Inhalt
- Was bedeutet „PiA-Ausbildung“?
- Wie ist die PiA-Ausbildung aufgebaut?
- Welche Voraussetzungen müssen Interessenten für PiA erfüllen?
- Wie viel verdient man während der PiA-Ausbildung ?
- Welche Vor- und Nachteile bietet die PiA-Ausbildung verglichen mit der klassischen Erzieherausbildung und der Ausbildung in Teilzeit?
- Gibt es Alternativen zur PiA-Ausbildung, wenn Interessent*innen während der Ausbildung finanzielle Unterstützung benötigen?
Die PiA-Ausbildung (kurz für „praxisintegrierte Erzieherausbildung“) wird seit 2012 angeboten. Vorreiter war das Land Baden-Württemberg, heute kannst du die PiA-Ausbildung zur Erzieherin ist fast alle Bundesländern absolvieren.
Der Grund für die große Nachfrage nach einem praxisintegrierten Ausbildungsmodell liegt auf der Hand: Die klassische drei- bis fünfjährige Erzieherausbildung wird nicht vergütet. Angehende Erzieher*innen erhalten lediglich im abschließenden Berufspraktikum ein Gehalt, weil sie das früher auch Anerkennungsjahr genannte Praktikum in Vollzeit in einer sozialpädagogischen Einrichtung ableisten.
Aufgrund des großen nach wie anhaltenden Fachkräftemangels in Krippen, Kitas und Horten bestand großer Handlungsbedarf, die PiA-Ausbildung für Erzieher soll das Erlernen des Erzieherberufs durch finanzielle Anreize attraktiver machen.
Nachfolgend beantworten wir dir alle wichtigen Fragen im Hinblick auf die praxisintegrierte Ausbildung in den verschiedenen Bundesländern.
Was bedeutet „PiA-Ausbildung“?
Der Begriff „PiA“ steht für „praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher*innen“. Anders als bei der klassischen Erzieherausbildung, welche in den ersten beiden Ausbildungsjahren ausschließlich schulisch erfolgt, sind die Studierenden bei der PiA-Ausbildung mit jeweils mindestens 20 Wochenstunden in einer sozialpädagogischen Einrichtung angestellt und erhalten für ihre Arbeit eine Vergütung.
Wie ist die PiA-Ausbildung aufgebaut?
Die PiA-Ausbildung zur Erzieherin dauert insgesamt drei Jahre. Interessenten müssen zu Beginn der Ausbildung einen Ausbildungsplatz in einer sozialpädagogischen Einrichtung nachweisen. Dort sind sie für die Dauer der Ausbildung fest als PiA-Praktikant*in eingestellt, meist im Umfang von 15 bis 20 Wochenstunden (variiert je nach Bundesland).
Darüber hinaus findet an ca. 20 Stunden pro Woche der fachtheoretische Unterricht statt. An einigen Fachschulen findet der Unterricht ab Mittag statt, während die Auszubildenden morgens in ihren Praxiseinrichtungen tätig sind. Andere Schulen haben sich für Blockmodelle entschieden, dort wechseln sich Theorie- und Praxistage ab (z.B. drei Tage Schule/zwei Tage Praxis pro Woche).
Vorgesehen ist zudem ein mehrwöchiges Praktikum in einer anderen Einrichtung, wer in einer Kita seine Ausbildung absolviert soll so die Möglichkeit erhalten einen Einblick in andere Arbeitsfelder zu erhalten (z.B. Hort, offene Ganztagsschule, Jugendeinrichtung).
In den Schulferien arbeiten die Praktikanten komplett in den Praxiseinrichtungen, haben jedoch einen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub. Einige Arbeitgeber gewähren zudem einen Sonderurlaub zur Prüfungsvorbereitung. Die PiA-Ausbildung zur Erzieher*in schließt nach drei Ausbildungsjahren mit einer umfangreichen Abschlussprüfung ab. Diese besteht je nach Bundesland und Lehrplan aus mehreren schriftlichen und ggf. einer mündlichen Prüfung sowie einem Kolloquium.
Grundsätzlich sind theoretische und praktische Inhalte bei der praxisintegrierten Erzieherausbildung noch enger miteinander verknüpft als bei der klassischen Fachschulausbildung.
Was die Lerninhalte angeht, so entsprechen diese der klassischen Erzieherausbildung. Häufig werden nicht mehr einzelne Fächer, sondern fachrichtungsbezogene Lernbereiche unterrichtet, z.B.
- Projektarbeit
- Professionalisierung der eigenen (Erzieher-) Persönlichkeit
- Bildung von Erziehungs- und Lernpartnerschaften
- Teamentwicklung
- Beziehungsaufbau zu Kindern und Jugendlichen
- Inklusion und Diversität usw.
Darüber erhalten die angehenden Erzieher*innen fachrichtungsbezogenen Unterricht in Deutsch/Kommunikation, einer Fremdsprache (z.B. Englisch), Politik/Gesellschaftslehre, Religion/Religionspädagogik usw.
Hier findest du die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer
Welche Bundesländer bieten die praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher*innen an?
Aktuell (Stand Februar 2022) bieten fast alle Bundesländer eine praxisintegrierte Ausbildung an.
PIA-Ausbildung in Bayern (ehemals OptiPrax)
PiA-Ausbildung in Berlin
Tätigkeitsbegleitende Erzieherausbildung in Brandenburg
PiA-Ausbildung in Bremen
PIA-Ausbildung in Hamburg (seit 2019)
PivA-Ausbildung in Hessen (praxisintegrierte vergütete Ausbildung)
PiA-Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern (seit 2017/2018)
PIA-Ausbildung in Niedersachsen (berufsbegleitende Teilzeitausbildung, vergütet)
PiA-Ausbildung in Nordrhein-Westfalen
PiA-Ausbildung in Rheinland-Pfalz
PiA-Ausbildung im Saarland (seit 2019/2020)
PiA-Ausbildung in Sachsen (bisher nur in Leipzig möglich)
PiA-Ausbildung in Sachsen-Anhalt (bisher keine PiA-Ausbildung möglich)
PiA-Ausbildung in Schleswig-Holstein (seit 2020)
PIA-Ausbildung in Thüringen (Modellprojekt seit Ausbildungsjahr 2021/2022)
Welche Voraussetzungen müssen Interessenten für PiA erfüllen?
Die Zugangsvoraussetzungen für die PiA-Ausbildung variieren leicht von Bundesland zu Bundesland. Immer erforderlich ist ein mittlerer Schulabschluss sowie entweder eine einschlägige Erstausbildung (Kinderpflege/Sozialassistenz) oder eine Hochschulzugangsberechtigung plus Praktikum. In einigen Bundesländern gelten Sonderregelungen für Quereinsteiger.
Weitere Infos dazu findest du hier:
Wie viel verdient man während der PiA-Ausbildung ?
PiA-Ausbildung und Gehalt: Lange war das in vielen Bundesländern ein Konfliktthema, weil es keine tarifliche Einordnung gab. Das ist seit einigen Jahren anders. PiA-Praktikant*innen erhalten eine tariflich festgelegte Vergütung. Das sind zur Zeit (Stand: Februar 2022)
im ersten Ausbildungsjahr ca. 1140 Euro brutto
im zweiten Ausbildungsjahr ca. 1202 Euro brutto und
im dritten Ausbildungsjahr ca. 1303 Euro brutto
Grundsätzlich werden PiA-Praktikant*inne nach TVAöD - BT – Pflege bezahlt. Träger, die nicht tariflich gebunden sind, orientieren sich in der Regel nach den im öffentlichen Dienst gezahlten Gehältern.
Welche Vor- und Nachteile bietet die PiA-Ausbildung verglichen mit der klassischen Erzieherausbildung und der Ausbildung in Teilzeit?
Die größten Vorteile der PIA-Ausbildung zur Erzieher*in liegen sicherlich in der engen Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis, der kompakten, vergleichsweise kurzen Ausbildungsdauer sowie in der gesicherten Vergütung vom ersten Ausbildungstag an. Die angehenden Erzieher*innen arbeiten fest angestellt in einer Kita oder in einem Hort, sind Teil eines Teams und lernen alle Arbeitsbereiche der sozialpädagogischen Praxis kennen. Theoretisch erworbenes Wissen kann und soll direkt in die Praxis umgesetzt werden.
Das ist eine große Chance, kann jedoch auch sehr anstrengend sein. Das wöchentliche Arbeitspensum ist bei der praxisintegrierten Ausbildung deutlich höher als bei der klassischen Fachschulausbildung, weil neben Theorie- und Praxisstunden jede Woche auch noch Zeit in die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie in die Vorbereitung auf Klausuren und Lernkontrollen investiert werden muss. Wer bereits Kinder hat oder Angehörige pflegt sollte sehr gut vernetzt sein, damit die Arbeitsbelastung nicht zu hoch wird. Viel Freizeit bleibt nicht, zumal die PiAs in den unterrichtsfreien Zeiten in Vollzeit in ihrer Einrichtung tätig sind.
Gibt es Alternativen zur PiA-Ausbildung, wenn Interessent*innen während der Ausbildung finanzielle Unterstützung benötigen?
Wer sich hauptsächlich aus finanziellen Gründen für die PiA-Ausbildung entscheiden möchte sollte wissen, dass auch für die klassische Erzieherausbildung ein Zuschuss zum Lebensunterhalt beantragt werden kann. Das sogenannte Aufstiegs-BAföG wird von Bund und Ländern finanziert und muss nicht nach Ausbildungsende zurückgezahlt werden. Gleiches gilt für das Schüler-BAföG, welches als staatliches Darlehen beantragt werden kann.
Auch Interessenten mit eigenen Kindern profitieren davon, denn das Aufstiegs-BAföG sieht weitere Zuschüsse für jedes Kind sowie für Alleinerziehende vor. Weitere Vorteile sind hohe Freibeträge und die Möglichkeit zusätzlich einem 450-Euro-Job nachzugehen.
Auch wichtig zu wissen: Das Elterneinkommen wird bei der Berechnung des Aufstiegs-BAföGs nicht berücksichtigt, lediglich das eigene Vermögen und Einkommen sowie das des Ehe- bzw. Lebenspartners.
Weitere Informationen zum Aufstiegs-BAföG sind hier zu finden:
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