Feinmotorik für Kita Kinder

 

Mit Messer und Gabel essen, schneiden, malen und schreiben, kleine Gegenstände greifen – all diese Fertigkeiten setzen eine gut funktionierende Feinmotorik voraus. Die Entwicklung der Feinmotorik zu fördern ist daher in Krippe Kindergarten ein wichtiges pädagogisches Anliegen für Erzieher*innen.

Es gibt zahlreiche Feinmotorik-Übungen und Spiele, die sich problemlos in den Alltag einbauen lassen. Einige möchten wir dir nachfolgend vorstellen. Zunächst aber soll es darum gehen den Begriff „Feinmotorik“ zu definieren und von der Grobmotorik begrifflich abzugrenzen.

Feinmotorik – Definition, Begriffsklärung und Beispiele

 

Bei der Feinmotorik handelt es sich um das zielgerichtete muskuläre Zusammenspiel von kleinen Muskelgruppen in Fingern und Händen, im Gesicht und in den Zehen.

Es geht also zum Beispiel um gezieltes Greifen von kleinen Gegenständen mit dem sogenannten Pinzettengriff. Dabei werden Daumen und Zeigefinger wie eine Pinzette zusammengeführt.

Eine ausgeprägte Mimik wäre ohne entsprechende Feinmotorik nicht möglich (Grimassen schneiden, lachen, zwinkern …).

Dass wir auf den Zehenspitzen laufen können verdanken wir ebenfalls unserer Feinmotorik, denn sie ermöglicht eine eigenständige Bewegungsleistung kleinerer Körperteile.

Eine besondere Form der Feinmotorik ist die Mund- und Zungenmotorik. Sie spielt eine große Rolle bei der Sprachentwicklung und muss gefördert werden, wenn Kinder eine logopädische Behandlung erhalten.

Bei der Feinmotorik geht es also um kompliziertere und differenziertere Bewegungsabläufe kleinerer Muskelgruppen, während unter dem Begriff Grobmotorik eher die gesamte Bewegung und Koordinierung des Körpers zusammengefasst wird (Laufen, Springen, Klettern usw.).

Es ist jedoch gerade das Zusammenspiel von Grob-und Feinmotorik, welches es dem Menschen ermöglicht komplexe Bewegungsabläufe umzusetzen, ohne dass es ihn besonders anstrengt. Daher muss man sich klar machen, dass es aus evolutionsbiologischer Sicht eine großartige Leistung darstellt, dass der Mensch in der Lage ist gleichzeitig zu sprechen, Mimik und Gestik gezielt einzusetzen und während des Gehens anzuhalten und beispielsweise eine Perle vom Boden aufzuheben. Kein anderes Lebewesen ist zu so einem komplexen gesamtmotorischen Zusammenspiel verschiedener Muskeln fähig.

 

Feinmotorik – Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren

 

In den ersten sechs Lebensjahren entwickelt sich die Feinmotorik bei Kindern kontinuierlich weiter. Mit der Einschulung sind alle Grundlagen vorhanden, so dass der Schriftspracherwerb beginnen kann. Wir haben für dich die wichtigsten Meilensteine in der Feinmotorik-Entwicklung chronologisch zusammen gefasst:

 

  1. Lebensjahr:
  • Gezieltes Greifen
  • Festhalten und loslassen von Gegenständen
  • Erkunden von Gegenständen mit dem Mund
  • Winken mit der Hand

 

  1. Lebensjahr:
  • Zeigen mit dem Zeigefinger
  • Pinzettengriff (teilweise noch nicht sicher)
  • Dinge in die Hand nehmen und weitergeben
  • Gegenstände werfen
  • mit Stift im Faustgriff Punkte und Linien malen

 

  1. Lebensjahr:
  • Auffädeln von großen Perlen
  • Stapeln von Bausteinen
  • Kritzeln im Faustgriff
  • Autos fahren lassen
  • Drehen eines Verschlusses
  • (weite) Hose, Mütze und evtl. Socken selbst anziehen
  • mit Gabel essen

 

  1. Lebensjahr:
  • mit Knete eine Rolle und eine Kugel formen
  • sicher mit Löffel und Gabel essen
  • mit Schere Papier zerschneiden
  • große Knöpfe zumachen
  • acht Bausteine stapeln
  • Schienen aneinander bauen
  • Schraubverschluss auf- und zudrehen
  • Kreise malen
  • Kopffüßler malen
  • Auf Zehenspitzen laufen
  • Dosierung des Drucks auf den Stift beim Malen

 

  1. Lebensjahr:
  • mit Schere auf einer Linie schneiden
  • Stift im Dreipunktgriff halten
  • Figuren mit Details malen (Finger, Haare, Augen, Nase, Mund, …)
  • sicher mit Kleber umgehen
  • Namen schreiben
  • Figuren Kneten
  • Formen nachmalen
  • Reißverschluss schließen
  • Alle Finger einzeln bewegen
  • Eigenständiges Anziehen aller Kleidungsstücke
  • Knopf annähen

 

  1. Lebensjahr:
  • Knoten und später Schleife binden
  • Buchstaben und Zahlen (ab-)schreiben
  • schwierige Formen auf der Linie ausschneiden
  • geschickter und sachgemäßer Umgag mit Werkzeugen
  • detailreiches Malen
  • Händigkeit ist festgelegt

 

Wichtig: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Viele der oben genannten feinmotorischen Fähigkeiten zeigen einige Kinder schon früher, andere später.

 

Feinmotorik-Spiele ab 1 Jahr – Feinmotorik fördern bei Babys und Kleinkindern

 

Nachfolgend haben wir für dich einige einfache Feinmotorik-Spiele für die Krippe zusammengefasst. Da Kleinkinder von sich aus lernen und neugierig ihre Umwelt erforschen ist es gar nicht notwendig bei Feinmotorik-Spielen für die Jüngsten gezielte Vorgaben zu machen oder Regeln aufzustellen. Es gilt, die Kinder einfach mit verschiedenen Materialien experimentieren zu lassen und lediglich darauf zu achten, dass sie sich nicht an Kleinteilen verschlucken.

 

  • große Holzpuzzleteile einsetzen
  • Fingerspiele
  • Große Farbperlen in farbige Schüsseln richtig einsortieren
  • Kneten
  • mit Fingerfarbe auf ein großes Blatt Papier malen
  • mit Rasierschaum auf einem Tisch matschen
  • große Bausteine stapeln
  • auf dem Außengelände mit Wasser und Sand experimentieren

 

Feinmotorik- und Schneideübungen zum Ausdrucken

 

Nutze  unser kostenloses Material, um die Feinmotorik der Kinder gezielt zu fördern. Das PDF enthält einige Übungen, darunter 2 Blätter mit Schneideübungen, 2 Blätter mit Schwungübungen für die Stifthaltung, 2 Blätter mit Zahlenbildern zum Ausmalen, um die Hand-Augen-Koordination zu verbessern. Lade dir hier die Arbeitsblätter herunter.

 

Feinmotorik trainieren Arbeitsblätter für Kinder

 

Feinmotorik-Übungen für Kinder im Kita-Alter

 

Grundsätzlich ist es so, dass Kinder ohnehin im Alltag ständig ihre Feinmotorik fördern ohne dass du als Erzieher*in sie dazu motivieren musst. Eine vorbereitete Umgebung sorgt für eine attraktive Atmosphäre, die zum Experimentieren und Lernen anregt.

Folgende Feinmotorik-Spiele sind nur einige Beispiele für Material, welches sich idealerweise auf Lern-bzw. Aktions-Tabletts für die Kinder gut erreichbar in Regalen aufbewahren lässt. So können sie sich selbst damit beschäftigen, ohne dass es es einer ausführlichen Erklärung oder Anleitung bedarf.

Achtung: Achte aber darauf, dass du Kleinkinder nicht alleine lässt, wenn sie mit verschluckbaren Kleinteilen spielen!

 

Feinmotorik-Spiele für Kinder ab zwei Jahren:

 

  • Reis/Bohnen/Erbsen mit einem Teelöffel von einer Schüssel in eine andere löffeln
  • Perlen auffädeln
  • mit einer Pinzette verschiedenfarbige Perlen sortieren
  • Kinetic-Sand oder alternativ Knete als Freispiel-Impuls anbieten
  • Puzzle mit bis zu acht Teilen

 

Feinmotorik-Spiele für drei- und vierjährige Kinder:

 

  • Wasser mithilfe einer Pipette von einem Becher in einen anderen umfüllen
  • farbige Wäscheklammern an farblich passende Pappstücke klammern
  • Wäsche auf einer Leine/auf einem Wäschestände aufhängen (geht auch nebenbei in der Puppenecke)
  • verschiedene Gegenstände (Perlen, Knöpfe, Büroklammern, …) mit einer Pinzette in einem Sortierkasten einsortieren
  • Puzzle mit 30 bis 50 Teilen

 

Feinmotorik fördern bei Fünf- und Sechsjährigen:

 

  • Zick-Zack-Muster an der Linie exakt ausschneiden und aufkleben
  • Knoten/Schleife üben (zum Beispiel an Schuhen, Montessori-Rahmen)
  • zu verschiedenen Schlössern unterschiedlicher Größe den passenden Schlüssel finden und Schlösser dann öffnen
  • Parcours (in der Turnhalle oder draußen) auf Zehenspitzen absolvieren
  • Knopf annähen

 

Tipp: Es gibt kaum eine bessere und für Kinder motivierende Art und Weise spielerisch die Feinmotorik zu trainieren als mit Fingerspielen. Unter folgendem Link findest du Fingerspiele für jedes Alter und zu jedem Thema:

 

https://www.heilpaedagogik-info.de/fingerspiele.html

 

Feinmotorik trainieren – Auswirkungen auf die Sprache

 

Logopäden und Sprachtherapeuten stärken häufig zunächst die Zungen- und Mundmuskulatur bei ihren kleinen Patienten, bevor sie an der Sprache selbst arbeiten. Viele Mundmotorik-Übungen lassen sich auch im Kindergarten prima umsetzen:

 

  • mit einem Strohhalm trinken
  • Watte mit einem Strohhalm pusten
  • Grimassen schneiden
  • Zunge rollen
  • mit der Zunge die Nasenspitze berühren
  • „Zähne putzen“ mit der Zunge
  • Zunge hinter die vorderen Schneidezähne klemmen und 30 Sekunden dort lassen
  •  Luftballons aufpusten
  • Kerzen auspusten
  • Zungenbrecher aufsagen („Zehn zahme Ziegen ziehen zehn Zentner Zucker zum Zoo“)

 

Die Übung helfen Zunge, Lippen und Mund zu lockern. Das ist wichtig für die Bildung der unterschiedlichen Laute und für die Artikulation.

 

Tipp: Die Liste der Spiele und Übungen in diesem Artikel ist natürlich nicht vollständig. Sicher hast du noch viele weitere Ideen. Eventuell lohnt es sich diese im Team zu sammeln und für alle pädagogischen Fachkräfte zugänglich zu machen.

Bild: Shutterstock_126500930

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