Die Schulfähigkeit spielt eine wichtige Rolle beim Übergang vom Kindergarten in die Schule, denn ein gelungener Schulstart bildet die Basis für die weitere Entwicklung und den langfristigen Bildungserfolg. Doch was muss ein Kind können, um als schulfähig zu gelten? Und wie wird die Schulfähigkeit getestet? In diesem Artikel erfährst du alles zu diesem Thema.
Was versteht man unter Schulfähigkeit? Definition und Bedeutung
Es gibt keine einheitliche Definition, was „Schulfähigkeit“ genau bedeutet. In aktuellen Fachbüchern werden Begriffe wie „Schulfähigkeit“ oder „Schulbereitschaft“ genutzt, um das alte Konzept der „Schulreife“ zu ersetzen. Schulfähigkeit ist also keine einfache Eigenschaft, die nur mit dem Alter eines Kindes zu tun hat. Es geht vielmehr darum, wie gut die Fähigkeiten eines Kindes zu den Erwartungen der Schule passen. Da die Anforderungen der Schulen nicht immer gleich sind und sich durch Lehrpläne und Richtlinien ändern können, ist Schulfähigkeit ein flexibles Konzept.
Die Schulfähigkeit entwickelt sich durch das Zusammenspiel von Kind, Eltern, Kindertagesstätte und Schule. Eine gute Förderung der Schulfähigkeit braucht die Kommunikation und Zusammenarbeit aller Beteiligten. Studien zeigen, dass auch die Lernmöglichkeiten in Familien und Kindertagesstätten eine wichtige Rolle spielen.
Was gehört zur Schulfähigkeit? Erforderliche Kompetenzen und Kriterien
Viele fragen sich, wann eine Schulfähigkeit vorliegt? Die Schulfähigkeit eines Kindes hängt von mehreren Faktoren ab.
Grundsätzlich liegt die Entscheidung, wann ein Kind in die Schule kommt bei den jeweiligen Bundesländern. Manchmal können auch jüngere Kinder eingeschult werden oder sechsjährige Kinder werden in Ausnahmefällen zurückgestellt, wenn die Eltern der Meinung sind, dass ihr Kind noch nicht schulreif ist.
Vor der Einschulung wird jedes Kind schulärztlich untersucht. Diese Untersuchung ist in allen Bundesländern üblich. Die genauen Verfahren und der Umfang der Untersuchung kann jedoch von Land zu Land unterschiedlich sein. In der Regel muss bei der Einschulung ein entsprechender Nachweis vorgelegt werden.
Darüber hinaus gibt es bestimmte Anforderungen, die Kinder erfüllen sollten, um als schulfähig zu gelten. Dazu gehören kognitive Fähigkeiten, soziale Kompetenzen, eine angemessene Arbeitshaltung und Motivation sowie eine gute körperliche Verfassung und grundlegende Basiskompetenzen.
Schulfähigkeit Checkliste: Alle Kompetenzen, die ein Kind im Kindergarten haben sollte, um als schulreif zu gelten:
Körperliche bzw. gesundheitliche Voraussetzungen
- körperliche Ausdauer, um schulischen Anforderungen, wie längeres Sitzen gerecht zu werden
- Selbstständigkeit wie das An- und Ausziehen oder der Gang zur Toilette
- gesundheitliche Bedürfnisse erkennen und entsprechend zu reagieren z. B. Durst zu stillen
Kognitive Voraussetzungen.
- Erkennen von Farben und Formen
- gute Merkfähigkeit
- Mengen erfassen (1-5)
- Verstehen und ausführen von mehrteiligen Aufträgen wie beispielsweise hole mir bitte die Puppe und ziehe ihr danach den roten Rock an
- Ausdauer und Konzentration (ca. 15-20 Minuten)
Motivationale Voraussetzungen
- Vorfreude auf die Schule bzw. Vorschule
- Motivation und Anstrengungsbereitschaft auch Dinge fertig zu bringen, die nicht sofort klappen
- Ein Spiel unterbrechen können/wollen wenn es Zeit ist für die Vorschule
Soziale und Emotionale Voraussetzungen
- Bereitschaft zu teilen
- Regeln akzeptzieren können
- Wünsche und Bedürfnisse anderer Kinder akzeptieren und achten
- Problemlose Trennung von den Eltern
Motorische Voraussetzungen
Feinmotorik
- Kleinere Gegenstände sicher greifen könne
- Ausmalen innerhalb der vorgegebenen Linie
- Auf einer Linie schneiden können
- Sichere Stifthaltung
Grobmotorik
- Stehen auf einem Bein
- „Hampelmann“ springen
- Selbständiges aus- und anziehen
- Selbständig auf Toilette gehen können
Sprachliche Voraussetzungen
- Inhalte einer kurzen Geschichte wiedergeben können
- eigene Bedürfnisse und Wünsche ausdrücken können
- Reimen
- Silben klatschen
Gut zu Wissen: Diese Liste ist noch lange nicht komplett und kann erweitert werden.
Wenn Schulkinder diese Fertigkeiten beherrschen, ist das für sie sehr hilfreich, um dem Unterricht ohne Probleme zu folgen. Das heißt jedoch nicht, dass ein Kind, das eine dieser Fertigkeiten nicht beherrscht, nicht in die Schule gehen kann.
Viele Lehrkräfte wünschen sich allerdings verstärkt, dass Kinder alltagspraktische Dinge beherrschen oder die Fähigkeit zum logischen Denken entwickeln. Dazu gehört beispielsweise, die Brotzeitdose selbstständig schließen zu können, pünktlich zum Schulstart zu kommen, die Schultasche selbstständig zu packen oder beim Ausmalen realistische Farben zu verwenden, wie etwa eine Sonnenblume gelb statt rosa anzumalen.
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Wie entwickelt sich die Schulfähigkeit bei Kindern?
Altersgerechte Entwicklungsschritte und Einflussfaktoren
Die Schulfähigkeit sollte nicht ausschließlich anhand der Fähigkeiten eines Kindes beurteilt werden, da Kinder in ihrem Entwicklungsstand, Temperament und ihrer Muttersprache unterschiedlich sind. Diese Unterschiede entstehen, weil sie in verschiedenen kulturellen und sozialen Umfeldern aufwachsen und unterschiedliche soziale Einrichtungen mit vielfältigen pädagogischen Ansätzen besuchen.
Um die Kinder bestmöglich in ihrer Schulfähigkeit zu unterstützen und den Übergang vom Kindergarten zur Grundschule zu erleichtern, ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig. Dabei sind nicht nur die Erziehungsberechtigten, sondern auch die Kita und die Schulen gefragt, gemeinsam an diesem Prozess mitzuwirken.
Wie wird die Schulreife eines Kindes getestet? Diagnose und Beurteilung der Schulfähigkeit
Vor der Einschulung wird das Kind von einem Schularzt untersucht. Diese Untersuchung prüft den Entwicklungsstand des Kindes, ob es bereit für die Schule ist und wie gut es körperlich belastbar ist. Nach der Untersuchung wird ein schulärztliches Attest ausgestellt.
Eltern von Kindern mit Behinderungen können sich zusätzlich ärztlich beraten lassen, um die beste Schulform oder vorbereitende Einrichtungen für ihr Kind zu finden. Auf Wunsch kann die Schulreifeuntersuchung auch in einer Kinderarztpraxis durchgeführt werden. Hierfür müssen die Eltern die Kosten jedoch übernehmen.
Was sind praktische Tipps zur Förderung der Schulfähigkeit?
Hier sind einige Beispiele für Spiele und Aktivitäten, die du in deinem pädagogischen Alltag integrieren kannst, um die Schulfähigkeit der Kinder zu fördern:
Förderung von sprachlichen Kompetenzen
- Vorlesen: Regelmäßiges Vorlesen von Bilderbüchern oder Geschichten fördert das Sprachverständnis und die Konzentration
- Gespräche führen: Spreche viel mit dem Kind, stelle Fragen und höre aufmerksam zu. Dies hilft, den Wortschatz und die Ausdrucksfähigkeit zu erweitern.
- Sprachspiele: Spiele wie Reimen, Wörter raten oder Sprachmemory fördern die Sprachentwicklung spielerisch
Förderung von motorischen Kompetenzen
- Feinmotorik: Basteln, Malen und Schneiden auf der Linie mit der Schere trainiert die Hand-Augen-Koordination
- Grobmotorik: Aktivitäten wie Klettern, Hüpfen und Ballspiele fördern die Körperbeherrschung und das Gleichgewicht
Förderung von sozialen Kompetenzen
- Gefühle benennen: Ermutige jedes Kind seine Gefühle zu benennen und zu beschreiben, z.B. „Ich fühle mich traurig, weil…“.
- Rollenspiele: Im Morgenkreis können beispielsweise verschiedene soziale Situationen nachgespielt werden z. B. ein Streit mit einem Freund. Hierdurch kann gelernt werden, sich in andere hineinzuversetzen und verschiedene Reaktionen auszuprobieren.
- Strategien zur Frustrationsbewältigung: Zeige den Kindern, wie sie mit Frustrationen umgehen können, z. B. durch Atemübungen, den Einsatz eines Wutballs oder das Benennen von Gefühlen
Förderung von motivationalen Kompetenzen
- Alltagsaufgaben: Lasse das Kind einfache Aufgaben übernehmen, wie Tisch decken oder sich alleine anziehen, dies fördert die Selbständigkeit
- Entscheidungen treffen: Gebe dem Kind die Möglichkeit, einfache Entscheidungen zu treffen, z. B. in welcher Spielecke es spielen möchte, was es von seiner Brotzeit als erstes essen darf
- Rituale und Struktur: Feste Abläufe geben Sicherheit und fördern die Selbstständigkeit, z. B. beim Zähneputzen oder Anziehen.
- Ziele setzen: Setzt gemeinsam kleine, erreichbare Ziele. Dies kann helfen, die Motivation zu steigern.
Förderung von kognitiven Kompetenzen - Puzzle und Gesellschaftsspiele: Diese fördern Geduld und die Fähigkeit, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren
- Ruhige Phasen einbauen: Zeiten für ruhige Aktivitäten wie Malen oder Bücher anschauen helfen, die Ausdauer zu steigern
- Zählen üben: Zählt im Alltag gemeinsam Gegenstände, z. B. Treppenstufen oder vorbeifahrende Autos
- Spiele mit Zahlen: Spiele wie "Wie viele sind es?" oder "Ich sehe was, was du nicht siehst" mit Mengen und Zahlen fördern das mathematische Verständnis
- Bauklötze und Legosteine: Beim Spielen mit Bauklötzen wird das Verständnis für Mengen und Formen geschult
Förderung von emotionalen Kompetenzen
- Gefühle ausdrücken: Ermutige das Kind, über seine Gefühle zu sprechen und diese zu benennen
- Lob und Ermutigung: Positive Verstärkung stärkt das Selbstbewusstsein und die Motivation des Kindes
- Sicherheit geben: Ein stabiles und liebevolles Umfeld ist wichtig für die emotionale Entwicklung.
Häufig gestellte Fragen zum Thema:
Was ist der Unterschied zwischen Schulreife und Schulfähigkeit?
Beide Begriffe bedeuten das gleiche. Jedoch wird der Begriff Schulreife heut nicht mehr so häufig verwendet.
Warum ist die Schulfähigkeit wichtig für den Schulerfolg?
Wenn ein Kind als schulreif gilt, kann davon ausgegangen werden, dass es den Anforderungen der Grundschule gerecht wird.
Was sind konkrete Tipps für den Übergang vom Kindergarten zur Schule?
- Gespräche über die Schule: Erzähle dem Kind regelmäßig, was es in der Schule erwartet. Sprecht über den Tagesablauf, neue Freunde und die Dinge, die es lernen wird.
- Besuch der Schule: Wenn möglich, besucht vorab die Schule. Zeige dem Kind das Gebäude, den Schulhof und vielleicht sogar das zukünftige Klassenzimmer.
- Tagesablauf üben: Beginne einige Wochen vor Schulbeginn damit, den zukünftigen Tagesablauf zu üben. Dazu gehören Vorschule, selbständiges Anziehen und eventuell der Weg zur Schule.
- Selbstständigkeit fördern: Ermutige das Kind, Aufgaben selbstständig zu übernehmen, wie zum Beispiel das Anziehen, das Packen des Rucksacks oder das Aufräumen der Spielsachen.
- Rollenspiele: Spielt typische Schulsituationen wie das Melden im Unterricht durch. So fühlt sich das Kind sicherer.
- Bücher über die Schule: Lies gemeinsam Bücher, die den Schulstart thematisieren. Dies kann helfen, Ängste zu reduzieren.
- Materialien besorgen: Lass das Kind bei der Auswahl der Schultüte mitentscheiden. Die Schultüte kann auch gemeinsam gebastelt werden.
- Schulweg üben: Geht gemeinsam den Schulweg ab und besprecht wichtige Punkte wie Ampeln oder gefährliche Stellen. Falls das Kind den Weg später alleine gehen soll, übt dies gemeinsam.
- Schulstart feiern bzw. Abschluss des Kindergartens feiern: Hier gibt es viele Möglichkeiten wie beispielsweise eine Vorschulübernachtung oder einen Ausflug nur mit den Vorschulkindern.
Gibt es Spezifische Förderprogramme und -methoden zur Förderung von Schulfähigkeit?
Es gibt sehr viele Programme, die auf den Markt sind und beispielsweise von verschiedenen Trägern, Firmen, Vereinen wie dem Kinderschutzbund oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung angeboten werden.
Bekannte Programme sind beispielsweise:
- Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung (BiSS)
- Würzburger Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit
- Marburger Konzentrationstraining für den Einsatz im Kindergarten, in der Vorschule und in der Arbeit mit entwicklungsverzögerten Kindern
Was sind konkrete Ideen für Elternabende und Informationsveranstaltungen zum Thema Schulfähigkeit?
Das wäre ein möglicher roter Faden für einen Info- Elternabend
Begrüßung (ca. 5 Min)
- Vorstellung der Referenten: evtl. kann ein Grundschullehrer eine Grundschullehrerin eingeladen werden.
- Ziel des Abends: Information der Eltern über die Schulfähigkeit und Unterstützungsmöglichkeiten.
Aktuelle Fakten zur Einschulung (ca. 10 Minuten
- Einschulungsdatum und Stichtage: Erläuterung des aktuellen Stichtages (Geburtsdatum) und der rechtlichen Vorgaben
- Flexible Einschulung: Besprechung der Möglichkeit einer vorzeitigen oder zurückgestellten Einschulung.
Was braucht das Kind im Kindergarten für die Vorschule? (15 Minuten)
- Grundlegende Fähigkeiten: Soziale Kompetenz, motorische Fähigkeiten, sprachliche Entwicklung und emotionale Reife.
- Fördermöglichkeiten im Kindergarten: Wie der Kindergarten die Entwicklung dieser Fähigkeiten unterstützt.
Kooperation zwischen Eltern und Kindergarten (15 Minuten)
- Elterngespräche: Bedeutung regelmäßiger Gespräche zwischen Eltern und Erziehern (extra Tipp: Terminiere das Elterngespräch so, dass es kurz vor der Einschulungsuntersuchung/Schuleinschreibung stattfindet)
- Möglichkeiten der Zusammenarbeit: Elternabende, Elternbriefe, gemeinsame Projekte
Vorschule im Kindergarten (20 Minuten)
- Inhalte und Methoden: Vorstellung der Aktivitäten, die im Kindergarten zur Vorbereitung auf die Schule durchgeführt werden (z.B. Sprachförderung, Zahlenverständnis, Förderung der Feinmotorik)
- Rolle der Eltern: Wie Eltern diese Prozesse zu Hause unterstützen können (z.B. durch Vorlesen, gemeinsames Spielen, Ermutigung zur Selbstständigkeit)
- No-Gos: Warnung vor übermäßigem Üben und falschem Lernen zu Hause (z.B. falsche Lautbildung bei Buchstaben)
Anforderungen der Sprengelschule (15 Minuten)
- Was erwartet die Schule? Besprechung der Fähigkeiten, die bei der Einschulung erwartet werden (z.B. Konzentrationsfähigkeit, grundlegende Sozialkompetenzen)
- Vorstellung der Schule: Evtl. kurze Vorstellung der Sprengelschule, falls ein Vertreter der Schule anwesend ist
Ablauf der Einschulung (10 Minuten)
- Vorbereitung: Welche Vorbereitungen sind nötig (Schultüte, Materialien)?
- Erster Schultag: Ablauf und organisatorische Hinweise zum Tag der Einschulung
- Eingewöhnung: Tipps, wie Eltern ihr Kind in den ersten Wochen unterstützen können
Offene Fragerunde/Schluss (15-20 Minuten)
- Möglichkeit für Eltern, Fragen zu stellen: Klärung von Unklarheiten und Diskussion von individuellen Anliegen
- Verabschiedung
Abschließend lässt sich festhalten, dass ein Kind nicht allein durch das Erlernen bestimmter Fertigkeiten schulfähig wird. Vielmehr spielt die Förderung und Unterstützung, die es bisher in der Familie und durch deine pädagogische Arbeit im Kindergarten erhalten hat, eine entscheidende Rolle.
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