Tür und Angel Gespräch

 

Die kleine Maja hat schlecht geschlafen und kommt deshalb schon müde und quengelig in der Kita an.

Henrys Mama hingegen möchte von seiner Erzieherin wissen, ob es gestern Streit gab, denn zu Hause hatte sie einen Kratzer auf der Hand ihres Sohnes entdeckt.

Und der Vater von Toni teilt mit, dass der Kleine heute ausnahmsweise von der Oma abgeholt wird, weil beide Eltern beruflich stark eingebunden sind.

Tür- und Angel- Gespräche bieten im Kindergarten eine wichtige Möglichkeit des Austausches zwischen Eltern und Kita-Personal. Im Krippenbereich sind sie noch wichtiger, weil Kleinkinder noch nicht in der Lage sind zu erzählen was sie erlebt haben und was ihnen gerade auf der Seele liegt. Das müssen Eltern und Fachpersonal im gegenseitigen Austausch übernehmen, damit es Wohl jedes Kindes jederzeit im Blick gehalten werden und eine vertrauensvolle Bildungs- und Erziehungspartnerschaft aufgebaut werden kann. Tür-und-Angel-Gespräche heißen deshalb so, weil sie in der Praxis tatsächlich meist im Türrahmen des Gruppenraumes stattfinden.

 

Was sind Tür- und Angel- Gespräche?

 

Tür- und Angel-Gespräche im Kindergarten und in der Kita sind kurze Dialoge zwischen den Erziehungsberechtigten und dem pädagogischen Fachpersonal. Sie können morgens während der Bringphase oder Nachmittags stattfinden, wenn ein Kind abgeholt wird. Inhalt dieser Gespräche können sein:

 

Bringphase

 

  • Wie hat das Kind geschlafen? Ist am Vortag/Wochenende etwas passiert, was das Kind beschäftigt? Ist es müde, kränklich oder hat es Sorgen?
  • Wird das Kind von jemand anderem oder zu einer anderen Zeit abgeholt? Wer holt das Kind ab? Liegt eine Abholberechtigung vor?
  • Muss beim Wickeln/Toilettengang etwas beachtet werden? Beginnt das Kind beispielsweise mit dem Toilettentraining?
  • Ist den Eltern bei ihrem Kind etwas aufgefallen, was auf einen Vorfall in der Kita zurückzuführen sein könnte (Streit zwischen Kindern, ein kleiner Unfall, …)

 

Abholphase

 

  • Womit hat sich das Kind den Tag über beschäftigt?
  • Wie und was hat es gegessen?
  • Wie war seine Stimmung? Wirkte es ausgeglichen oder lustlos, war es müde, kränklich oder aggressiv?
  • Gab es Konflikte oder Auseinandersetzungen?
  • Wie häufig wurde das Kind gewickelt? Gab es Auffälligkeiten (Verstopfung, dünnen Stuhl, …)
  • Hat das Kind geschlafen? Wenn ja, wie lange?

 

Ein Tür-und Angel-Gespräch dient dem persönlichen Austausch zwischen Eltern und Kita und ist wichtig, damit beide Seiten das Verhalten eines Kindes tagesaktuell richtig einschätzen können. Kommt ein Kind schon müde in der Kita an ist es vielleicht sehr quengelig, braucht besondere Zuwendung und muss möglicherweise schon früher einen Mittagsschlaf halten als die anderen Kinder.

Auch im Hinblick auf die Organisation des Alltags sind solche kurzen Gespräche für beide Seiten, Kindergarten und Eltern, sehr wichtig. Weiß die Gruppenleitungen beispielsweise, dass ein Kind früher abgeholt wird, kann es dieses rechtzeitig zum Anziehen schicken. Wird es von einer anderen Person als üblich abgeholt informiert sie die Kollegin, die an diesem Tag den Spätdienst übernimmt. Aus Elternsicht sind Tür-und-Angel-Gespräche wichtig, weil sie Vertrauen schaffen. Eltern möchte sich darauf verlassen können informiert zu werden, wenn ihr Kind im Kindergarten häufig geweint hat, sich das Knie aufgeschlagen hat oder häufig das Mittagessen verweigert.

 

Wie lassen sich Tür-und-Angel-Gespräche im Alltag gut organisieren?

 

Fachkräfte, die gerade mit Eltern im Gespräch sind, können nicht gleichzeitig hinter ihnen das Geschehen in der Gruppe im Auge behalten. Deshalb sollten in Zeiten, in denen viele Kinder gebracht werden, möglichst mindestens zwei Erzieher*innen anwesend sein. Während du die Kinder in Empfang nimmst, kann deine Kollegin/dein Kollege dafür Sorgen, dass die Aufsichtspflicht gewährleistet ist.

In Kitas mit einem offenen oder teiloffenen Konzept kann es sinnvoll sein im Flur eine Art „Empfangpult“ einzurichten. Dieses ist während der Bring- und Abholphasen mit einer Fachkraft besetzt, welche Fragen beantwortet, die Kinder begrüßt und in Empfang nimmt und diese am Nachmittag wieder den Eltern übergibt. Eine Liste zum Ankreuzen und Platz für individuelle Notizen erleichtert die Übersicht darüber welche Kinder bereits da oder schon abgeholt sind. Diese Liste ist auch für den Einsatz in Regelkindergärten sinnvoll, damit Informationen von den Eltern nicht untergehen und später auch an die Kollegen weitergeben werden können.

 

Wann reichen Tür- und Angel-Gespräche in der Kita nicht mehr aus?

 

Das Tür-und Angel-Gespräch im Kindergarten dient wirklich nur dem kurzen Informationsaustausch. Entwicklungsgespräche sollten hingegen nicht auf dem Flur stattfinden, sondern in ruhiger Atmosphäre an einem vorher festgelegten Termin.

Wenn du also merkst, dass Eltern etwas Wichtiges auf dem Herzen liegt oder du selbst Gesprächsbedarf im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes hast, so solltest vorschlagen einen gesonderten Termin ausmachen. Manche Themen sollten generell nicht dort besprochen werden, wo jeder zuhören kann – hier ist Empathie und Fingerspitzengefühl gefragt. Gerade wenn du merkst, dass Eltern sehr aufgewühlt und wütend sind ist es wichtig, dass du um einen gesonderten Gesprächstermin für ein Elterngespräch bittest. So kannst du dich besser vorbereiten, offene Fragen klären und dir eventuell Rückendeckung bei deiner Leitung holen.

 

Was gilt es beim Tür- und Angel-Gespräch noch zu beachten?

 

Folgende Punkte solltest du berücksichtigen, wenn du beim Führen von Tür-und-Angel-Gesprächen professionell vorgehen möchtest:

 

  • Diskretion bewahren:

Sprich leise und ruhig mit den Eltern – nicht jeder im Flur muss über Verdauungsprobleme einzelner Kinder aufgeklärt werden. Heikle Themen sollten generell lieber in einem geschützteren Rahmen besprochen werden.

 

  • Freundlich sein und wirkliches Interesse signalisieren:

Auch wenn der Alltag in einem Kindergarten hektisch und mal frustrierend sein kann – Eltern erwarten, dass du ihnen mit Freundlichkeit begegnest und ihre Anliegen ernst nimmst. Sie geben ihr Kind in fremde Hände und wollen es gut aufgehoben wissen. Daher: Auch wenn es nur ein Kratzer war, den ein Kind nach einem Sturz davongetragen hat, sollten Eltern davon erfahren.

 

  • Auf Klarheit und Verständlichkeit der Aussagen achten:

Nutze eine klare Sprache, wenn du mit Eltern redest. Erkläre kurz, warum beispielsweise die Einrichtung heute früher schließt oder das Kind eine andere Hose trägt als noch am Morgen, aber vermeide ausufernde Gespräche und Rechtfertigungen. Lasse Fachausdrücke weg und sei präzise, wenn du um etwa bittest.

 

  • Positives Feedback geben:

Gerade nach anstrengenden Tagen neigen wir dazu die Dinge nur negativ zu sehen. Sicher gibt es aber auch etwas Positives zu berichten, wenn sich Eltern über ihr Kind und dessen Verhalten erkundigen. So schaffst du eine gute Basis für eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit.

 

  • Haltung und Körpersprache berücksichtigen:

Begegne Eltern stets auf Augenhöhe, denn sie sind die Experten für ihr Kind. Verschränkte Arme wirken abweisend und unfreundlich, ein Lächeln hingegen schafft Nähe und entschärft auch schwierige Gesprächssituationen.

 

  • Bei Bedarf Zeit gewinnen:

Nicht alle Fragen kannst du sofort beantworten. Manchmal musst du vielleicht die Einrichtungsleitung um Hilfe bitten, Rücksprache mit Kollegen halten oder dich selbst erst einmal informieren. Bevor du eine falsche Auskunft gibst ist es immer besser Zeit zu gewinnen - gerade als Berufsanfänger*in oder dann, wenn du neu im Team bist.

 

  • Längere Diskussionen vermeiden:

Lasse dich während eines Tür-und-Angelgesprächs im Kindergarten nicht auf längere Diskussionen ein. Das erzeugt nur Stress auf allen Seiten, weil Zeit und Raum dafür in Bring- und Abholphasen einfach nicht eingeplant ist. Wer einen erhöhten Gesprächsbedarf hat kann gerne einen Termin mit dir oder der Einrichtungsleitung vereinbaren.

 

  • Die eigene Situation erklären:

Manchmal passieren Fehler im hektischen Kita-Alltag oder Informationen werden nicht weitergegeben. Kein Problem, solange du dazu stehst und die Eltern dafür sensibilisierst. Diese können nicht immer wissen welche Herausforderungen das Fachpersonal täglich zu bewältigen hat. Sätze wie: „Es tut mir leid, dass ich heute ihren Sohn zu spät gewickelt habe, aber wir haben extremen Personalmangel und sehr viele Wickelkinder in der Gruppe.“ werden sicher die meisten Eltern zumindest etwas beruhigen.

 

  • Einsicht zeigen und Kritik annehmen:

Professionell zu agieren bedeutet auch Kritik anzunehmen und Fehler zuzugeben. Das hilft, damit Tür-und-Angel-Gespräche in Kitas nicht eskalieren.

 

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