Träger fordern Kita Reform

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel in der Kita-Betreuung setzen große Kita-Träger in Nordrhein-Westfalen auf eine umfassende Reform der Erzieher-Ausbildung. Die aktuellen Personalengpässe könnten nach Meinung der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in NRW nicht mehr innerhalb des bestehenden Ausbildungssystems behoben werden. Daher schlagen sie vor, einen neuen Zugang zum Beruf zu schaffen, der es ermöglicht, durch praktische Tätigkeit in einer Kita einen zertifizierten Abschluss als pädagogische Fachkraft zu erlangen.
 

Stephan Jentgens, Kita-Experte bei der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege in NRW, erklärte gegenüber unserer Redaktion: "Wir glauben, dass man dem Fachkräftemangel nicht mehr innerhalb des Systems beikommen kann. Man muss außerhalb des Systems denken." Die vorgeschlagene Lösung sieht vor, dass interessierte Personen ohne spezielle Qualifikation in einer Kita beginnen können, beispielsweise als Hilfskraft oder sogar als Ehrenamtler. Die Kita würde die Lerninhalte nach und nach im Alltag an die Berufsanfänger vermitteln, die diese gleichzeitig in der Praxis anwenden - ein Ansatz des "Learning by doing". Nach erfolgreicher Absolvierung der Module würde der Abschluss als Erzieherin oder Erzieher verliehen.
 

Die Wohlfahrtsverbände schlagen vor, die Lerninhalte der klassischen Erzieher-Ausbildung in praxistaugliche Module aufzuteilen. Dieser Ansatz könnte neue Zielgruppen ansprechen, darunter Menschen, die sich keine traditionelle unbezahlte Ausbildung leisten können, ältere Personen, die einen Neuanfang suchen, oder Personen, die mit schulischen Strukturen nicht gut zurechtkommen.
 

Das Landesfamilienministerium von Josefine Paul (Grüne) äußerte sich zurückhaltend zu den Planungen und möglichen Vorteilen sowie Risiken des vorgeschlagenen Ausbildungswegs. Für das Jahr 2024 sei geplant, "den Grundstein für die Möglichkeit eines qualifizierten Quereinstiegs in den Kitabereich zu legen". Dabei solle der Einstieg vereinfacht werden, um Personen zu gewinnen, die bisher nicht über die erforderlichen Ausbildungsqualifikationen verfügen.
 

Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßt grundsätzlich die Idee der Wohlfahrtsverbände. Ayla Çelik, die Landesvorsitzende, betonte jedoch, dass die Qualitätsstandards für Fachkräfte keinesfalls herabgesetzt werden dürften. Eine mögliche Nachqualifizierung ausländischer Kräfte und die Schaffung von Chancen für Jugendliche, die während ihrer schulischen oder dualen Ausbildung eine zweite Chance erhalten könnten, seien jedoch positive Aspekte.
 

Es bleibt abzuwarten, wie das Konzept in der Zusammenarbeit mit Erzieherschulen in NRW und im Dialog mit dem Familien- und Schulministerium weiterentwickelt wird.

 

Quelle: https://rp-online.de/nrw/landespolitik/kita-traeger-fordern-reform-fuer-erzieher-ausbildung-in-nrw_aid-103414587

 

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