Inhalt
- Was ist Natur und Waldpädagogik?
- Welche Betreuungsformen bei der Natur- und Waldpädagogik gibt es?
- Welche Ziele gibt es in der Waldpädagogik?
- Welche Spiele und Materialien gibt es in der Waldpädagogik?
- Welche Ausbildung brauche ich um als Fachkraft nach der Waldpädagogik zu arbeiten?
- Welche Fortbildungen gibt es im Bereich der Waldpädagogik?
- Wie finanziert sich ein Wald- und Naturkindergarten?
- Wie sieht der Tagesablauf im Waldkindergarten aus?
Umweltbildung als Bildungsbereich hat im Laufe der Zeit eine perspektivische Ausweitung erfahren, dies bestätigt auch die Anzahl der gegründeten Waldkindergärten. In Schweden sind beispielsweise ca. 15 Prozent der pädagogischen Einrichtungen Waldkindergärten. Aber auch in Deutschland gibt es mittlerweile über 1000 Waldkindergärten. Sie gelten als die innovativste Bildungseinrichtung im Vorschulalter. In einem Lebensraum, der nicht reizüberflutet ist, können innere Kräfte und Grenzen besser wahrgenommen, erprobt und erweitert werden und die Kinder können beim Spielen in der freien Natur ihre Entwicklungsschritte selbst besser erfahren. Aber welche Ziele gibt es in der Waldpädagogik? Und wie sieht der Alltag in einem Waldpädagogik Kindergarten aus? Im folgenden Text erfährst du alles zum Thema.
Was ist Natur und Waldpädagogik?
Die Idee kommt aus Dänemark. In den 50-iger Jahren betreute Ella Flatau aus Sölleröd zunächst ihre eigenen Kinder und dann auch Nachbarskinder. Sie ging mit ihnen oft in den Wald. Hieraus entstand eine Elterninitiative für den ersten Waldkindergarten. 1968 wurde auch in Deutschland der erste Waldkindergarten gegründet. Die Kinder werden bei dieser Form der Pädagogik mindestens 3- 4 Stunden täglich im Naturraum unabhängig vom Wetter betreut. Die Zielsetzung der pädagogischen Arbeit ist vergleichbar mit denen von Regelkindergärten. Kern der pädagogischen Praxis sind jedoch Erfahrungs- und Erlebensmöglichkeiten des Naturraums. Pro Gruppe sind ca. 15 bis 20 Kinder vorgesehen, die von mindestens zwei Pädagogen betreut werden. In manchen Bundesländern sind bis zu 22 Kinder zugelassen.
Welche Betreuungsformen bei der Natur- und Waldpädagogik gibt es?
Es gibt verschiedene Betreuungsformen, die in der pädagogischen Konzeption verankert werden können:
Reiner Natur- und Waldkindergarten:
- 4- 6 Stunden Betreuungszeit
- ein Schutzraum, wie beispielsweise ein Bauwagen ist verpflichtend
- es gibt ein Alternativprogramm bei Minustemperatur ab - 6 Grad oder gefährlichen Witterungsbedingungen
integrierter Waldkindergarten:
- Regelkindergarten, mit konstanter Waldgruppe
- täglich verbrachte Zeit im Wald liegt bei 3 bis 4 Stunden
- meist feste und konstante Gruppen
- alternativ bestehen „offene“ Gruppen (Wechsel der Gruppen im Rahmen eines Rotationssystems
Welche Ziele gibt es in der Waldpädagogik?
Wissenschaftliche Studien kommen zu der Erkenntnis, dass der pädagogische Ansatz positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder hat. Die Aufenthalte in der Natur haben Auswirkungen auf:
- Förderung der Grob- und Feinmotorik durch vielfältige Bewegungsmöglichkeiten
- Wahrnehmungsförderung: Stille erfahren oder Naturgeräusche wahrnehmen
- Immunsystem wird durch die vielen Stunden im Freien gestärkt
- Förderung der Eigenverantwortlichkeit über körperliches Wohlbefinden (z. B. sich vor Kälte schützen
- Förderung der Kreativität durch spielzeugfreie Zone
- Prägung der Persönlichkeit und das individuelle Verhältnis zur Natur, durch die tägliche Auseinandersetzung der Kinder mit der Natur und dem Miterleben des jahreszeitlichen Rhythmus
- Lernen erfolgt in ganzheitlichen Zusammenhängen
- Kinder lernen durch Entdeckungen und Forschen
Welche Spiele und Materialien gibt es in der Waldpädagogik?
Der Wald ist für viele Kinder sehr faszinierend, da er vielerlei Materialien zum Forschen, Entdecken und Spielen, aber auch viel Raum für die verschiedensten Spiele bietet. Es gibt keine vorgefertigten Spielsachen. Als Spiel- und Baumaterial dienen Materialien wie Steine und Äste, Wasser und Matsch, Moos, Baumstämme und alles, was die Natur zu bietet hat. All diese Dinge regen zum selbstständigen Gestalten und Experimentieren an, da sie kein vorgefertigtes Erscheinungsbild haben. So können sich eigene Bilder entwickeln und diese in eigene Handlungen umgesetzt werden.
Hier findest du noch ein paar Anregungen fĂĽr Wald Spiele:
- Waldwichtelgesichter legen (die Kinder können mit Naturmaterialien, die sie im Wald gesammelt haben, Fantasiegestalten legen)
- Fühlspiele: Augen werden verbunden, Kinder müssen gesammelte Gegenstände wie Zapfen, Eicheln usw. erfühlen
- Suchspiele: Stoffbeutel werden mit Gegenständen wie Zapfen, Steine, Blätter befüllt, jedes Kind zieht reihum einen Beutel und sucht dann den „Zwilling“ vom Gegenstand aus dem Beutel in der Umgebung
- Zapfenwerfen: jedes Kind sammelt 2 bis 3 Zapfen, es darf ab der Abschusslinie geworfen werden. Wer am weitesten wirft hat gewonnen
- Finde den Unterschied: es muss bei zwei scheinbar identischen Bildern der Unterschied gefunden werden. Verwende dabei dünne Äste als Rahmen (um das Bild einzugrenzen). Die zwei Rahmen liegen nebeneinander auf den Boden. Es werden zwei gleiche Waldgegenstände gesammelt und jeweils in die Rahmen gelegt. Bei einem Bild fehlt ein Gegenstand. Das Kind muss erraten welcher das ist.
- Schnitzeljagdt: Es braucht hier kaum Vorbereitung. Überlege dir, ob du einen Schatz verstecken möchtest und wo die Hinweise liegen sollen. Falls du dafür keine Zeit hast, findest du hier ein Paar Aufgaben, die die Kinder meistern müssen. (Suche einen schönen Wanderstock, Sammle vier unterschiedliche Blätter, finde einen rauen Gegenstand, Sammle eine Eichel, suche ein rotes Blatt, finde einen Käfer, suche nach einer Spur)
- Mikado: Versuche einen Ast aus dem Asthaufen (Äste wurden vorher kreuz und quer auf dem Boden liegend angebracht) ohne einen anderen Ast zu berühren herauszuziehen. Ziel des Spieles ist es, möglichst viele Äste zu besitzen.
Welche Ausbildung brauche ich um als Fachkraft nach der Waldpädagogik zu arbeiten?
Deine Aufgabe als Fachkraft in einem Wald- und Naturkindergarten ist die Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder. Um als Fachkraft in einem Wald- Naturkindergarten arbeiten zu können, musst du die Ausbildung zur Erzieherin/Ausbildung zum Erzieher oder der Ausbildung zur Kinderpflegerin/ zum Kinderpfleger absolvieren. Auch ist es von Vorteil, wenn du für den Bereich Natur- und Waldpädagogik qualifiziert bist.
Generell gibt es aber auch einige Anforderungen, die du als Fachkraft mitbringen solltest:
- positive Einstellung zur Natur
- Spaß an Aufenthalten in der Natur unabhängig von der Witterung
- Umfassendes Fachwissen über die Natur (z. B. Giftpflanzen, Lebewesen des Waldes, Wetterveränderungen)
Welche Fortbildungen gibt es im Bereich der Waldpädagogik?
Es gibt einige Fortbildungen für Erzieher, die du in dem Bereich der Waldpädagogik absolvieren kannst. Dauer und Kosten sind abhängig von dem jeweiligen Anbieter.
- Weiterbildung Wildnispädagogik https://www.waapiti.com/weiterbildungen/wildnispaedagogik-i/
- Weiterbildung in Natur- und Umweltpädagogik im Fernstudium
- Studium Natur- und Umweltpädagogik
- Zertifikat Waldpädagogik https://zertifikat-waldpaedagogik.de
Wie finanziert sich ein Wald- und Naturkindergarten?
Die Waldkindergärten werden meist von eingetragenen Vereinen getragen, die sich von staatlichen Zuschüssen, Beiträgen und Spenden finanzieren. Du als Fachkraft bist somit eine Angestellte des Vereins. Es gibt auch Pädagogen, die den Waldkindergarten selbst betreiben und mit den Eltern der betreuten Kinder privatrechtliche Verträge abschließen. Die Kosten entsprechen denen eines Regelkindergartens mit ortsüblichen Unterschieden.
Wie sieht der Tagesablauf im Waldkindergarten aus?
Der Tag in einem Waldkindergarten ist abwechslungsreich und bietet viele Möglichkeiten zum ganzheitlichen Lernen.
- Bringzeit
- Morgenkreis
- Besuch eines von mehreren festen Waldplätzen
- Freispielzeit am Waldplatz (jeder Platz hat seine Toilettenecke)
- Frühstückszeit (Hände werden an einem mitgebrachten Wasserspender gewaschen
- Zweite Freispielphase
- Angeleitete Aktivität
- RĂĽckkehr zum Abholplatz
- Abholung der „Halbtagskinder“
- Mittagessen fĂĽr Ganztageskinder
- Freispielzeit bei kalter Witterung im Schutzraum
- Abholung
Gut zu Wissen: An jedem Platz gibt es eine Toilettenecke oder einen festen Toilettenplatz. Die Hände werden an einem mitgebrachten Wasserspender gewaschen
Quellen: Raimund Pousset: Handwörterbuch für Erzieherinnen und Erzieher von Raimund Pousset, 2010, Cornelson Verlag
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