Turnstunde in der Kita

 

Das Turnen im Kindergarten nimmt einen wichtigen Stellenwert innerhalb der verschiedenen Bildungsbereiche ein, den gerade Klein- und Vorschulkinder lernen nachweislich überwiegend durch Bewegung und durch das eigene Tun.

Das Turnen im Kindergarten fördert nicht nur die Körperwahrnehmung: Grob- und Feinmotorik werden geschult, Ausdauer, Kraft, Koordination und Körperspannung verbessert. Die pädagogischen Ziele beim Turnen mit Kita-Kindern können also ganz unterschiedliche Schwerpunkte haben

Gerade für Berufsanfänger ist die Planung und Durchführung von Turn- und Bewegungsangeboten aber gar nicht so leicht, da nicht zuletzt aufgrund von Sicherheitsaspekten einiges beachtet werden muss.

Wir haben versucht nachfolgend alle wichtigen Fragen rund um das Thema „Turnen im Kindergarten“ zu beantworten. Darüber hinaus findest du in diesem Artikel konkrete Tipps und Ideen für die Planung und Umsetzung von Turn- und Bewegungsangeboten für unterschiedliche Altersgruppen.

 

Planung und Durchführung von Turnangeboten – so gehst du vor

 

Bevor es los gehen kann mit dem Kita-Turnen solltest du für dich selbst einige wichtige Fragen klären:

 

  • Wie groß ist die Turnhalle – steht für die Turnstunde im Kindergarten nur ein Turnraum innerhalb der Einrichtung zur Verfügung oder möglicherweise eine größere Schulturnhalle?
  • Wie viele Kinder sollen gleichzeitig Turnen gehen – die ganze Gruppe oder nacheinander mehrere Kleingruppen?
  • Wie viel Zeit steht zur Verfügung?
  • Wie alt sind die Kinder mit denen du tunst?
  • Sollen sich die Kinder zum Turnen umziehen?
  • Gehst du alleine zum Turnen im Kindergarten, oder wirst du von einer Kollegin/einem Kollegen unterstützt?
  • Welche Geräte bzw. welches Material steht zur Verfügung?
  • Welche pädagogischen Ziele möchtest du beim Turnen erreichen? Welchen Förderschwerpunkt setzt du?

 

Grundsätzlich gilt: Die meisten Kinder gehen sehr gerne turnen, es ist nicht schwer sie zu motivieren. Eine Herausforderung ist aber Struktur in eine Turnstunde im Kindergarten zu bringen, gut organisiert zu sein und allen Kindern gerecht zu werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der der Sicherheit: Beim Turnen im Kindergarten ist die Verletzungsgefahr natürlich höher als beim Freispiel in der Gruppe.

Nachfolgend haben wir einige Tipps für dich zusammengestellt die dir bei der Planung und Umsetzung von Turneinheiten helfen:

 

  1. Das Turnen in Kleingruppen ist meistens effektiver und für dich besser zu organisieren. Ideal ist eine Gruppengröße von sechs bis zehn Kindern. Wenn du viele Zwei- und Dreijährige zum Turnen mitnimmst und diese sich umziehen sollen, dann reichen auch vier bis fünf Kinder. So kannst du besser Hilfestellung leisten und jederzeit deiner Aufsichtspflicht nachkommen.
  2. Plane ausreichend Zeit zum Turnen ein, idealerweise mindestens 45 Minuten, wenn ältere Kinder sich umziehen müssen und 60 Minuten für die Jüngeren.
  3. Bereite die Halle vor der Turneinheit in Ruhe vor. Es ist in der Praxis unmöglich gleichzeitig Kindern beim Umziehen zu helfen und einen Parcours aufzubauen. Auch das Abbauen sollte nicht im Beisein der Kinder erfolgen, schon allein wegen der Verletzungsgefahr.
  4. Besprich wichtige Regeln vor dem Turnen mit den Kindern. Eine könnte beispielsweise lauten, dass erst geturnt wird wenn alle fertig umgezogen sind. Ziehen die Kinder in der Halle ihre Sportsachen an, müssen diese zusammengefaltet und aus dem Weg geräumt werden, damit keine Stolperfallen entstehen.
  5. Wenn du dich alleine mit den Kindern im Turnraum aufhältst, dann plane die Turneinheit dementsprechend. Vermeide möglicherweise gefährliche Stationen bei einem Parcours, die du dauerhaft beaufsichtigen musst oder die immer eine Hilfestellung deinerseits erfordern.
  6. Idealerweise gehst du gemeinsam mit einer Kollegin/einem Kollegen turnen – gerade wenn du noch unerfahren bist. Achte ansonsten darauf, dass immer jemand in Rufweit ist, damit du beispielsweise ein verletztes Kind versorgen kannst.
  7. Achte darauf, dass die Kinder sich am Anfang der Turnstunde aufwärmen. Das gelingt zum Beispiel mit Bewegungsspielen. So erwärmen sich die Muskeln und das Verletzungsrisiko sinkt.
  8. Je jünger die Kinder sind, desto weniger Vorgaben solltest du machen. Zweijährige können mit Regelspielen noch nichts anfangen, sie haben Spaß daran sich frei zu bewegen, zu klettern, zu balancieren oder sich einfach mit Material zu beschäftigen, dass zum Ausprobieren einlädt (Bälle, Reifen, Luftballons, Tücher …)
  9. Es muss nicht immer die Turnhalle sein: Gerade bei schönem Wetter kannst du das Turnen auch auf das Außengelände verlegen und zum Beispiel dort mit einem Schwungtuch arbeiten, einen Parcours aufbauen oder, je nach Alter der Kinder, ein kleines Fußballspiel in die Wege leiten.
  10. Grundsätzlich solltest du immer die Bedürfnisse und das Interesse der Kinder im Blick haben: Welche Art von Bewegung ein Kind braucht ist sehr vom Alter abhängig. Beobachte die Kinder deiner Gruppe genau und versuche dann gezielt vorzugehen bei der Planung von Turn- und Bewegungsangeboten.

 

Tipp: Nach und nach wirst du Routine entwickeln, was die Planung und Durchführung von Turnstunden im Kindergarten angeht. Wichtig ist, dass das Kita-Turnen eine festgelegte Struktur hat, damit kein Chaos ausbricht und du die Übersicht nicht verlierst. Fertige Stundenbilder fürs das Turnen im Kindergarten können da gerade zu Beginn eine große Hilfe sein.

 

Turnen mit 2-Jährigen im Kindergarten- was du unbedingt beachten solltest

 

Mit Kleinkindern im Kindergarten turnen zu gehen kann schnell zu einer Herausforderung werden. Es fängt schon beim Umziehen an: Kein zweijähriges Kind schafft es sich im Winter seine Strumpfhose alleine aus- und vor allem wieder anzuziehen.

Gerade am Anfang des Kita-Jahres macht es Sinn, wenn die Jüngsten erst einmal in ihrer Alltagskleidung die Turnhalle erkunden dürfen. Sie bekommen so die Möglichkeit erst einmal den Raum auf eigene Faust zu erkunden. Schnell wirst du merken, dass man keine Geräte braucht um die Bewegungsfreude bei Zweijährigen anzuregen. Stelle erst einmal Bälle zur Verfügung und beobachte, was die Kinder damit tun. Auch Matten unterschiedlicher Dicke sind gut geeignet zum Toben und Springen.

Später kannst du dann kleine Bewegungslandschaften aufbauen. Achte darauf, dich an den motorischen Fähigkeiten der jüngsten Kinder zu orientieren- viele Kleinkinder sind noch etwas wackelig auf den Beinen. Sie können zudem Gefahren und die eigene körperliche Leistungsfähigkeit noch nicht richtig einschätzen. Wenn du vermeiden möchtest, dass die Kinder an der Sprossenwand bis nach oben klettern, dann aber nicht alleine hinunter kommen oder im schlimmsten Fall sogar stürzen, solltest du genau abwägen welche Turn- und Klettermöglichkeiten du zur Verfügung stellst.

Geeignete Spiel- und Bewegungsmaterialien für Zweijährige sind zum Beispiel

 

  • Langbänke zum Balancieren
  • kleine Kästen um sich hineinzusetzen oder zum Springen
  • Rutschen, die sch an niedrigen Kästen befestigen lassen
  • Schaumstoffblöcke zum Bauen
  • Matten aller Art
  • schiefe Ebenen
  • Hüpftiere und Fahrzeuge für den Innenbereichen
  • Tücher
  • Luftballons

 

Wichtig: Auch die Kleinsten sollten immer barfuß turnen – im Sommer wie im Winter! Im Hinblick auf die psychomotorische Entwicklung sind Füße ebenso wichtig wie Hände um die taktile Wahrnehmung zu verbessern und die eigene Umgebung zu erkunden. Barfuß haben Kinder einem festen Stand, die Rutsch- und damit auch die Verletzungsgefahr wird minimiert.

 

Turnen im Kindergarten- Ideen für unterschiedliche Geräte

 

Turnen im Kindergarten mit Bällen

 

  • Bälle rollen, werfen, schießen,
  • Zielwurf: Bälle in umgedrehten Kasten werfen (Variation: Entfernung erhöhen, unterschiedlich schwere Bälle werfen),
  • Hase und Jäger: Der Jäger versucht die Hasen mit einem weichen Ball abzuwerfen. Wer getroffen wurde setzt sich auf die Bank

 

Turnen in der Kita mit Reifen

  • Reifen rollen,
  • über Reifen springen,
  • ein Reifen fehlt: Jedes Kind bekommt einen Reifen. Die Reifen werden in der Turnhalle verteilt und die Kinder setzen sich in den Reifen auf den Boden. Dann laufen die Kinder um die Reifen herum durch die Halle und ein Reifen wird entfernt. Fällt ein bestimmtes Kommando oder stoppt die Musik sucht sich jedes Kind einen Reifen und setzt sich hinein. Wer keinen Reifen findet scheidet aus. Die nächste Runde beginnt, wieder wird ein Reifen entfernt

 

Turnen mit Seilen

  • auf Seilen balancieren,
  • Seil springen (jeder für sich oder gemeinsam mit einem großen Seil),
  • Parcours mit Seilen legen,
  • unter Seilen durch kriechen,
  • an Seilen hoch klettern

 

Tipp:

Einen ausführlichen Beitrag zum Turnen im Kindergarten mit dem Schwerpunkt Bewegungsbaustelle findest du hier:

 

https://www.erzieherin-ausbildung.de/praxis/u3-bewegungsspiele-sonstige-leitfaeden-alltagshilfen-vorschulkinder/bewegungsbaustelle

 

Turnen im Kindergarten- Spiele für alle Fälle

 

Feuer, Wasser, Erde:

 

Die Kinder laufen durch die Halle. Beim Kommando „Wasser“ flüchten sie sich auf eine große Matte, bei „Feuer“ auf eine Bank und bei „Erde“ legen sie sich flach auf den Boden.

 

Fischer, Fischer, welche Fahne weht heute?

 

Der Fischer steht an der einen Seite der Halle, die anderen Kinder ihm gegenüber auf der anderen Seite. Die Kinder rufen: „Fischer, Fischer welche Fahne weht heute?“

Der Fischer nennt eine Farbe. Die Kinder, welche die ganze Farbe in ihrer Kleidung finden dürfen die Strecke bis zur gegenüberliegenden Wand gehen, die anderen müssen laufen und dem Fischer ausweichen, der versucht sie zu fangen. Wer gefangen wurde wird ebenfalls zum Fischer.

 

Matten rutschen:

Für große Hallen: Es werden zwei Teams gebildet, die sich jeweils nebeneinander an eine Wand stellen. In der Mitte der Halle liegen zwei Weichbodenmatten. Auf ein Kommando laufen beide Teams los und werfen sich mit dem ganze Körper auf die eigene Matte. Das Team, dessen Matte zuerst bis an die Wand rutscht hat gewonnen.

 

Wettrennen mit Teppichfliesen:

 

Es werden zwei oder drei Teams gebildet. Jedes Team bekommen pro Person eine Teppichfliese plus eine weitere. Ziel ist nun, die Fliesen nach vorne weitergegeben um von einer Wand der Halle zur anderen zu kommen. Hier sind Schnelligkeit und eine gute Kommunikation gefragt. Das Team, welches zuerst auf der anderen Seite der Halle ankommt hat gewonnen.

 

Parcours mit Rollbrettern:

 

Die Kinder bilden Teams und müssen zwei vorher aufgebaute identische Parcours mithilfe von Rollbrettern durchfahren. Die Kinder liegen auf dem Bauch auf den Brettern, müssen sich mit den Händen vorwärts bewegen. Wer den Parcours durchfahren hat gibt das Rollbrett an das nächste Teammitglied weiter. Das Team, dessen Mitglieder zuerst alle den Parcours durchfahren haben, hat gewonnen.

 

Checkliste: Turnen im Kindergarten

 

Planung und Vorbereitung für das Kita-Turnen:

 

  • Vor der ersten Turneinheit in einer Einrichtung: Inspektion der Halle/des Turnraums und des Materials
  • Überlegung: Turnen in der Großgruppe oder in Kleingruppen? Ältere und jüngere Kinder getrennt von einander?
  • Förderschwerpunkte setzen: Kraft, Ausdauer, Balance, Koordination, Teamfähigkeit usw.
  • Kollegin/Kollegen um Unterstützung bitten – ist das nicht möglich, Kinderzahl niedrig halten und nicht zu viele Geräte aufbauen, die Hilfestellungen erfordern
  • Eventuell Turnraum reservieren – Absprache im Team
  • Eltern informieren, Kinder Turnsachen mitbringen lassen (bequeme Hose und Shirt)

 

Durchführung von Turn- und Bewegungseinheiten:

 

  • Raum/Halle vorbereiten, Material bereit stellen, Geräte aufbauen
  • Erste Einheit mit kleinen Kindern eventuell ohne Anziehen von Turnsachen (barfuß!)
  • Ab der zweiten Turnstunde: Umziehen in der Gruppe oder in der Halle selbst, Kleidung aus dem Weg räumen lassen um Stolperfallen zu vermeiden
  • Bevor es richtig losgeht: Regeln erklären oder mit Kindern gemeinsam erarbeiten, zum Beispiel erst turnen, wenn alle fertig sind, nie auf Socken turnen usw.
  • Zeit im Blick behalten: Je jünger die Kinder sind, desto mehr Zeit brauchen sie zum Umziehen, gerade im Winter
  • Begrüßungslied/Einstieg
  • Aufwärmen: eventuell Laufspiele und Dehnübungen durchführen, damit sich Muskeln erwärmen
  • Während der Turneinheit: Regeln erklären und durchsetzen (wegen Verletzungsgefahr besonders wichtig), Hilfestellungen geben (zum Beispiel beim Balancieren), Kinder aufmerksam beobachten

 

Nach der Turnstunde im Kindergarten:

 

  • Eventuell Abschlussspiel und Abschlussreflektion der Kinder
  • Kinder umziehen lassen
  • Kinder in die Gruppe begleiten und Wasser anbieten
  • Turnhalle aufräumen
  • Eigene Reflexion: Wie wurden die Spiele/Bewegungselemente angenommen? Entsprachen die Spiele/Bewegungsangebote dem Entwicklungsstand der Kinder? Konnten die Kinder im Hinblick auf ihre motorische Entwicklung davon profitieren? Passte die Zusammenstellung der Kindergruppe? Wie wurde die eigene Rolle erlebt – gab es Momente der Unsicherheit?
  • Nächste Turneinheit planen unter Berücksichtigung der vorherigen Erfahrungen

 

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