Überalterung der  Kita Fachkräfte

Erzieher und Kinderpfleger sind im Durchschnitt über 50 Jahre alt:
Junge, engagierte Pädagogen, die kein Problem damit haben auch mal eine Stunde lang mit U3-Kindern auf dem Boden zu spielen oder in der Turnhalle zu toben sucht man in den meisten Kitas und Krippen vergeblich. An mangelnder Motivation liegt das nicht zwingend, eher an der Altersstruktur der meisten Teams. 2017 waren 173.000 Kita-Fachkräfte 50 Jahre oder älter – im Jahr 2006 waren es nur knapp 70.000. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 50 Prozent innerhalb von 15 Jahren. Angesichts des ohnehin schon gravierenden Fachkräftemangels ist das alarmierend, denn irgendwann müssen auch diejenigen Erzieherinnen und Kinderpfleger in Rente gehen, die ihren Beruf so lange wie möglich ausüben wollen. Besonders ist Ostdeutschland ist der Anteil der über 50-jährigen in Krippen und Kitas sehr hoch: Er liegt aktuell bei 36 Prozent. Im Westen sind es 27 Prozent.

 

Pädagogische Fachkräfte werden dringend gebraucht – und gehen immer später in Rente

 Der Grund für diese zumindest in Teilen alarmierende Entwicklung: Erzieherinnen und andere in der Frühpädagogik tätige Fachkräfte gehen immer später in Rente, weil sie die dadurch entstehenden Lohneinbußen fürchten. Zudem versuchen Träger und Einrichtungsleitungen, ältere Mitarbeiter solange wie möglich zu beschäftigen, da sie befürchten die frei werdenden Stellen nicht oder nicht zügig neu besetzen zu können. Gerade in Ballungsräumen fehlt es einfach an Personal, so dass die Einrichtungen froh sind, wenn reife Fachkräfte zwischen 50 und 65 Jahren nicht wie noch vor ein paar Jahren üblich aufgrund der körperlichen Belastungen früh in Rente gehen. Aus gesundheitlicher Sicht ist das allerdings schwer zu vertreten, denn trotz zahlreicher präventiver Maßnahmen, zum Beispiel im Hinblick auf Lärmschutz, stellt die Arbeit in Krippen und Kitas gerade für ältere Fachkräfte eine erhebliche gesundheitliche Belastung dar.

 

Viele ältere Mitarbeiter haben Probleme den Anforderungen zu genügen

Natürlich ist es nicht per se schlecht, wenn in einem Kita-Team viele erfahrene Fachkräfte arbeiten, solange sie motiviert bei der Sache sind. Und selbstverständlich gibt es auch zahlreiche dynamische Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen jenseits der 50, die sich gesund und fit genug fühlen um den körperlichen Belastungen im Krippen- und Kita-Alltag gewachsen zu sein. Oft leiden aber schon Erzieherinnen und andere pädagogische Fachkräfte mit Mitte 30 an Rückenbeschwerden, weil sie den ganzen Tag Kinder tragen, wickeln und auf kleinen Stühlen sitzen. Da scheint es nur verständlich, wenn Kolleginnen und Kollegen über 50 Probleme damit haben den Anforderungen an die tägliche Arbeit in vorschulischen Einrichtungen gerecht zu werden. Neben den körperlichen Beschwerden heben viele ältere Fachkräfte Probleme die heute geforderten Standards im Hinblick auf die pädagogische Arbeit umzusetzen. Entwicklungssdokumentationen am PC formulieren, sich online für eine Fortbildung anmelden oder ein Medienprojekt durchführen: Was für junge Erzieherinnen oft kein Problem ist, weil sie mit Computer und Internet aufgewachsen sind, bereitet älteren Kolleginnen und Kollegen häufig Schwierigkeiten. Oft ist es schwierig ihnen im Alltag genug Zeit zur Verfügung zu stellen, um die vermeintlichen Defizite auszugleichen. So entsteht Stress und nicht selten kommt es zudem zu Konflikten zwischen jüngeren und älteren Teammitgliedern.

 

 

Der Fachkräftemangel belastet alle Beteiligten

Die Zahlen belegen, wie komplex die Auswirkungen des Fachkräftemangels in pädagogischen Einrichtungen bereits heute sind und vor allem in Zukunft sein könnten. Ältere Mitarbeiter können nicht in Rente gehen, weil sie sich verantwortlich fühlen für „ihre“ Kinder und Kollegen. Gleichzeitig leiden sie oft, weil sie den heutigen Anforderungen nicht gerecht werden können und sich zudem gesundheitlich eigentlich nicht mehr in der Lage fühlen permanentem Geschrei ausgesetzt zu sein und Kinder auf die Wickelkommode zu heben. Oft bleiben solche Aufgaben dann an den jüngeren Kollegen hängen, was zu Unmut führen und das Arbeitsklima belasten kann. Auch im Hinblick auf den Umgang mit Eltern eine gute, konstruktive Ebene zu finden, scheint für viele ältere Fachkräfte schwierig zu sein, weil sich Erziehungsstile und -methoden im Laufe der Zeit ändern. Wenn die Betreuungsqualität also in den nächsten Jahren zunehmen und sich nicht verschlechtern soll, so müssen die Verantwortlichen eindeutig auch die Altersstruktur der Kita-Beschäftigen im Blick behalten und den drohenden Fachkräftemangel nicht als isoliertes Problem begreifen.

 

Quellen: Die Zahlen und Daten stammen aus Analysen des „Fachkräftebaromters Frühe Bildung“. Dieses Institut untersucht regelmäßig die Arbeitsmarktsituation von im frühpädagogischen Bereich tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und veröffentlicht entsprechende Studien, auch im Bereich Aus- bzw. Weiterbildung, Qualifizierung und Vergütung.

 

Stand der Informationen: März 2018

 

 

 

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