sogenannte „Vorschulklassen“. Diese werden von Kindern besucht, die schulpflichtig sind, bei denen bei der Sprachstandserhebung aber Defizite festgestellt wurden Einrichtungen wie die SVE in Bayern oder die Vorschulklassen in Hamburg werden heute vielfach von Experten kritisiert, weil Kinder mit Förderbedarf entgegen der aktuellen Bestrebungen im Hinblick auf Inklusion „aussortiert“ werden. Andererseits wird eine individuelle Förderung in Regeleinrichtungen aufgrund der angespannten Personalsituation einerseits und den gestiegenen Ansprüchen an die vorschulische Förderung andererseits immer schwieriger. Kinder im Vorschulalter zeigen immer größere Entwicklungsunterschiede in allen Bereichen auf – da ist es fast unmöglich jedes Kind angemessen zu fördern.

 

Bild: shutterstock_593433308

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